Hygge auf Tasmanisch
Ein hölzernes Büronest von Cumulus Studio

Wenn in ein Ladenlokal ein Büro einziehen soll, stehen die Architekt*innen vor besonderen baulichen Herausforderungen. Im tasmanischen Hobart transformierte Cumulus Studio einen ehemaligen Shop in das Office eines Planungsbüros und musste dabei mit limitierter Fläche und einem Mangel an Fenstern umgehen. Die Lösung: Mit viel Holz, Textilien und Polstermöbeln machten die Architekt*innen den begrenzten Raum zu einem warmen Mikrokosmos, der wie eine Antithese zum hyperurbanen Umfeld wirkt.
Schon die Grundvoraussetzungen dieses Büroprojektes ließen alle Nadeln Richtung Grün ausschlagen: Die Räume liegen in der Hauptstadt der australischen Insel Tasmanien, die zu einem großen Teil aus Naturreservaten besteht. Die Nutzer*innen betreiben ein Planungsbüro mit Umweltfokus namens ERA und sagen über sich selbst, dass ihnen die Zukunft ihrer Insel am Herzen liegt. Und die Architekt*innen von Cumulus Studio erzählen, dass sie großen Respekt vor dem Land und seinen kulturellen und spirituellen Wurzeln haben. Obwohl die Räume des Unternehmens ERA mitten in Hobart liegen, zeigt sich das Interieur als Hommage ans Outback – oder zumindest an seine Material- und Farbenwelt: Es ist warm, einladend und konsequent gemütlich.
Höhle aus Holz
Der dominierende Werkstoff für den Ausbau ist tasmanische Eiche. Sie ist allerdings nicht nur eine Heimatreferenz, sondern auch eine atmosphärische Strategie: „Die kompakte Grundfläche von 180 Quadratmetern stellte uns vor die Herausforderung, alle Bedürfnisse des Kunden im Raum unterzubringen. Außerdem gab es im gesamten Gebäude nur wenige Fenster“, beschreiben die Architekt*innen von Cumulus Studio den Ausgangszustand. Um in dem engen Interieur bedrückenden Raumerfahrungen vorzubeugen, erzeugten sie eine Art hölzerne Höhle, die mit warmem Licht und weichen Texturen ausschließlich Behaglichkeit auslöst.
Funktionsinseln
Untergekommen ist das ERA-Büro in einem ehemaligen Ladengeschäft in der Innenstadt. Der Standortwechsel brachte auch einen Stimmungswechsel mit sich. Denn während das ERA-Team früher in der sechsten Etage eines Bürogebäudes recht isoliert vom urbanen Kontext arbeitete, sitzt es nun in seinem neuen Backsteinzuhause mitten im pulsierenden Einkaufsdistrikt. Die dynamische Atmosphäre des Umfelds spiegelt sich auch im Interior wider. „Unsere Aufgabe bestand darin, eine kollaborative Umgebung für das Team zu schaffen“, erläutern die Planer*innen von Cumulus. Sie haben das Layout offen gestaltet und einen Arbeitsort inszeniert, der sich durch Flexibilität und adäquate Funktionalität auszeichnet. So entstand eine ruhige Entspannungszone, die mit einer braunen Ledercouch und einem olivgrünen Samtsessel an ein Clubhouse aus den Sechzigerjahren erinnert. Außerdem gibt es dort einen informellen Treffpunkt neben der Rezeption und eine in den Flur integrierte Kaffeeküche.
Ein hölzernes Herz
Die Arbeitsplätze selbst bieten maßgeschneiderte Raumangebote für die individuelle Tätigkeit, für die kommunikative Projektarbeit oder Team-Besprechungen. Sie sind in einem großen Block im Kern des Büros untergebracht und verbergen sich hinter einer homogenen Wand aus Holzlatten. Die Ausrichtung der vertikal montierten Hölzer soll für ein Gefühl von Höhe sorgen, der regelmäßige Rhythmus bringt Bewegung in den Raum. Kombiniert haben die Architekt*innen die tasmanische Eiche sowohl mit einer harmonisierenden, als auch mit einer kontrastierenden Farbwelt. So ist die Küche ein schwarzer Block und auch einige Wände sind partiell schwarz gestrichen.
Sanfte Farben und warme Materialien
Die restlichen Wandflächen und die Decke sind sandfarben gehalten, dazu passt auch das sanfte Grau des Betonbodens. In den Sitzungsräumen, die – dank der in die Holzmodule eingelassenen Fensterfronten – eine Blickbeziehung zum Flur haben, wurden außerdem bodentiefe Vorhänge installiert. Sie schaffen bei Bedarf Privatsphäre und sorgen gleichzeitig für ein wohnliches Ambiente. Aus den beengten Raumverhältnissen des ehemaligen Ladengeschäftes hat Cumulus Studio alles Positive destilliert: Inszeniert als hölzernes Nest wird das Büro zu einem entschleunigten und einladenden Ort, der aber vor seiner Schwelle direkt in Hobarts lebendigen Shoppingdistrikt mündet.
FOTOGRAFIE Jesse Hunniford
Jesse Hunniford
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