Neues Leben hinter alten Mauern
Umbau einer historischen Scheune von TYPE
Das in London ansässige Architekturbüro TYPE zeigt mit diesem Umbau, wie sich eine ehemalige Scheune in ein zeitgenössisches Wohnhaus verwandeln lässt. Durch einen stilsicheren Umgang mit Alt und Neu wird die Einfachheit des landwirtschaftlichen Gebäudes betont und ergänzt. Die Planer*innen konzentrieren sich in ihrer Praxis auf eine Architektur, die den Wandel zulässt. Beim Projekt „Redhill Barn“ ist diese Herangehensweise deutlich zu erkennen.
Das 1810 errichtete Gebäude befindet sich im englischen Devon und diente einst als Stall mit einem Heuboden im Geschoss darüber. Die Scheune steht auf einem 25 Hektar großen Grundstück, das noch immer landwirtschaftlich genutzt wird. Innerhalb des heutigen, ökologisch wirtschaftenden Betriebs sollte das stark renovierungsbedürftige und teils verfallene Steingebäude zu einem Wohnhaus umgestaltet werden.
Die Herausforderung bestand in einem sensiblen Umgang mit Alt und Neu. Wesentliche Teile, wie das Dach, mussten ersetzt werden oder waren überhaupt nicht mehr vorhanden. Die Architekt*innen des Büros TYPE machten es sich zur Aufgabe, den Charakter des Gebäudes auf originelle Art und Weise wiederzubeleben und dennoch zwischen Bestand und Ergänzung klare Unterscheidungen zuzulassen. Zugleich sollten auch der verwitterte Zustand und die rohe Bauweise wahrnehmbar bleiben.
Licht als Gestaltungsmerkmal
Im Erdgeschoss befinden sich die Schlafzimmer, Bad und Küche, das obere Geschoss ist als ein offener Wohnbereich gestaltet. Über eine seitlich angeordnete Treppe sind die beiden Ebenen miteinander verbunden. Die Scheune sollte im Inneren so weit wie möglich ungeteilt bleiben, um die ehemals offene Struktur erfahrbar zu machen. Für die frühere Nutzung waren kaum Trennwände notwendig, jetzt bilden sich die Räume mithilfe weniger eingestellter Boxen.
Um das ursprüngliche Bild der Fassade nicht zu verändern, wurden keine neuen Öffnungen hinzugefügt. Durch die Erhaltung der Lochfassade entsteht im Innenraum eine für ältere massive Gebäude charakteristische, leicht diffuse Lichtsituation. Die Atmosphäre wäre gänzlich anders, wenn die Architekt*innen sich entschieden hätten, mit modernen, großflächigen Verglasungen zu arbeiten. Der gewählte Weg respektiert den Bestand in besonderem Maß und macht deutlich, wie sich die Lichtsituation auf das Ambiente in den Innenräumen auswirkt. In diesem Fall wird das Tageslicht bewusst als ein wesentliches Gestaltungsmerkmal eingesetzt.
Neuer Dachaufbau
Um das neu hinzugefügte Dach zu kennzeichnen, wurde es von außen mit einer leichten Bekleidung aus reflektierenden Aluminiumblechen versehen, die sich deutlich von den monumentalen Steinmauern absetzt.
Innen bildet sich die hölzerne Konstruktion ab. Das verwendete Douglasienholz harmoniert mit den Bestandswänden und ist dabei zugleich als nicht bauzeitliche Ergänzung identifizierbar. Die neu hinzugefügten Einbauten besitzen Trennwände aus hellem Berg-Ahorn. Die kalkverputzten Oberflächen der ursprünglichen Innenwände und die groben Steinoberflächen strahlen eine gewisse Kälte aus. Doch die hölzernen Elemente, zu denen auch die Fensterrahmen zählen, setzen den kühleren Materialien ihre natürliche Wärme entgegen und schaffen eine wohnliche Atmosphäre. Die klare Geometrie der minimalistisch gehaltenen Einbauten und der modernen Möblierung passen perfekt zur Einfachheit des Bestandsgebäudes. Dem Architekturbüro TYPE ist es gelungen, den Charme des alten Gemäuers zu erhalten – und viel zeitgemäßen Komfort hinzuzufügen.
FOTOGRAFIE Rory Gardiner
Rory Gardiner
| Projektname | Redhill Barn |
| Entwurf | TYPE |
| Ort | Devon, Großebritannien |
| Fläche | 199 Quadratmeter |
| Fertigstellung | 2021 |
Mehr Projekte
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten
Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York
Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien