Kontext im Zentrum
Unter freiem Himmel: paradiesisches Feriendomizil vom Architekturbüro EDAA in Mexiko.
Luis Arturo García vom Architekturbüro EDAA hatte bei diesem mexikanischen Feriendomizil für ein Ehepaar im gehobenen Alter vor allem eines im Blick: eine starke Verbindung zwischen Mensch und Natur zu schaffen. Und das mit allen Sinnen. Dazu begab sich der Baukünstler höchstselbst auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück und wurde am Fuß der Pyramide El Tepozteco fündig.
Die Casa Meztitla ist nach dem Vorort benannt, in dem sich der Neubau befindet: Die kleine Ansiedlung von Häusern, in der Nähe der Stadt Tepoztlán, befindet sich am Übergang von subtropischem Urwald zu bergigem Terrain und ist ein beliebtes Ziel für die erholungssüchtigen Großstädter des Landes. Es gibt wohl kaum einen besseren Ort, um der unberührten und paradiesisch wirkenden Natur der Region näher zu kommen.
Katalysator im Urwald
Meztitla bedeutet in der Sprache der Indios „Ort nahe dem Mond“: Und tatsächlich überkommt einen als Besucher das Gefühl, den Fuß auf einen anderen Planeten gesetzt zu haben. Die dramatisch auf einer Anhöhe thronende Pyramide El Tepozteco nimmt die Landschaft in ihren Bannstrahl und wirkt wie ein frühes Beispiel, dass Architektur ihren Kontext interpretieren kann. Eine monolithische Aufschichtung lokaler Steine, die die felsige Topografie in eine abstrakte, von Menschenhand geschaffene Form presst. Für den Architekten Luis Arturo García ist das noch ein Schritt zu wenig: Das von ihm entworfene Ferienhaus soll die „sinnliche Erfahrung“ seines natürlichen Kontexts neu interpretieren und als Katalysator wirken, der sein Umfeld zuspitzt. Mit der Casa Meztitla ist ihm das auf vortreffliche Art und Weise gelungen, auch wenn es dafür eines großen Aufwands bedurfte. Die Bauherren versprachen dem jungen Architekten einen Auftrag, sollte er ein geeignetes Grundstück für ihr erträumtes Ferienhaus finden: Und das tat er dann auch.
Der Luxus guter Erholung
Für García repräsentiert das Haus alle Elemente einer guten Erholung: tropisches Wetter, intensives Sonnenlicht, die Gerüche der üppigen Natur und eine Landschaft, die Teil der turbulenten Menschheitsgeschichte ist und durch diese auch geformt wurde. Die Casa Meztitla wurde auf felsigem Terrain gebaut und versteckt sich auf den ersten Blick hinter dem dichten Baumbestand des Grundstücks. Nach außen lassen nur zwei Dinge erahnen, das hier überhaupt Menschen zu Hause sind: Die farbenprächtigen Blüten der Bougainvillea-Blume und eine massive, weiße Box, die aus den Baumkronen hervorragt. Der Großteil des Neubaus wurde mit lokalen Steinplatten verkleidet, die das Gebäude zum Teil der Landschaft werden lassen. Doch so verschlossen sich die Behausung nach außen hin gibt – so offen ist sie nach innen und zur Rücktseite des Areals. Viel näher kann man der Natur nicht kommen. Man sitzt förmlich in ihr!
Unter freiem Himmel
Der Grundriss lässt sich in vier Abschnitte aufteilen: einen Gemeinschaftsbereich mit offener Küche samt Wohn- und Esslandschaft; einen Servicebereich, der Lager, Toiletten, Wäschekammer umfasst; der Schlaftrakt mit vier Zimmern, die alle mit Patios erschlossen werden und über eigene WCs verfügen sowie das „Studio“, das sich in der oberen Etage befindet und als Arbeits- und weiterer Aufenthaltsraum dient. Keiner der Bereiche ist zu erreichen, ohne nicht einmal unter freiem Himmel entlanggegangen zu sein. Und keiner der Räume ist ohne Außenbezug. Das war Garcías Schlüssel zur Verwirklichung seiner architektonischen Vision für das Bauherrenpaar.
Alles im Fluss
Eine letzte Besonderheit der Casa Meztitla ist ihre Regenwasserverwaltung, die in zwei großen Reservoirs organisiert wird – den Pool nicht mit eingerechnet. Ein 180 Kubikmeter fassender Trinkwassertank liegt unterhalb des großen, zentralen Patios: Hier fließt alles Regenwasser hinein, das auf die Dächer des Gebäudes fällt, allein gefiltert durch Sand und Kies. Bevor es in das Haus weitergeführt wird, folgt eine weitere Klärung des Wassers durch UV-Strahlen. Der zweite Tank wird aus Kanälen gespeist, die sich durch das gesamte Grundstück ziehen. Die Säuberung findet hier durch konstante Bewegung statt: Pflanzen, Fische und eine elektrische Pumpe sorgen für stetige Turbulenzen. Das hier gefilterte Wasser wird für die Toiletten, die Pflanzen des Grundstücks und das Säubern benutzt – und dient gelegentlich als Trinkwasserstelle für die Tiere der Region. Architektur als bewusste Intervention in ein natürliches Szenario.
FOTOGRAFIE Yoshihiro Koitani
Yoshihiro Koitani