Licht auf allen Ebenen
Umbau eines maroden Altbaus von Studio Mas-aqui in Barcelona
Abgeblätterter Putz, eine baufällige Fassade und rostige Leitungen: Der zweistöckige Altbau nahe des Parque Güell in Barcelona gab ein Bild des Verfalls ab, bevor sich Esther Mir und Masaaki Higashi von Studio Mas-aqui seiner Renovierung widmeten. Die Künstlerin und der Architekt bauten das Gebäude von 1924 zum Yurikago House um, einem Apartment voller Licht und Luft mit mehreren Wohnebenen.
Wer den nach Westen ausgerichteten Altbau auf abschüssigem Terrain mit Blick auf den Tibidabo-Berg vor seiner Renovierung gesehen hat, braucht viel Fantasie, um ihn sich als helle Wohnung vorzustellen. Durch die Unterteilung in mehrere kleine Räume war das Innere dunkel und schlecht belüftet. Das Untergeschoss hatten die Vorbesitzer jahrelang nicht benutzt und praktisch aufgegeben. Es war nur über eine Außentreppe zu erreichen. „Die erste Entscheidung bestand darin, die Nutzungen der einzelnen Räume neu zu definieren und die verschiedenen Ebenen des Baus zu artikulieren“, erklärt Masaaki Higashi.
Licht und Verbindung
Aus ursprünglich zwei machten die Architekten fünf Ebenen mit zwei über eine Treppe verbundenen Ausgängen, einem im obersten und einem im untersten Stockwerk. Im Rahmen der Neugestaltung wurden die Fenster rund um die Eingangstür vergrößert. So entstand ein Lichtschacht, der auch die Querbelüftung des Hauses gewährleistet. Um das Untergeschoss an den Rest des Hauses anzubinden, ließen die Architekten auf rund eineinhalb Metern das Erdreich ausheben. Dort führt nun eine Treppe in die erste Etage – ein zentrales Element der Neugestaltung. „Dieser Eingriff veränderte den Charakter des Hauses vollständig“, sagt Masaaki Higashi, „denn die Höhe des von Sichtbetonstützmauern umgebenen Raums verdoppelt sich.“
Hölzerne Lamellen
Handwerklich gefertigte Werkstoffe in natürlichen Farbtönen stellen eine Verbindung zwischen den Ebenen her. Als lichtdurchlässiger Filter zwischen den Räumen und Verstärker der Statik fungiert ein schmiedeeisernes Element mit Holzlamellen. Die vertikalen Holzleisten dienen als markante Deckengestaltung im Essbereich. Horizontal begrenzen sie das darüber liegende Stockwerk. Dort findet sich die Lamellenoptik auch in der Sitzfläche einer parallel zur Wand verlaufenden Bank wieder. Diese hölzerne Struktur gab dem Haus seinen Namen: Yurikago bedeutet auf Japanisch Wiege – und damit ist die behütende Wirkung des Konstrukts gemeint. Holz bestimmt auch den Übergang zu anderen Räumen, beispielsweise zur Küche, zum Bad oder zum Abstellraum. Einen industriellen Kontrast dazu bilden der lackierte Betonkamin, der wiederum als Stufe zum Wohnbereich dient, oder die Küche mit ihrer umspannenden Terrazzo-Arbeitsplatte.
Im Fluss
Die Raumaufteilung im Obergeschoss orientiert sich an den Bedürfnissen der Nutzer: Das Schlafzimmer ist nur durch eine Glaswand in einem schwarzen Stahlrahmen vom breiten Ateliertisch mit Blick ins Untergeschoss getrennt. Teils begehbarer Stauraum befindet sich hinter raumhohen Holztüren. Regale sind in die weiß verputzten Wände eingelassen. Auf diese Weise ergibt sich ein fließendes Raumgefühl. Eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen stellt der Boden mit seinen rotbraunen Keramikfliesen her, der das Haus von der Küche bis zum Wohnzimmer durchzieht.
Dem Können und der Vorstellungskraft von Studio Mas-aqui ist es zu verdanken, dass der Altbau in Barcelona zu neuem Leben erwacht ist. Mit sorgfältig ausgewählten Materialien und originellen Lösungen schufen sie ein ästhetisch anspruchsvolles Apartment, das wohl kaum ein Passant in dem Altbau vermuten würde.
FOTOGRAFIE Jose Hevia
Jose Hevia
Mehr Projekte
Camouflage im Eichkamp
Berliner Familienresidenz von Atelier ST
Mid-Century im Stadthaus
Renovierung und Erweiterung eines Hauses in Barcelona
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten