Poetisch im Park
Transparenz bis ins Detail: Ein Pavillon mit sieben Arbeitsplätzen für Stipendiaten der American Academy in Berlin.

Wie ein Gespenst mit weißem Umhang schwebt der Fellows Pavilion über der Wiese: leicht, transparent und nur dank seiner Silhouette als Form wahrnehmbar. Und des nächtens beginnt das eigentliche Schauspiel, wenn das Bauwerk zu leuchten anfängt und in eine andere Dimension zu entschwinden scheint. Dabei ist das, was in seinem Inneren passiert, ganz irdisch: Hier arbeiten die Stipendiaten der American Academy in Berlin.
Die American Academy in Berlin ist eine 1994 gegründete Kulturinstitution, die Stipendien an amerikanische Wissenschaftler, Schriftsteller, Politiker und Künstler vergibt. Arthur Miller, Jonathan Franzen, Jenny Holzer und Jonathan Safran Foer sind nur einige der prominenten zeitweisen Bewohner der Villa am Berliner Wannsee, die durch den Neubau des Pavillons etwas räumliche Entlastung erfahren sollte.
Mehr Platz
Der Werdegang der Villa und ihrer Nutzungen allein ist schon eine Geschichte an sich: Der klassizistische Bau wurde vom jüdischen Banker Hans Arnold errichtet, im Dritten Reich von den Nationalsozialisten okkupiert und nach Ende des Krieges abwechselnd als amerikanischer Offiziersclub, Flüchtlingsheim für Ostvertriebene und Freizeitzentrum der US-Armee genutzt. Im Jahr 1994 wurde das Haus schließlich auf Initiative von Henry Kissinger, Richard C. Holbrooke und Richard von Weizsäcker der neu gegründeten American Academy übertragen und in Hans Arnold Center umbenannt. Seitdem hat sich das Stipendiaten-Programm zu einem großen Erfolg entwickelt. Das Raumangebot musste nun aufgrund von Platzmangel erweitert werden. An der Stelle, an der sich ein bis zuletzt leerstehendes Badehaus befand, errichtete das Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger einen 85 Quadratmeter großen Gartenpavillon. Dieser beherbergt sieben Studierzimmer und eine gemeinschaftliche Teeküche.
Mehr Leichtigkeit
Barkow Leibinger nahmen den Faden der Pavillon-Geschichte auf: Ikonen wie Mies van der Rohes Barcelona Pavillon und Farnsworth House sowie Le Corbusiers Philips Pavillon veränderten nachhaltig die Architekturgeschichte, weil sie ein formales oder konstruktives Experiment wagten. Der Fellows Pavillon tut beides und nimmt gleichzeitig Elemente seiner berühmten Vorgänger auf, um sie dann neu zu interpretieren und in einem zeitgenössischen Kontext darzustellen. Allein schon die Glas-Stahl-Materialität ist eine Anlehnung an den Pavillonbau – nur, dass hier die totale Transparenz nicht einem Wohnexperimemt, sondern einer Vision des modernen Arbeitsplatzes dient. Bei der Verwendung des Stahls zeigen Barkow Leibinger ihr ganzes Können und ihr Interesse an räumlichen Strukturen, die aus purer Konstruktion entstehen. Das aus mehreren hyperbolischen Paraboloiden geformte Dach spielt mit der Giebeldach-Typologie und ist gleichzeitig ein abstraktes Baukunstwerk, das über den Arbeitsplätzen schwebt und ihnen eine raumpoetische Note verleiht. Nach Sonnenuntergang wird der Eindruck des fliegenden Dachs zusätzlich durch eine Deckenbeleuchtung verstärkt.
Mehr Transparenz
Der Bau ruht auf einem simplen, rechteckigen Grundriss, der die Arbeitszimmer zu gleichen Teilen an den beiden Längsseiten platziert.
Und der Drang der Architekten nach Perfektion spielgelt sich auch in den Details wieder: Für die Schiebetüren ließen sich die Baumeister eigens einen Griff von FSB herstellen, der durch seine schlanke und besonders lange Form gut zur modernen Note des Pavillons passt. Alle anderen Türen tragen eine Kombination aus FSB 13 4220 031, einem rechteckigen Glastürbeschlag mit Glastürschloss, und dem Türdrücker FSB 10 1005.
FOTOGRAFIE Stefan Müller und Simon Menges
Stefan Müller und Simon Menges
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