Projekt mit Perspektive
Ausbau einer Scheune im Burgund von minuit architectes

Vor rund zwanzig Jahren kaufte ein Ehepaar eine alte Scheune im Burgund und renovierte einen Teil von ihr, um ihn als Feriendomizil zu nutzen. Weil die Familie mit der Zeit immer größer wurde, sollte in dem angrenzenden Trakt zusätzlicher Wohnraum entstehen. Dieses Projekt hat das Pariser Architekturbüro minuit mit einem kontemporären Designansatz und minimalistischer Eleganz umgesetzt.
Auf insgesamt 130 leer stehenden Quadratmetern wünschten sich die Eltern eine Gästewohnung für ihre mittlerweile erwachsenen Kinder und deren eigene Familien. Drei Schlafzimmer mit dazugehörigen Bädern wurden benötigt. Auch vom gewünschten Interiordesign-Stil hatte das Paar eine präzise Vorstellung: Der Umbau sollte die kontemporäre Handschrift des Architekturbüros minuit tragen. Dieses hatte zuvor die Pariser Wohnung von Freund*innen renoviert, die den Auftraggebenden mit ihren klaren Formen sowie dem gekonnten Zusammenspiel von Beton, Stahl und Holz auf Anhieb gut gefiel.
Stromnetz und Raumteiler
Bei dem burgundischen Projekt stand eine Stahl- und Holzkonstruktion im Mittelpunkt, die minuit in die bestehende Gebäudestruktur einfügte, ohne das Mauerwerk und die Balkenlage der Scheune zu beeinträchtigen. Das wie ein Gitter konzipierte Gerüst beherbergt nicht nur das gesamte Stromnetz sowie Leuchten, Geländer und Hängeregale, sondern teilt das üppige Raumvolumen auch in verschiedene Bereiche auf: Auf der oberen Ebene befinden sich zwei Schlafzimmer mit eigenen Bädern und im unteren Bereich eine dritte Elternsuite sowie ein gemeinsamer Wohnbereich. Mit Strukturbalken, polierten Betonböden und Türen aus Stahl verlieh minuit dem Interior zusätzlich industrielle Akzente, die die Pariser Architekt*innen durch die großflächige Verwendung von warmem Okoumé-Holz auflockerten.
Kontemporäre Nostalgie
Eine weitere Besonderheit des Projekts stellen die Türen und Fenster dar, die minuit mit verschiedenen Funktionen ausstattete. So führt auf der Südseite der Scheune eine gläserne Falttür auf das neu konstruierte Terrassenkonstrukt, während im Master Bedroom ein riesiges Fenster für Tageslicht sorgt, das bis zum En-Suite-Badezimmer im hinteren Bereich des Raums vordringt. Eine überdimensional breite Fensterbank lädt dazu ein, den Ausblick auf die malerische Hochlandschaft rund um das Granitmassiv Morvan – auch bekannt als „Klein-Kanada“ – zu genießen. Mit großflächigen Stahltüren zu ebener Erde erinnert minuit an das Flair der landwirtschaftlichen Betriebe in der unmittelbaren Nachbarschaft und an den ursprünglichen Gebrauch der Scheune.
Ausbaufähiges Konzept
„Dieser Auftrag hat auch deshalb so viel Spaß gemacht“, sagt Joseph Vincent von minuit architectes, „weil die Auftraggeber uns absolut vertraut haben und von Anfang an sehr empfänglich für unsere Ideen und Entwürfe waren“. Ganze 95 Prozent des Interiors seien von lokalen Handwerksbetrieben maßgefertigt worden. Und in zehn oder fünfzehn Jahren, so Vincent, könnte es sogar eine Fortsetzung in Form eines weiteren Ausbaus geben. Denn die Familie wird weiter wachsen und 260 Quadratmeter der riesigen Scheune stehen heute immer noch leer.
FOTOGRAFIE bcdf studio / minuit architectes
bcdf studio / minuit architectes
Projektname | Maison Morvan |
Entwurf | minuit architectes |
Typologie | Um- und Ausbau einer Scheune |
Auftraggeber | Privat |
Ort | Saône-et-Loire (Burgund), Frankreich |
Wohnfläche | 130 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2023 |
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