New Work als Raumkonzept
Transparentes Office von Ply Atelier in Hamburg
Wo in den Dreißigerjahren Tempowagen produziert wurden, arbeiten heute Unternehmen, Wissenschaftler*innen und Forscher*innen. Im hit-Technopark in Hamburg-Harburg hat Ply Atelier ein transparentes Office gestaltet: mit maßgefertigten Holzeinbauten, Einrichtungsklassikern und eingestreuten Neonklecksen.
Auf dem 1978 stillgelegten Gelände des ehemaligen Vidal & Sohn Tempo-Werks, das dreirädrige Kraftfahrzeuge herstellte, befindet sich seit 1985 ein Technologiepark. Am Tempowerkring in Harburg tüfteln, forschen und arbeiten rund 110 kleine und mittelständische Unternehmen mit technologischem Hintergrund auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern. Das Projekt, das initiiert wurde von Professoren der Technischen Universität Hamburg-Harburg, wird heute von der Unternehmerfamilie Birkel als privater Technologiepark geführt und als Standort kontinuierlich erweitert. Die Idee: die Vernetzung der ansässigen Unternehmen sowie die Bereitstellung verschiedener Services wie Poststelle, Konferenzräume, IT-Service, Restaurant, Hotel, Fitnessräume.
Arbeiten im Tempo-Werk
Christoph Birkel – Leiter des hit-Technoparks – arbeitet seit letztem Jahr in einem Office, das Kommunikationszentrale und Verwaltungseinheit zugleich ist. Ply Atelier aus Hamburg hat das Büro wie einen behaglichen Wohnraum gestaltet, der dennoch funktional ist. Der 355 Quadratmeter große Raum ist als luftiger Open Space angelegt, der gestalterisch geschickt Rückzugsmöglichkeiten integriert. „Wie es gelingen wird, Besucher offen und transparent zu empfangen, ohne konzentriert arbeitende Mitarbeiter zu stören, war eine der wichtigsten Aufgaben“, sagen die Architekten.
Ply Atelier setzt bei diesem Projekt die Idee des New Work gestalterisch um. Neues Arbeiten bedeutet hier ganz konkret: Räume zur offenen Kommunikation wechseln sich ab mit solchen, die für Besprechungen und konzentriertes Arbeiten gedacht sind. Das Office wirkt weit, licht und gut organisiert, wozu helle Farben und wenige Materialien beitragen, die miteinander kontrastieren: auf der einen Seite kühle Werkstoffe wie der Fußboden und die Stützpfeiler aus Beton und die Wände aus Glas, andererseits warme Materialien wie die Türen aus Eichenholz und Orientteppiche, die einen Schuss Vintage ins minimalistische Interior bringen.
Wechselspiel der Räume
Beim Eintritt in das Büro fällt der Blick auf einen frei stehenden, acht Meter langer Küchenblock. Gefertigt aus schwarz gebeiztem Multiplex und Messingblech für die Arbeitsfläche ist er ein schöner Eyecatcher. Hier können Mitarbeiter informell bei einer Tasse Cappuccino plaudern, sich einen Pausensnack zubereiten oder Gäste empfangen. Dem Küchenblock gegenüber angeordnet sind vier verschiedene Arbeitszonen: ein kleiner Besprechungsraum, eine Lounge mit Ledersofa, vier Schreibtischarbeitsplätze sowie eine Casual Lounge mit lässigen Sitzgelegenheiten. Die Bereiche sind voneinander abgetrennt und wirken dennoch offen: durch Glaswände, bewegliche, Paravents ähnelnde Elemente und raumhohe, zweiflügelige Türen aus Eichenholz. Der hintere Bereich des Büros wird über eine großzügige Bibliothek erschlossen. Arbeitstische mit integrierten Leuchten von Midgard und bequemen Sesseln von Jean Prouvé werden hinterfangen von professionellen Bibliotheksregalen, die auf Schienen mit einem Drehrad bewegt werden können und echte Raumsparwunder sind. Von hier führt eine Eichenholztür in einen größeren Besprechungsraum, während Glasscheiben für Ein- und Ausblicke sorgen.
Minimalistischer Knalleffekt
Ply Atelier gelingt mit dem Umbau Überraschendes: Was wie ein Open Space wirkt, ist in weiten Teilen gar kein Open Space, sondern sind geschlossene Räume – wobei der Effekt durch Glaswände entsteht. Auch die reduzierte Farbpalette trägt dazu bei, dass Grenzen fließend sind und der Raum insgesamt sehr ruhig wirkt. Dass zeitlose Gestaltung mitnichten langweilig ist, zeigen bewusst gesetzte Farbtupfer: in Form von Kabelkanälen an der Decke und dem ikonischen Wishbone Chair von Hans J. Wegner in Neongelb.
FOTOGRAFIE Nina Struve Nina Struve
| Entwurf | Ply Atelier |
| Bauherr | hit-Technopark GmbH & Co KG |
| Standort | Hamburg, Deutschland |
| Art | Büroumbau |
| Fertigstellung | 2019 |
| Gesamtfläche Office | 355 qm |
| Gesamtfläche Gelände | 30.000 qm |
Innenausbau & Möbel
| Regale & Türen | Eichenholz |
| Boden | Kautschuk |
| Decken | freigelegter Beton |
| Wände | rahmenloses Glas |
| Küchenblock | Messingblech, schwarz gebeizter Multiplex |
| Möbel | Vitra, USM, Carl Hansen & Son |
| Leuchten | Artek, Flos, Midgard |
Mehr Projekte
Vertikal, vernetzt, und verantwortungsvoll
Hochhausensemble FOUR in Frankfurt von UNStudio
Lieblingsplatz mit Tiefgang
Lepel & Lepel bauen eine Büroetage im Duisburger H2 Office um
Neu aufgegleist
Umnutzung eines Ringlokschuppens in Osnabrück von Kresings
Alte Schule
Wohnlicher Co-Working-Space in London von Daytrip
Ab ins Beet
Bürolandschaft in Japan von DDAA für Kokuyo
Arbeiten im Penthouse
RHO gestaltet das neue Headquarter von Design Hotels in Berlin
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Lebendiges Labor
Umbau einer Büroetage zum dynamischen Testumfeld
Mehr Stimmung als Stromverbrauch
Innovative Beleuchtung von Fagerhult im Bol-Headquarter
Architektur zum Anbeissen
MoDusArchitects verwandeln das Loacker-Flaggschiff in Heinfels in eine räumliche Erlebniswelt
Ein Office für alle Fälle
Ippolito Fleitz Group und Brunner gestalten den Beiersdorf Campus in Hamburg
Charlottenburger Altbau(t)räume
Office Space von BBPA am Berliner Fasanenplatz
Vom Altar zum Arbeitsplatz
Büroumbau in ehemaliger Kirche mit Einrichtungslösungen von Kinnarps
Arbeiten wie aus einem Guss
Fellowes stattet elf ergonomische Arbeitsplätze in der Hamburger Speicherwerkstatt aus
Inspirationen am Fleet
Neu gestalteter Showroom von Kinnarps in Hamburg
Eine Stadt aus Räumen
Kollaborativer Arbeitsort von Alberto Hueso in Spanien
Tabula Casa
Die inspirierenden Studioräume von Nerea Apraiz in Bilbao
Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam
Arbeiten in neuem Licht
BOS hat das eyeo-Büro in Berlin als Stadtrundgang inszeniert
Architekturwandel an der Alster
Umbau der BAT-Hauptverwaltung in Hamburg durch Ratschko Architekten
Kreative in der Konservenfabrik
Zirkuläres Büro-Interieur im belgischen Leuven von tweestroom
Büro auf Abruf
Meeting Suites by Bene in Wien
Rohbaucharme und Ruhezone
Modernes Bürokonzept von Delta Pods im Sky Park Bratislava
Bestand und Weitblick
Nachhaltige Transformation des DUO Towers in Düsseldorf durch DJH Architekten
Massivholz und Mixed-Use
Die Team 7 Welt von Matulik Architekten mit Vestre-Outdoormöbeln
Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten
Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen
Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE
Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin