Himmel über Paris
Louis Denavaut renovierte die Maisonette-Wohnung eines Künstlerpaares

Louis Denavaut liebt das Spiel mit Gegensätzen. Ihm gefallen geschlossene Räume, die etwas Monumentales in sich tragen, Dialoge zwischen Technologie und Ästhetik sowie gewagte Kombinationen von Farben und Formen. „Klare Kontraste verleihen jedem Ort eine starke Persönlichkeit“, meint der Innenarchitekt und Designer. Nach diesem Leitmotiv renovierte er auch eine Wohnung im Herzen von Paris.
Mit seinen unkonventionellen Vorstellungen von Raum entwarf Louis Denavaut schon luxuriöse Kosmetikboutiquen in asiatischen Metropolen, experimentierte in Bürokomplexen und arbeitete als Interiorberater für Louis Vuitton, bevor er 2018 seine eigene Agentur für Architektur und Design in Paris gründete. Seitdem gestaltet der Franzose immer wieder Apartments, wie jüngst die Maisonette-Wohnung eines Künstlerpaares im ersten Arrondissement von Paris. „Gründlich renoviert“ werden sollte das ehemalige Atelier, das seit den Siebzigerjahren architektonisch unangetastet war.
Vom Bullauge zum Panoramafenster
Seine Auftraggeber*innen hegten vor allem den Wunsch nach mehr Einfall von Tageslicht, den ihnen Louis Denavaut durch die Vergrößerung eines kleinen, runden Fensters erfüllte: Insgesamt viereinhalb Meter Fensterfront sorgen nun nicht nur für maximalen Lichteinfall, sondern bieten zudem einen atemberaubenden Blick auf eine Kuppel der Église Saint-Roch, einer der größten Kirchen der französischen Hauptstadt. Aber auch durch den Bau eines Zwischengeschosses aus Glas und Stahl sorgte Denavaut für zusätzliche Raumtransparenz. „Ich wollte außerdem viel weiße Farbe. Ursprünglich wollte ich auch alle Holzverkleidungen der Treppe weiß anstreichen. Aber dann stellte ich fest, dass die hellen Naturpigmente des Eichenholzes ganz unaufdringlich die weißen Farbflächen durchbrechen und für visuelle Abwechslung sorgen“, erklärt der Innenarchitekt.
Raumatmosphäre nach Maß
Bei der Einrichtung setzte Louis Denavaut dagegen nicht auf Intuition, sondern auf akribisch geplante Maßanfertigungen: Aus Sperrholzplatten gestaltete er eine Doppelsitzbank mit großen Lederkissen für den Salonbereich, alte Kreuzfahrtschiffe inspirierten ihn beim Bau des Treppengeländers und die marmorierte Kücheninsel erinnert an Säulen im benachbarten Louvre. Seine persönliche Handschrift verlieh Denavaut dem Projekt Saint-Roch jedoch durch das räumliche Wirken von Gegensätzen. Dazu jonglierte er auf der gesamten Wohnfläche mit so unterschiedlichen Materialien wie Stahl, Glas und Holz, aber auch mit strengen Formen und verspielten Stilelementen. Besonders deutlich wird dieses ausdrucksstarke Zusammenspiel zwischen Küche und Bad, wo Louis Denavaut schräge Maserungen mit vertikal strukturierten Glasflächen konfrontierte.
Widersprüche und Highlights
Aber auch das dunkel gehaltene Badezimmer selbst präsentiert sich auf den ersten Blick wie ein visueller Widerspruch zum hell und transparent gestalteten Wohnbereich. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, wie wunderbar die glänzenden Oberflächenstrukturen der schwarzen Zellige-Fliesen mit Waschbecken und Wasserhähnen im Art-déco-Stil harmonieren. Louis Denavauts ganz persönliches Highlight ist allerdings das neu installierte Panoramafenster. „Es bietet einen Ausblick wie aus einem fliegenden Flugzeug, an dem Sonne, Mond und Wolken vorbeiziehen“, schwärmt der Franzose. „Besonders spektakulär wird es, wenn heftige Sommergewitter den Himmel über Paris erleuchten“.
FOTOGRAFIE Christophe Coënon Christophe Coënon
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