Mini in Mexiko
Minihaus von Aranza de Ariño an der mexikanischen Pazifikküste

Ein Leben im Einklang mit der Natur, von den Zwängen des Alltags enthoben und in absoluter Isolation abseits der urbanen Gesellschaft: Nicht mehr und nicht weniger bietet das Projekt Casa Tiny an der mexikanischen Pazifikküste, ein aufs Wesentliche reduziertes Ferienhaus aus Beton. Wer hier seinen Urlaub verbringt, benötigt neben Sonnencreme nur noch Insektenspray – denn der Dschungel, der das Haus umgibt, ist echt.
Die kleine Strandansiedlung Puerto Escondido wurde in den späten Fünfzigerjahren von Surfern entdeckt: Bis zu zehn Meter hoch können die Wellen in dieser Küstenregion sein, was dem Ort seinen Legendenstatus verschaffte. Mit den Surfern hat sich eine neue Lebensart in der Stadt etabliert: so einfach und unabhängig leben wie nur möglich. Dieser Sinneswandel findet nun vermehrt Ausdruck in den Neubauten von Puerto Escondido.
Inspiration aus der Literatur
Entworfen wurde die Casa Tiny von der jungen mexikanischen Architektin Aranza de Ariño, die sich bei der Konzeption von Henry David Thoreaus Literaturklassiker Walden inspirieren ließ. Ähnlich wie der Autor des Buches, der in eine einsame Blockhütte inmitten eines Waldes zieht, bietet ihr Minihaus einen Ort für die Rückbesinnung auf die Natur und den temporären Ausstieg aus dem Alltag.
Das kleine Ferienhaus versteckt sich in dem dichten Wald, der bis an die Strände von Puerto Escondido heranreicht. Erst wenn man unmittelbar davorsteht, offenbart sich das Antlitz der monolithischen Hütte. Das archetypische Volumen ist aus Sichtbeton gegossen und türmt sich zu einem zweigeschossigen Gebäude auf, dessen Abschluss ein Giebeldach bildet. Die Schrägen sind wichtig: Sie fangen die Meeresluft ein, die das Innere des Hauses kühlt.
Hauptsache Abkühlung
Grundriss und Materialien belegen den asketischen Gestaltungsansatz: Der Innenraum erstreckt sich über die gesamte Höhe und beinhaltet eine Küche, ein Bad und einen offenen Schlafbereich im Zwischengeschoss. In einem Großteil der Oberflächen setzt sich die allgegenwärtige Betonstruktur fort – nur Türen und Fensterläden bestehen aus einheimischem Parota-Holz. Auch hier spielte nicht der Wunsch nach einem skulpturalen Effekt, sondern allein die günstige und einfache Herstellungstechnik sowie die Luftzirkulation innerhalb des Hauses eine Rolle.
Abkühlung bietet nicht nur das beeindruckende Innere. Im Außenraum befinden sich eine Dusche und ein kleines Schwimmbecken, die über eine schmale Betonterrasse mit dem Gebäude verbunden sind. In den Abendstunden lässt sich das Haus an einer seiner Fronten über zwei Flügeltüren fast vollständig öffnen – der Küchentresen dringt an dieser Stelle ebenfalls nach außen und wird zum Esstisch für die Bewohner. Architektur, wie aus einem Guss und ein Ort, der seine Besucher tatsächlich zu Aussteigern macht – auch wenn nur für kurze Zeit.
FOTOGRAFIE Camila Cossio
Camila Cossio
Projektarchitektin
Aranza de Ariño
Mehr Projekte
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger

Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal

Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona

Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura

Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel

Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur

Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen

Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design

Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald

Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL

Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio

Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten

Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York

Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien

California Cool
Mork-Ulnes Architects restaurieren das Creston House von Roger Lee in Berkeley

40 Quadratmeter Einsamkeit
Ländliches Ferienhaus von Extrarradio Estudio in Spanien

Von der Ruine zum Rückzugsort
Wertschätzender Umbau von Veinte Diezz Arquitectos in Mexiko

Zwischen Alt und Neu
Architect George erweitert Jahrhundertwendehaus in Sydney

Co-Living mit Geschichte
Umbau des historischen Metropol-Gebäudes von BEEF architekti in Bratislava

Aus dem Schlaf erwacht
Kern Architekten sanieren das Vöhlinschloss im Unterallgäu

Archäologie in Beton
Apartment-Transformation von Jorge Borondo und Ana Petra Moriyón in Madrid

Geordnete Offenheit
Umbau eines Einfamilienhauses von Max Luciano Geldof in Belgien

BAYERISCHES DUO
Zwei Wohnhäuser für drei Generationen von Buero Wagner am Starnberger See

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Schwebende Strukturen
Umbau eines maroden Wohnhauses von Bardo Arquitectura in Madrid

Camden Chic
An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

Aus Werkstatt wird Wohnraum
Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei
Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Zwischen Stroh und Stadt
Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Flexibel zoniert
Apartment I in São Paulo von Luiz Solano
