Luft nach oben
Umbau einer Lagerhalle in Buenos Aires zur Bürolobby
Die argentinische Architektin Ana Sol Smud ließ sich von den Dimensionen einer Lagerhalle in Buenos Aires nicht einschüchtern. Im Auftrag des Textilunternehmens Soler baute sie den Bestand zu einem Mehrzweckraum für Veranstaltungen und Kundengespräche um. Damit verbunden ist ein funktionaler Neubau mit offenen Arbeitsplätzen.
In der dicht bebauten Innenstadt von Buenos Aires ein Gefühl räumlicher Weite entstehen zu lassen, klingt wie ein Widerspruch in sich. Für die Architektin Ana Sol Smud war das der zentrale Leitgedanke ihres Projekts Soler 4733. Im hippen Stadtteil Palermo baute sie für das Unternehmen Soler Textile eine alte Fabrikhalle zu einem flexibel nutzbaren Mehrzweckraum um, den sie feinfühlig mit einem Neubau auf einem angrenzenden Gelände verband.
Neubau trifft Bestand
Während die hohe Halle ihren industriellen Charme nicht verloren hat und eine immense Weite schafft, ist der Neubau eher funktional gehalten. Darin befinden sich zwei Etagen mit Büroarbeitsplätzen und Besprechungsräumen. Sie verfügen über offene Grundrisse und werden nur durch Trennwände aus Glas gegliedert, was eine transparente Arbeitsatmosphäre schafft. Die Etagen des Neubaus öffnen sich zum Bestandsgebäude. Großformatige Fliesen und rohe Betondecken nehmen seinen industriellen Charakter auf. Dank eines Oberlichts in luftiger Höhe und einer Fensterfront zur Terrasse dringt viel Tageslicht in die Halle, mit dem auch die Räume des Neubaus versorgt werden.
Neue Maßstäbe
In der ehemaligen Lagerhalle erinnern unverputzte Backsteinwände an die frühere Nutzung. Schwarze Metallregale zur Präsentation von Stoffmustern nehmen lediglich ein Viertel der Wandhöhe ein. Mit Teppichen, Pflanzen und Polstermöbeln schaffte das Interiordesign-Team um Ana Sol Smud Wohlfühlinseln für informelles Arbeiten, Besprechungen mit Mitarbeiter*innen oder Kund*innen. Sie wirken – gemessen an der Raumhöhe – wie die Einrichtung eines Puppenhauses oder wie eine Filmkulisse. Die lose Möblierung ermöglicht es allerdings, die Halle auch für Veranstaltungen und Produktvorstellungen zu nutzen. Der einzige feste Einbau ist eine Holzwand, an deren Rückseite sich die Garderoben befinden.
Zurückhaltung nach außen
Von der Straße her lässt sich die räumliche Dramatik, die der Bestand dem Projekt gibt, kaum erahnen. Reflektierende, vertikale Säulen strukturieren die Fassade in einem unregelmäßigen Rhythmus und vermitteln einen plastischen Eindruck. Große Fensterfronten sorgen für Transparenz. Dahinter spiegelt sich in den Fenstern die üppige Vegetation auf der Terrasse.
Ana Sol Smud zeigt Mut zur Leere, indem sie die Höhe der Lagerhalle als solche wirken lässt und mit den Dimensionen spielt. Die Verbindung von Neubau und Bestand ermöglicht dem Textilunternehmen ein flexibles Nutzungskonzept, das konzentriertes Arbeiten ebenso zulässt wie agile Arbeits- und Präsentationskonzepte.
FOTOGRAFIE Fernando Schapochnik
Fernando Schapochnik
Projektname | Soler 4733 |
Bauherrschaft | Soler Textile |
Architekturbüro | Estudio de Ana Smud |
Projektteam | Ana Sol Smud, Alberto Smud, Sasha Molczadzki, Camila Jalife, Agustina Falcón, Milagros Ratto, Leila Matzkin |
Beleuchtungsberatung | Pablo Pizarro |
Landschaftsarchitekt | Estudio Bulla |
Bauunternehmen | Alberto Smud |
Innenarchitektur | Agustina Gentilli, Marilina Martignone, Taller Números Primos, Huup iluminación, Helmut muebles, Sticotti, Herbario plantas, Broca muebles |
Standort | Palermo, Buenos Aires, Argentinien |
Überdachte Fläche | 1.210 Quadratmeter |
Halb-überdachte Fläche | 15 Quadratmeter |
Offene Fläche | 205 Quadratmeter |
Baubeginn | 2017 |
Fertigstellung | 2019 |