Im Bienenstock
1 / 9
Die Nutzung von Bestandsbauten wird immer mehr zum allgemeinen Architektur-Trend, und auch im kroatischen Zagreb findet sich seit kurzem ein gelungenes Beispiel des Umgangs mit alter Bausubstanz. Nur dass hier – bis auf das konstruktive Skelett – nicht viel vom Altbau übrig gelassen wurde. Aber immerhin nutzten die Architekten von Studio Up es als Grundstruktur für die Neugestaltung: Nach dem Streichholzschachtel-Prinzip fügten sie Arbeitsboxen zwischen die Geschossebenen ein, die mal mehr, mal weniger weit aus dem Bau herausragen.
Ein bisschen wie ein Bienenstock wirkt das neue Hauptquartier der Spectator Group in Zagreb: Eine Wabe reiht sich an die nächste, und in jeder kann man fleißigen Menschen bei der Arbeit zusehen. Das Haus erhielt dabei eher zufällig seine jetzige Funktion – bei einem Spaziergang wurde das leer stehende Gebäude entdeckt. Nun vereint es die vorher über das gesamte Stadtgebiet verteilten Büros der Firmengruppe.
Working in a box
Alle Mitarbeiter sollten die gleichen Arbeitsbedingungen vorfinden – dies war eine der Gestaltungssetzungen des Bauherrn. Das junge Architekturbüro um Lea Pelivan und Toma Plejić entwickelte aus dieser Vorgabe ein Prinzip mit Anleihen aus der Moderne: Das nach der Entkernung des Hauses übrig gebliebene Beton-Skelett dient als Matrix, in die sogenannte „Arbeitskapseln“ – für jeweils zwei bis sechs Mitarbeiter – eingefügt wurden. Diese Boxen „schauen“ unterschiedlich weit aus dem Gebäude heraus, wodurch sich ein lebendiges Fassadenbild ergibt. Wie übereinander gestapelte Umzugskisten wirken die ersten drei Etagen. Unterstützt wird der verspielte, klaviaturartige Eindruck noch durch den farblichen Kontrast: Die von innen weißen Boxen sitzen in einem ansonsten vollkommen schwarzen Baukörper.
Das Fassadenmaterial besteht aus schwarz pulverbeschichtetem Metall-Mesh-Gewebe, das tagsüber nur den Blick von innen nach außen zulässt. Bei Dunkelheit legt die transluzente Haut allerdings den Blick auf die alte Tragstruktur des Hauses frei.
Spieglein, Spieglein
Die Kapseln – zwischen denen Regalwände liegen – öffnen sich zum Flur und bilden so ein Mischsystem: halb geschlossen, halb offen. Gegenüber liegen die Gruppen-Besprechungsräume, Empfangsbereiche und WC-Anlagen – nur durch verschiebbare Glaswände vom Flur getrennt. Überhaupt mussten die Architekten ein paar Tricks anwenden, um die geringe Raumtiefe- und höhe zu überspielen und benutzten daher im Innenraum vor allem spiegelnde Oberflächen und transparente Materialien. Aus raumakustischen Gründen sind die Flure mit Industrieteppich-Fliesen ausgelegt, die von den Architekten auch zur Verkleidung der Empfangstresen genutzt wurden.
Ansonsten setzt sich auch im Inneren der Schwarz-Weiß-Kontrast fort – in den oberen Bereichen, die für Kundengespräche gedacht sind, beließen es die Gestalter bei einer rohen, industriellen Optik. Hier wurde das grobe Metallgewebe der Fassade auch als Deckenverkleidung benutzt, die Böden blieben unbehandelt, und anstelle der Boxen öffnet sich der Raum komplett in alle Richtungen und bietet einen wunderbaren Blick über Zagreb.
Hoch oben
Die Neu-Organisation ähnelt vom architektonischen Konzept her ein wenig der Unité d`habitation von Le Corbusier: Eine horizontal gegliederte Haus-Scheibe, in der sich alles zum Leben (beziehungsweise Arbeiten) Notwendige findet. Nur die hierarchische Gliederung hätte dem schweizerisch-französischen Architekten wahrscheinlich missfallen, denn hier gilt: Umso höher das Geschoss, desto wichtiger sind die Mitarbeiter. Für Kunden gibt es sogar einen separaten Eingang, der sie per Aufzug direkt in die oberste Etage führt, wo sich ein Konferenzsaal sowie eine doppelgeschossige Lounge mit Panoramablick über die Stadt befinden. Nur das Dach mit Garten und Tee-Pavillon ist für alle zugänglich und bricht ein wenig mit dem firmeneigenen Kastensystem: Die Angestellten sind eben doch keine Bienen.
FOTOGRAFIE Robert Leš
Robert Leš
Mehr Projekte
Vertikal, vernetzt, und verantwortungsvoll
Hochhausensemble FOUR in Frankfurt von UNStudio
Lieblingsplatz mit Tiefgang
Lepel & Lepel bauen eine Büroetage im Duisburger H2 Office um
Neu aufgegleist
Umnutzung eines Ringlokschuppens in Osnabrück von Kresings
Alte Schule
Wohnlicher Co-Working-Space in London von Daytrip
Ab ins Beet
Bürolandschaft in Japan von DDAA für Kokuyo
Arbeiten im Penthouse
RHO gestaltet das neue Headquarter von Design Hotels in Berlin
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Lebendiges Labor
Umbau einer Büroetage zum dynamischen Testumfeld
Mehr Stimmung als Stromverbrauch
Innovative Beleuchtung von Fagerhult im Bol-Headquarter
Architektur zum Anbeissen
MoDusArchitects verwandeln das Loacker-Flaggschiff in Heinfels in eine räumliche Erlebniswelt
Ein Office für alle Fälle
Ippolito Fleitz Group und Brunner gestalten den Beiersdorf Campus in Hamburg
Charlottenburger Altbau(t)räume
Office Space von BBPA am Berliner Fasanenplatz
Vom Altar zum Arbeitsplatz
Büroumbau in ehemaliger Kirche mit Einrichtungslösungen von Kinnarps
Arbeiten wie aus einem Guss
Fellowes stattet elf ergonomische Arbeitsplätze in der Hamburger Speicherwerkstatt aus
Inspirationen am Fleet
Neu gestalteter Showroom von Kinnarps in Hamburg
Eine Stadt aus Räumen
Kollaborativer Arbeitsort von Alberto Hueso in Spanien
Tabula Casa
Die inspirierenden Studioräume von Nerea Apraiz in Bilbao
Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam
Arbeiten in neuem Licht
BOS hat das eyeo-Büro in Berlin als Stadtrundgang inszeniert
Architekturwandel an der Alster
Umbau der BAT-Hauptverwaltung in Hamburg durch Ratschko Architekten
Kreative in der Konservenfabrik
Zirkuläres Büro-Interieur im belgischen Leuven von tweestroom
Büro auf Abruf
Meeting Suites by Bene in Wien
Rohbaucharme und Ruhezone
Modernes Bürokonzept von Delta Pods im Sky Park Bratislava
Bestand und Weitblick
Nachhaltige Transformation des DUO Towers in Düsseldorf durch DJH Architekten
Massivholz und Mixed-Use
Die Team 7 Welt von Matulik Architekten mit Vestre-Outdoormöbeln
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten
Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen
Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE
Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin