Klimafreundliche Stadtoase
Reinterpretation des mediterranen Hofhauses bei Barcelona

Raus aus der Enge, rein in den Hof – das Oasis House zeigt, wie großzügige Räume und ein offenes Wohnkonzept in einer stark verdichteten Stadt umgesetzt werden können. Außerdem ist es Beleg dafür, dass auch im heißen Süden auf die Klimaanlage verzichtet werden kann, wenn sich die Architektur die klimatischen Eigenschaften ihrer Umgebung zunutze macht.
Statt gleich über das Projekt zu schreiben, muss man sich beim Oasis House zunächst mal seiner Urheberin zuwenden – Júlia Marbà Prats. Eine junge Architektin, die sich für Nachhaltigkeit in der Architektur interessiert, zudem noch Kunstgeschichte studiert und ein Faible für Theater und Szenografie hat. Diese vielseitigen Einflüsse kommen im Oasis House zusammen, gerahmt von einer Architektur, die ökologische und klimatische Fragen des Bauens thematisiert.
Offene Räume in der engen Stadt
Als Inhaberin des Büros MARBÄ arquitectura übernahm Júlia Marbà Prats die Herausforderung, den Erdgeschoss- und Hinterhofbereich eines bestehenden Wohngebäudes in L'Hospitalet de Llobregat bei Barcelona für eine neue Nutzung umzubauen. Auf dem schmalen Grundstück waren ehemals ein Treffpunkt der Kirchengemeinde, dann eine Druckerei und schließlich ein Basar untergebracht. Eine bewegte Geschichte, deren Spuren noch erkennbar waren. Nun sollte die Fläche in ein multifunktionales Haus für ein junges Paar verwandelt werden. Ein Ort zum Leben und Arbeiten, aber auch für gemeinschaftliche Aktivitäten und mit der Option für spätere Veränderungen. Die Räume sind offen gestaltet, gehen ineinander über und orientieren sich zu einem großzügigen, hellen Raum im Zentrum des Hauses.
Bioklimatische Architektur
Die Raumanordnung und architektonische Gestaltung des Oasis House ist eine Antwort auf klimatische Gegebenheiten. Der zentrale, durch ein Glasdach überdeckte Hofraum wirkt als grüne Lunge. Mit verschiedenen Pflanzen ausgestattet, ist der Raum Wohnzimmer, Terrasse und Garten zugleich. Das Glasdach kann bei Bedarf geöffnet werden, um die sommerliche Überhitzung zu vermeiden. Im Winter hingegen dient der Raum als Wärmepuffer – ähnlich wie ein Wintergarten – und senkt damit den Energiebedarf des Gebäudes. Mediterrane Typologien wie das römische Atriumhaus oder arabische Patios standen dem zentralen Wärmeregulator Vorbild. Alle anderen Räume sind rund um den Hofraum angeordnet und profitieren so von dessen Qualität an Luft, Licht und Temperatur.
Reduktion im Material, Variationen in Licht
Zeitgleich zur architektonischen Planung wurde ein Belichtungskonzept entwickelt, das die Raumgestaltung und spätere Nutzung stark beeinflusste. Die Leuchtelemente setzen mal als lineare Lichtbänder, mal als punktuelle Bodenstrahler Raum und Material in Szene. Die Auswahl der Materialien ist reduziert: Im Kontrast zu den unterschiedlichen Steinen, Formaten und Oberflächenstrukturen der vorhandenen Mauerwerksschichten, werden nur wenige Materialien neu hinzugefügt. Sie orientieren sich an der lokalen Bautradition und an materialökologischen Aspekten. Die Innenräume sind geprägt von warmen Farben, Holz, terrakottafarbenen Tonfliesen im Bad und grünen, glasierten Keramikfliesen in der Küche. Die Kabel, Schalter und Steckdosen sind sichtbar auf den Oberflächen aufgesetzt, was der Robustheit des gesamten Projekts gut entspricht und dem Oasis House auch einen Hauch Lässigkeit verleiht.
FOTOGRAFIE Alejandro Gómez Vives Alejandro Gómez Vives
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