Monoton monochrom
Weißgraue Wohnaskese von i.B Archstudio in Litauen
Die Designerin Ieva Baranauskaite hat das Interieur eines Wohnhauses an der litauischen Küste so gestaltet, dass es wie ein Echo auf das nordische Meer wirkt. Ätherische Farben und eine sparsame, aber pointiert skulpturale Möblierung erzeugen eine ruhige und asketische Stimmungswelt auf zwei Etagen.
Klaipeda ist die drittgrößte Stadt von Litauen und – wenn man die Maßstäbe einwohnerstarker Länder ansetzt – mit 160.000 Menschen eine übersichtliche Großstadt. Als Küstenort ist ihr nächster Nachbar hinter der Ostsee Dänemark – und genau diese beiden Länder sind zum Arbeitsthema der Architektin Ieva Baranauskaite geworden. Geboren in Litauen, studierte sie in Kopenhagen und Vilnius und ist heute mit ihrem i.B Archstudio im Spannungsfeld der beiden Staaten tätig – mit dem Fokus auf „Projekte in nordischen Regionen“, wie sie selbst sagt. Im von der Nähe zum Wasser und der Geschichte als Ostseehafen geprägten Klaipeda hat sie jetzt die Innenarchitektur für ein Wohnprojekt entworfen, das so leicht und kühl ist wie eine Meeresbrise.
Rückzug im Obergeschoss
Die 110 Quadratmeter des Stadthauses teilen sich auf zwei Etagen auf. Im oberen Geschoss sind die Schlaf- und Badezimmer untergebracht. Sie liegen direkt unter dem Dach, sodass sich viele der Betten und Stauraummöbel unter die Schrägen schieben müssen. Das Erdgeschoss hingegen übernimmt bei diesen Gegebenheiten die Aufgabe eines kommunikativen Gemeinschaftsbereichs, in dem gekocht, gegessen, gefeiert und entspannt wird. Ieva Baranauskaite entschied sich dafür, zuerst alle Wände zu entfernen, um eine großzügige Aufenthaltszone zu schaffen und dann über ein eingestelltes Einbaumöbel Funktionsbereiche zu definieren. Sie entwarf einen dreigeteilten Riegel, der aus Bank, Schrank und Tresen besteht. Neben der Haustür, zwischen Küche und Flur platziert, ragt er in den Raum hinein.
Maßgefertigtes Stauraum-Mobiliar
Im Entree bietet das Möbel eine kleine Sitzbank und eine Garderobe. Sie gehen in einen Schrank über, der raumhoch mit der Decke abschließt und im Flur als Kleiderschrank sowie in der Küche als Stauraum nutzbar ist. Das letzte Element ist ein Tresen, der die drei Zonen Wohnen, Kochen und Transit verbindet. Der verbleibende Raum des Erdgeschosses weist zur Terrasse und wird mit einem Tisch und ein paar Loungemöbeln zum Aufenthaltsbereich. Auch dort hat die Designerin zwei von ihr entworfene Stauraumlösungen integriert: einen hohen Wandschrank und ein Sideboard. Beide Elemente wurden direkt an die Wand montiert. Die weißen Korpusse verschmelzen mit der weißen Wand, während die grafisch ausgestalteten Fronten sie zu schwebenden Skulpturen machen. Schräg gestellte Türen geben dem hohen Möbel eine Zick-Zack-Silhouette und Nuten auf den Fronten der Anrichte erzeugen lineare Schattenfugen.
Eine Prise Zitrone
Starke Kontraste, wilde Texturen oder lebendige Materialien wurden in allen Räumen des Wohnhauses bewusst vermieden. „Wir konzentrierten uns auf die Ausarbeitung der Details und den Einsatz von warmen, hellgrauen Nuancen mit einem Hauch von Gelb und Orange, um dem Raum Frische zu verleihen“, erklärt Ieva Baranauskaite ihr Konzept. Wände, Decken, Fliesen und sogar Vorhänge wurden reinweiß gehalten, der Boden ist ein zartgrauer Estrich, dessen Farbton bei den Arbeitsplatten und der Flurbank aufgegriffen wurde. Durch diese Bühne auf Farbentzug stechen selbst die dezenten Pastelle und zurückhaltende Materialien wie unbehandeltes Holz hervor. Die Positionierung und Dosierung der Farbtupfer erfolgte wohlüberlegt: So ist die Küchenzeile ebenso wie die Basis der Treppe zitronengelb, während der runde Esstisch mit Stühlen zur hölzernen Insel wird. Im Haus entsteht durch Komposition, Geometrie und Licht eine ruhige Stimmung, die nordisch kühl und doch sanft umarmend wirkt.
FOTOGRAFIE Norbert Tukaj Norbert Tukaj
Projektname | VVV |
Entwurf | i.B Archstudio |
Ort | Klaipeda, Litauen |
Fläche | 110 Quadratemter |
Fertigstellung | 2023 |