Neue Perspektiven
Das Buena Vista House von Jasmit Singh Rangr in Kalifornien

Der amerikanische Architekt Jasmit Singh Rangr hat an einem Hanggrundstück in Berkeley ein Holzhaus gebaut, das sensationelle Blicke auf die Bucht von San Francisco freigibt. Dabei spielte das Vereinen von Landschaft, Klima und Kundenbedürfnissen eine wichtige Rolle. Für den Bau des Buena Vista House bedeutete dies: rotierende Formen und ganz besondere (Blick)winkel.
Wie ein unscheinbarer, kleiner Holzbungalow mutet das Buena Vista House von der Straße aus an. Doch an den steil abfallenden Hängen über der Stadt Berkeley hat das amerikanische Architekturbüro Rangr Studio ein Domizil der Extraklasse geschaffen, das sich an die Topografie des Ortes anpasst und den Blick bis zur Golden Gate Bridge freigibt.
Klima und Baukunst
Der Architekt Jasmit Singh Rangr ist in Indien und Großbritannien aufgewachsen und lebt seit seinem Studium in den USA. Diese verschiedenen Klimazonen haben den Architekten geprägt. In seiner Arbeit beschäftigt er sich seit zwanzig Jahren immer wieder mit der Wechselwirkung von Klima, Landschaft und Baukunst. „Achtzig Prozent der Architektur ist bereits vor Ort vorhanden, man muss nur noch die restlichen zwanzig Prozent finden“, lautet sein Credo.
Architektur mit Twist
Wie intensiv sich Rangr mit den Gegebenheiten des rund 700 Quadratmeter großen Hanggrundstücks auseinandergesetzt hat, wird klar, wenn er sein Konzept erläutert: „Die wichtigste Besonderheit dieses Standorts ist die Neigung des Grundstücks. Normalerweise fällt das Gelände von der Straße aus gleichmäßig nach unten ab, in diesem Fall neigt sich der Grund aber diagonal.“ Für den Architekten bedeutete dies, dass die parallel zur Straße verlaufende Struktur in unterschiedlichen Höhen auf das Gelände treffen musste. „Deshalb haben wir den unteren Teil des Hauses gedreht.“
Aus der Luft sieht das Gebäude nun wie zwei schräg ineinander gesteckte Kuben aus. Das Obergeschoss ist zur Straße hin platziert, um einen einfachen Zugang für die Bewohner*innen zu ermöglichen. Es beherbergt Eingangsbereich, Hauptschlafzimmer und Küche sowie einen großen Ess- und Wohnbereich. Alle Räume sind direkt von der Einfahrt und der Garage aus zugänglich. In den unteren Etagen befinden sich die Arbeitsräume der Bauherr*innen und Gästezimmer für die Kinder.
Klug gekühlt
Auch das Klima spielte bei der Gestaltung des Hauses eine wichtige Rolle. In Berkeley ist es oft sonnig, die Luft kann aber auch kühl werden. „Wir nutzen die Energie der Sonne, um die Wohnräume zu erwärmen, da die großen Fenster nach Süden ausgerichtet sind“, erläutert Rangr. Wenn es im Wohnzimmer dann zu warm wird, sorgen Querlüftung und Deckenventilatoren für niedrigere Temperaturen. „Die Luft ist hier sehr trocken und somit eine sehr effektive Kühlmethode.“ Klimaanlage? Überflüssig.
Für die Fassade verwendete das Architekturbüro die Zypressenart Western Red Cedar, auch Riesen-Lebensbaum genannt. Im Inneren wurde amerikanische Weiß-Eiche verbaut. Beide Sorten wachsen vor Ort und sind deshalb gut für das lokale Klima.
Panorama und Poesie
Neben der Einbindung in die Ökologie des Ortes strebt Jasmit Singh Rangr bei jedem Projekt aber auch nach einer poetischen Erfahrung seiner Architektur. Und die ist beim Buena Vista House leicht zu finden: Durch das Versetzen der beiden Kuben vergrößert sich das Panorama und weitet den Blick über die Bucht von San Francisco. Während die Fensterwand des Wohnraums auf die Landzunge von Marin ausgerichtet ist, blickt die Terrasse auf San Fransisco und die Golden Gate Bridge. Rangr fasst es so zusammen: „Am schönsten ist es, wenn die Abendlichter in das Leuchten der Sterne übergehen.“
FOTOGRAFIE Matthew Millman
Matthew Millman
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