Isolation im Sonnenschein
Ein Künstleratelier und -wohnhaus eines spanischen Malers meistert den Spagat zwischen In- und Extrovertiertheit gekonnt.

Hoch oben am Berg, als eines der letzten Häuser der andalusischen Kleinstadt Gaucín überhaupt, sitzt der Neubau des Malers Joseba Sánchez Zabaleta und seiner Frau María. Bei ihrer Gestaltung ließen sich die Architekten von der einmaligen Lage des Grundstücks und dem isolierten Charakter des Ortes leiten und schufen ein Wohn- und Arbeitshaus, das dem Rückzugswunsch seiner Bauherrn den perfekten Rahmen bietet.
Für die Bauherrn spielten der Ort und insbesondere die Ausblicke auf die Landschaft die Hauptrolle bei der Entscheidung für den Hausbau in Gaucín: Die besondere Lage der Stadt auf der Spitze eines Hügels ermöglicht seinen Bewohnern eine grandiose Rundsicht bis hin zur Straße von Gibraltar.
Licht und Schatten
Über enge Gassen zwischen weiß getünchten Häusern gelangt man zu dem Neubau, der sich in eine schmale Lücke zwischen zwei Altbauten schmiegt. Bis auf ein trichterförmig in die Fassade eintauchendes Fenster wird nicht viel vom Innenleben und seinem neuen Bewohner preisgegeben. Dafür wird das Haus, sobald man es betritt, mehr als großzügig. Durch den Eingang gelangt der Besucher unmittelbar in den doppelgeschossigen Atelierraum des Malers, der von weißen Wänden, einem dunklen Estrichboden und Einbauten aus einfachen Tischlerplatten geprägt ist. Durch einen an der Rückwand des Gebäudes liegenden Patio, der nach hinten durch eine Felswand und nach oben von einer transluzenten Überdachung abgeschlossen wird, gelangen die gefilterten Sonnenstrahlen ins Innere des Ateliers und sorgen für eine perfekte Lichtsituation: Für den Maler der wichtigste Aspekt bei der Konzeption des Hauses.
Innen und außen
Der Atelierraum wird von den Bauherrn auch als Schlafraum genutzt: Bett, Badezimmer und Bibliothek liegen gut versteckt in einer hölzernen Box, die als Raum im Raum mit der Homogenität des Studios bricht. Über eine weiße Stahltreppe, die außen an dem Einbaumöbel entlang führt, gelangt man auf ein Zwischenpodest und in das obere Geschoss, wo sich das Wohnzimmer und die Küche befinden. Eine große Panoramafensterfront lenkt die Blicke nach draußen und auf die sich kilometerweit erstreckende, hüglige Landschaft Andalusiens. Spätestens hier erklärt sich die Wahl Gaucíns als Bauplatz für das Studio. Wieder verwendeten die Planer vom lokal ansässigen Architekturbüro DTR Studio weiße Oberflächen, die sie mit Holz kombinierten. Vor dem Fenster liegt eine breite Terrasse, von der aus sich der Ausblick auch im Freien genießen lässt.
Raus und rein
Den Höhepunkt erreicht man über Umwege: Vom Obergeschoss gelangt man über eine außenliegende Treppe auf ein Felsplateau, dass das Grundstück nach hinten abschließt. Von hier aus führt eine kleine Brücke zurück auf das Dach des Hauses, auf dem sich ein über die komplette Breite des Neubaus erstreckender Infinity-Swimmingpool befindet. Beim kühlenden Bad lassen sich die Eindrücke des Tages noch einmal in Ruhe Revue passieren: Der perfekte Abschluss einer Architektur, die den Spagat zwischen In- und Extrovertiertheit gekonnt meistert.
FOTOGRAFIE Cristina Beltrán
Cristina Beltrán
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