Mehr Licht im Loft
Wohnungsumbau von Kilo / Honč in der Slowakei

Um die Raumhöhe einer Wohnung im slowakischen Piešt'any optimal auszunutzen, ließ Kilo / Honč Wände weichen und entschied sich für ungewöhnliche Einbauten. Mithilfe einer Zwischenebene erweiterten die Architekten die Wohnfläche ihres Projekts Pink Mill um 17 Quadratmeter.
Als dunkel und verwinkelt empfanden die Bauherr*innen ihre Wohnung im slowakischen Piešt'any. Zwar hatten die Räume in einer ehemaligen Mühle mit denkmalgeschützter Fassade und schwarzen Sprossenfenstern durchaus Potenzial. Doch dem in der Kreativindustrie arbeitenden Paar, das aus Bratislava in seinen Heimatort zurückgekehrt war, fehlten die Offenheit und das Licht, die für ein Loft charakteristisch sind.Mit dem Umbau seiner Wohnung beauftragte es die Architekten Richard Kilo und Matej Honč vom Büro Kilo / Honč aus der Hauptstadt. Die jungen Planer sind auf unkonventionelle Umbauten spezialisiert, die sie zunächst vor allem für eine kleine Fangemeinde aus ihrem Bekanntenkreis realisierten. Inzwischen haben sie sich auch darüber hinaus einen Namen gemacht, mehrere Auszeichnungen gewonnen und an internationalen Symposien teilgenommen.
Offener Grundriss
Was alle Projekte der beiden auszeichnet, ist ihr ungewöhnlicher Zugang zur Raumgestaltung. Im Fall von Pink Mill dachten die Architekten den Grundriss komplett neu: Ursprünglich war die Wohnung mit ihren dreieinhalb Meter hohen Decken in vier Räume gegliedert, die von einem innenliegenden Flur abgingen. Diese Trennung hoben die Planer weitgehend auf. Lediglich das Schlaf- und Arbeitszimmer sowie die kleine, innenliegende Toilette blieben als separate Zimmer bestehen. Zugunsten einer offenen, luftigen Atmosphäre öffneten sie den Grundriss und verwandelten zwei Drittel der Fläche in einen multifunktionalen Wohnbereich.
Mehr Platz dank Mezzanin
Eine Zwischenebene aus Holzbalken schafft darin zusätzlichen Lebensraum und gliedert gleichzeitig die Fläche. Erreichbar über eine Leiter, bieten die 17 Quadratmeter Platz zum Entspannen oder Arbeiten – und eine ungewöhnliche Perspektive auf das Leben einen Stock tiefer. Das Mezzanin dient außerdem als Aufhängung für eine Filmleinwand und als Decke des geräumigen Badezimmers, das sich durch die veränderte Raumhöhe vom Rest der Wohnung unterscheidet. Zugleich schlägt seine geflieste Rückwand eine visuelle Brücke zum Wohnzimmer. Das Bad lässt sich zwar durch eine Schiebetür teilweise schließen. Eine Öffnung zur Wand hin bleibt jedoch bestehen, an der ein Bücherregal eine visuelle Verbindung zum Wohnzimmer herstellt.
Regale als Raumteiler
Auch an anderer Stelle spielt der Entwurf von Kilo / Honč mit ungewöhnlichen Blickachsen und Perspektiven. Frei im Raum stehende Wände und Regale stützen die Hochebene. Gleichzeitig zonieren sie den großen Wohnraum, deuten einen Flur an oder grenzen die Küche ab. Deren Edelstahlfronten unterstreichen den industriellen Charakter des Lofts und passen zu den rohen Betondecken und Durchgängen. Dagegen sind die Wände glatt verputzt und weiß gestrichen. Eine warme Wirkung entfaltet das Holz der Zwischendecke. „Wir genießen den Wechsel von Intimität und Offenheit, Licht und Schatten sowie die Momente der Überraschung, wenn wir nicht wissen, was uns hinter der nächsten Ecke erwartet – oder wenn wir eine Tür aufschieben oder einen Vorhang zurückziehen“, sagen Richard Kilo und Matej Honč über ihr Projekt.
Der Umbau der Wohnung lässt die Bewohner*innen ihr Leben buchstäblich auf allen Ebenen teilen. Mit alltagstauglichen Lösungen haben die Architekten einen ungewöhnlichen Grundriss geschaffen, der mehr Tageslicht in die Räume bringt und neue Blickachsen ermöglicht.
FOTOGRAFIE Matej Hakár Matej Hakár
Projektname | Pink Mill |
Architektur | Kilo / Honč, Bratislava |
Team | Mgr. Richard Kilo, Ing. arch. Matej Honč |
Ort | Piešt'any, Slowakei |
Fertigstellung | 2023 |
Fläche | 80 + 17,35 Quadratmeter |
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