Projekte

Hof mit Herz

Ein Künstlerpaar lässt sich in Kalifornien vom norwegischen Architekturbüro Mork-Ulnes ein Haus nach seinen Vorstellungen bauen.

von Judith Jenner, 08.08.2016

Vor elf Jahren ließen Lars Richardson und Laila Carlsen das stressige Stadtleben von San Francisco hinter sich und zogen ins ländliche Sonoma, das nördlich der kalifornischen Bucht von San Pablo liegt. Ein 1,2 Hektar großes Anwesen sollte von nun an der Wohn- und Arbeitsplatz des mit skandinavischer Kunst handelnden Unternehmers und der Malerin werden.

Platz für Kreativität
Die Kreativität der beiden drückt sich nicht nur in ihrer Arbeit, sondern auch in ihrem Wohnstil aus. Zusammen mit dem norwegischen Architekten Caspar Mork-Ulnes erweiterten sie die Gebäude auf ihrem über 1000 Quadratmeter großen Anwesen immer wieder um Anbauten, die ihrem Stil und ihren Bedürfnissen entsprachen. „Wir wollten innen und außen eine Umgebung schaffen, die bequem, interessant und attraktiv ist, einen Ort, der einem nachhaltigen Lebensstil entspricht“, sagt Laila Carlsen.

Von der Scheune zum Atelier
2010 entstand daher der erste Neubau, den die Bauherrn „die Scheune“ nennen. Er befindet sich tatsächlich auf dem Fleck, an dem früher Heu getrocknet und Landmaschinen untergestellt wurden, wobei von seiner ursprünglichen Struktur wenig übrig geblieben ist. Denn statt Traktoren lagern jetzt Kunstwerke, Sammlerstücke und Andenken in den adäquat klimatisierten Räumen. Große Fenster liefern in einem Atelier Licht zum Malen und Arbeiten. Die größte Herausforderung bei diesem Gebäude war es laut Architekten, die Anforderungen eines Ateliers in die Struktur und Anmutung einer alten Scheune zu verpacken. Um an den Stil des landwirtschaftlichen Hauses anzuknüpfen, bediente er sich eines intelligenten Kniffs und stellte das charakteristische Giebeldach quasi auf den Kopf. Die bodenhohen Fenster zur Terrasse hin geben den Blick frei auf das Gelände. Sie ermöglichen eine natürliche Ventilation in dem weitgehend schadstofffrei erbauten Holzhaus. Die Türen sind so groß bemessen, dass durch sie problemlos Kunstwerke passen. Insgesamt hat die neue Scheune die gleichen Maße wie die alte und eine Wohnfläche von 232 Quadratmetern. Aus Liebe zu dem alten Holz des 100 Jahre alten Vorgängerbaus ließen die Bauherrn eine Seite des Neubaus mit Material der früheren Fassade verkleiden. Aus ehemaligen Eckpfeilern zauberten sie einen Kleiderschrank.

Amöbenhafter Anbau
Zwei Jahre nach Fertigstellung entschieden sich die Bauherrn, ihre „Scheune“ zu erweitern. Diesmal sollte ein Pavillon für gemeinsame Abendessen mit Freunden, der den Spitznamen Amöbe erhielt, hinzukommen. Auf 67 Quadratmetern entstand eine Küche samt Essbereich. Sie stellt gestalterisch einen organischen Gegenpart zur rustikalen Scheune dar. Fast wirkt es, als wolle das Gebäude die Natur umarmen. Tatsächlich erstreckt sie sich sogar bis in das Haus, denn überdachte Beete mit Feigen, Taro und Bambus grenzen den Essbereich von der Küche ab. „Lars wollte eine Outdoorküche und einen Essbereich, den er das ganze Jahr über nutzen kann“, sagt Caspar Mork-Ulnes. „Die Idee war, die Landschaft in und aus dem Gebäude herausquellen zu lassen, einen Dschungel aus Papaya, Banane und Mango, der innen und außen wuchert, zu schaffen.“

Recycling alter Materialien
Im Gegensatz zur Scheune besteht der Anbau aus Zementmauern, die die Raumtemperatur an heißen Tagen kühl und an kühlen warm halten. Das schräge Dach ist aus einer sichtbaren Holzkonstruktion und mit einem Dachfenster versehen, durch das diffuses Licht ins Innere fällt. Auch wenn der Anbau mit der alten Scheune wenig gemein hat, wurden hier wieder alte Balken recycelt. Diesmal befinden sie sich in der Wand als Gerüste, die mit Spritzbeton ummantelt wurden. Sobald der Zement getrocknet war, wurde das Gerüst entfernt, sodass die Holzstruktur sichtbar blieb. Das Gerüst dient seitdem als Zaun für das Anwesen. „Lars und Leila haben ständig neue Ideen“, sagt der Architekt über seine Bauherrn. „Mit dem neuen Garten-Pavillon fügen sie ihrer Welt ein neues Wunder hinzu.“ Die Zusammenarbeit ist daher nicht zu Ende. Im kommenden Jahr soll vor der Amöbe ein neues Schwimmbecken samt Poolhaus entstehen. Auf diese Weise wird das gelungene Gebäudeensemble voller Gegensätze auf organische Weise weiter wachsen.

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Projektarchitekt

Caspar Mork-Ulnes

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