Im Herzen des Dschungels
Urlaubsensemble von Formafatal zwischen Küste und Tropenwald
Tief eingebettet in die tropische Vegetation Costa Ricas hat das tschechische Büro Formafatal ein ganz besonderes Ensemble mitgestaltet. Eine Villa im Wald und im Einklang mit der Natur, schier ohne Grenzen und mit dem Ziel der Entschleunigung und Entspannung – für den Geist wie fürs Auge. Und in ihrer Mitte entspringt ein Pool.
An der Küste von Costa Rica erstrecken sich tropische Wälder, fließen wie ein grüner Wasserfall die sanften Hügel hinunter und neigen sich mit ausholender Geste am Pazifik ins Meer. Ein dichter Dschungel aus üppigen Blättern in sattem Grün, in dem sich scharlachrote Aras verstecken oder Klammeraffen turnen. Halb verborgen in der bauschigen Botanik stehen die drei Art Villas und ein Pavillon – und sind im Einklang mit der Natur. Denn sie holen Urlauber mitten in den Dschungel und setzen in ihrem architektonischen Narrativ vielmehr auf Dialog denn auf Konkurrenz.
Getarnt in den Tropen
Initiiert wurde das Projekt in der Nähe des kleinen Ortes Uvita vom tschechischen Unternehmer Filip Žák, der drei verschiedene Architekten dazu einlud, ihre Visionen an diesem besonderen Ort zu bauen. Der Auftrag für die Atelier Villa, das gesamte Interieur, die Raumgestaltung und den Geländeplan als harmonisches Konzept ging an das tschechische Büro Formafatal. „Ein Traumprojekt“, befand das Team rund um die Gründerin Dagmar Štěpánová. Die anderen beiden Villen – namens Art und Coco – wurden von Refuel Works und Archwerk Studio geplant, die ebenfalls aus Prag stammen. Die Atelier Villa aber ist so etwas wie das Herzstück des Ensembles, denn sie wird vom Investor und seiner Familie bewohnt. Und sie tarnt sich am besten in der Landschaft. Zur einen Seite mit einer homogenen, dunklen und konsequent verschlossenen Holzverkleidung, zur Front mit einer durchlöcherten Aluminiumfassade, deren einzelne Segmente wie Flügel nach oben klappen. Dann wird der Dschungel zum Mitbewohner, die Aussicht zur Tapete – und das Dach begrünt zur Tarnkappe im Tropenwald.
Riegel mit Aussicht
26 Meter ist der Riegel lang, aber nur vier Meter breit. Die Räume liegen mit diesem schlanken Grundriss als Funktionsbereiche ohne Flure nebeneinander. Sie teilen einige Attribute, wie eine fensterlose Rückseite zum Hügel und die sich zur Küste öffnende Front. Die Paneele schwingen sich im rechten Winkel nach oben und die perforierte Fläche wird dann zum Vordach. Das erweitert den Wohnraum ins Grüne und schafft eine großzügige Übergangsfläche zwischen Drinnen und Draußen, in die das durch die kleinen Löcher gebrochene Licht einfällt wie durch ein natürliches Blätterdach. Und während die Front sich mit einem minimalistischen, aber durchaus edlen Interieur mondän zeigt, lässt sich die Attitüde der Rückseite als bescheidene Zurückhaltung beschreiben. Bei der Verkleidung des monolithischen Körpers haben die Architekten sich für versengte Holzbalken entschieden, hergestellt nach einer japanischen Technik, die auch dazu dient, das Holz wetterfest zu machen und zu konservieren.
Aufgelöste Grenzen
Das Konzept grenzenloser Flächen bestimmt auch die Aufteilung der Innenräume. Wohnraum, Schlafbereich und Küche fließen ineinander, nur einige, leichtgewichtige Zwischenwände lassen sich auf Schienen in die Fläche schieben, sorgen für optionalen Sichtschutz und verändern die Räume entsprechend den Anforderungen. Durchbrochen wird die Raumfolge durch einen offenen Patio mit einem Pool, an den sich hinter einer Glaswand ein zweites Schlafzimmer anschließt. Das Interieur passt sich dem Metathema Offenheit an. Die Möblierung ist sparsam und setzt auf natürliche Materialien, das Farbschema bewegt sich im Bereich der warmen, erdigen Nuancen. Damit alles optimal zusammenspielt, wurde der Großteil speziell für das Haus entworfen und von lokalen Handwerkern in Costa Rica gefertigt. Eine Ausnahme ist die Frontfläche der mobilen Partitionswand. Sie ist mit Kacheln verkleidet, die vom tschechischen Künstler Aleš Poláček in einer Aquarelltechnik aufwändig handbemalt wurden und ein künstlerisches Echo auf die indigene Tier- und Pflanzenwelt des zentralamerikanischen Landes sind.
Assimilation und Kontraste
Es ist ein Haus „im Herzen des Dschungels“, sagt der Eigentümer. „Ein Ort, an dem die Besucher mit der umgebenden Natur verschmelzen, sich geistig regenerieren“, sagen die Architekten. Die Art Villas sind drei Räume an einem Ort, die auf die Natur eingehen und in ihr aufgehen, die auf Kontraste genauso setzen wie auf Assimilation. Neben der ästhetischen Kraft der Architektur wirken auch Licht, Geräusche und die Natur auf den Menschen, der hier seine Zeit verbringt. Wohnen im Dialog mit der Natur – und nach den Gesetzen des Dschungels.
FOTOGRAFIE BoysPlayNice
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Projektarchitekten | Formafatal |
Ort | Bajia Ballena, Playa Hermosa, Costa Rica |
Jahr | 2019 (Bauzeit 2016 - 2019) |
Bruttofläche | 326 m2 |
Geländefläche | 25.000 m2 |
Auftraggeber | Filip Žák, Art Villas |
Landschaftsarchitekten | atelier Flera |
Estrich | Different Design |
Aquarell-Malereien | Muj Original |
Fotografie | Boys Play Nice |