Musik in der Scheune
Umbau von Sigurd Larsen bei Essen

Wohnen auf dem Land ist attraktiv. Insbesondere alte Gehöfte, die für heutige Ansprüche hergerichtet sind, bieten oft unkonventionelle Räume zum Wohnen und Arbeiten. Manchmal bedarf es dafür lediglich weniger markanter Eingriffe, wie es der Umbau dieses Hallenhauses aus dem Jahr 1791 von Architekt Sigurd Larsen zeigt. Highlight des Domizils für eine Musikerfamilie ist ein elf Meter hoher Raum, der bis unters Dach reicht und als Musikstudio genutzt wird.
Der Dortmannhof, benannt nach den urkundlich erstmalig 1552 erwähnten Eigentümern des Hofes, ist ein im typischen Baustil von Bauernhäusern der Essen-Region errichteter Scheunenbau. Sein Originalgrundriss ist bis heute weitgehend erhalten geblieben. Ursprünglich wurden in einem Hallenhaus Wohnbereich und Scheune unter einem Dach versammelt, was Strukturen bis zu fünf Stockwerken Höhe ergab. Die Erschließung bestand aus mehreren Eingängen und internen Verbindungen, die es ermöglichten, verschiedene landwirtschaftliche Aktivitäten gleichzeitig durchzuführen. Diese räumlichen Merkmale sind im Dortmannhof erhalten geblieben und sorgen heute für ein kreatives Mit- und Nebeneinander von Familien-, Arbeits- und Gästeleben auf insgesamt 350 Quadratmetern.
Raum für die Musik
In den längsseits dreigeteilten Fachwerkbau setzte Architekt Sigurd Larson drei neue Strukturen aus Holz ein. Die mittlere reicht bis unters Dach. In ihr ist das Musikstudio untergebracht. Im östlich gelegenen Einbau befindet sich eine kleine Gästewohnung mit separatem Eingang. Große nach Norden ausgerichtete Fenster lassen Tageslicht ein, das durch die alten Lochwände der Scheune eintritt, die ursprünglich zur Belüftung des Hauses genutzt wurden. Im westlichen Scheunenbereich liegen die Wohnräume der Familie, die durch den Einbau eines Badezimmers ergänzt wurden. Die originale Bausubstanz ist beibehalten und mit neuem Notwendigen kombiniert. In allen Räumen wurden zudem die originalen Böden erhalten: Im Wohnbereich und auch im Musikstudio ist er aus Kieselsteinen gesetzt, im Badezimmer aus Steinen, und in den übrigen Räumen und der Küche liegen die alten Fliesen.
Bewohnbare Möbel
Die Wände, der neu eingefügten architektonischen Strukturen sowie des Bestands sind in Weiß gehalten, was die Materialität der Böden, der Holzträger des Fachwerks und sämtlicher Relikte wie Verschläge oder Scharniere deutlich hervorhebt. Alle Ergänzungen im Haus wurden aus Holz gefertigt und werden wie bewohnbare Möbel gehandhabt. Sie können jederzeit entfernt werden, um das historische Erscheinungsbild des Gebäudeinneren wiederherzustellen. Dieser Ansatz wurde gewählt, um die Anforderungen des Denkmalschutzgesetzes zu erfüllen und gleichzeitig zu ermöglichen, das historische Gebäude für eine zeitgenössische Wohnnutzung anzupassen.
FOTOGRAFIE Christian Flatscher
Christian Flatscher
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