Kalifornischer Hüttenzauber
Mork Ulnes Architects haben in einem US-Skigebiet ein dreigeschossiges Ferienhaus gebaut.

Mit Kalifornien assoziieren die meisten Menschen Strand und Meer. Der Bundesstaat ist aber auch ein Paradies für Wintersportler. Im Skiresort Sugar Bowl oberhalb des Lake Tahoe in der Sierra Nevada fallen im Winter gerne mal 20 Meter Schnee. In diesem alpinen Wunderland baute das Architekturbüro Mork-Ulnes ein Ferienhaus für drei Generationen.
Die Bauherren sind Mitte 70 und fuhren schon in den 1940er-Jahren in der Gegend Ski. Nun wünschten sie sich ein Haus, in dem ihre drei Kinder samt Partnern und den sieben Enkelkindern Platz haben würden. Als Inspiration diente den Architekten die norwegische Architektur. „Wir haben das Haus Troll Hus genannt und beziehen uns damit auf Märchen-Wesen aus der nordischen Mythologie und skandinavischen Folklore, die der Sage nach in abgelegenen Bergregionen hausen“, sagt Architekt Casper Mork-Ulnes. Er hat selbst norwegische Wurzeln, die seine Herangehensweise an das Projekt neben Impressionen aus dem österreichischen Arlberg-Tal maßgeblich beeinflussten. Das Ganze kombinierte er fruchtbar mit kalifornischem Innovationsgeist. Immer im Fokus stand der Bezug des Gebäudes zur Natur. Der Fußabdruck des Hauses sollte so klein wie möglich sein. Zum einen, um die Natur zu schonen, zum anderen, um vielfältige Eindrücke der Natur zu gewährleisten. Inspirationen dafür lieferte das Konzept eines Baumhauses, das zwischen den Baumwipfeln thront und eine Einheit mit seiner Umgebung bildet.
Drei Etagen voller Leben
Das Haus im Stil eines Chalets thront auf einem Betonsockel. Dieser hat die Funktion, dass er das Haus vor dem Schnee schützt. Außerdem dient er den Bewohnern als Lagerraum für das Ski-Equipment und zum Umkleiden während der Wintersportsaison. Wohnlich wird es im zweiten Stock. Dort wurde die Raumaufteilung maßgeschneidert auf die familiären Bedürfnisse: Die Bauherren und ihre drei Kinder haben jeweils ein eigenes Schlafzimmer samt Bad. Für die sieben Enkel gibt es ein großes Zimmer mit Stockbetten. Im Sommer spielt sich das Familienleben überwiegend draußen auf der überdachten Terrasse ab, die von außen über eine Treppe erreichbar ist. Das überkragende Dach verhindert, dass sich die Räume im Sommer zu sehr aufheizen und hält im Winter Schneemassen von der Terrasse fern.
Bauarbeiten in Schnee und Eis
Während innen Holz das vorherrschende Material ist, schützt von außen eine Teerschicht die Holzverkleidung. Diese traditionelle norwegische Technik, die schon im Mittelalter in hölzernen Stabkirchen eingesetzt wurde, schützt das Haus vor der Witterung und Insekten. Es sorgt aber auch dafür, dass es sich optimal in seine Umgebung einfügt. Die größte Herausforderung für den Architekten war es, dass das Baugrundstück im Winter für LKWs quasi nicht zugänglich ist. „Die hauptsächliche Struktur bauten wir daher im Sommer, als die Lastwagen noch auf das Gelände konnten“, sagt er Architekt. „Im Spätherbst 2013 schweißten wir das Haus ein, sodass die Bauarbeiten unter der Folie weitergehen konnten.“ Das sparte Kosten für regelmäßiges Schneeräumen und schonte die Natur. Arbeiter und Baumaterialien kamen mit dem Schlitten auf die Baustelle. Im Januar 2016 waren die Arbeiten abgeschlossen, und die Bauherren konnten die erste Skisaison im neuen Haus einläuten.
Architekt Casper Mork-Ulnes gelang mit seinem Chalet auf Stelzen ein frischer Ansatz für ein naturverbundenes Ferienhaus, das seiner Umgebung und den Bedürfnissen seiner Bewohner gleichermaßen gerecht wird.
FOTOGRAFIE Bruce Damonte
Bruce Damonte
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