Projekte

Raum für Selbst­ent­fal­tung

Umbau eines belgischen Wohnhauses von GBA

Ein eingeschossiges Bestandsgebäude aus den Sech­zi­ger­jah­ren wurde in ein zeitgenössisches Wohnhaus für eine Familie transformiert. Durch behutsame Ergänzungen, einen Anbau und viel Arbeit an Details entstand eine Wohnumgebung mit Zukunftspotenzial. GBA aus Gent zeigt mit diesem Beispiel, wie ein Umbau mithilfe weniger präziser Eingriffe gelingen kann.

von Philine Puffer, 02.03.2022

Das Büro GRAUX & BAEYENS architecten (GBA) wurde von Koen Baeyens und Basile Graux gegründet und ist seit 2005 in den Bereichen der zeitgenössischen Architektur, im Innenausbau und im Produktdesign tätig. Die beiden Architekten beschreiben ihre Herangehensweise als „konzeptorientiert“: Eine Idee wird entwickelt und in der weiteren Bearbeitung durch kontinuierliches Hinterfragen präzisiert, bis schließlich ein schlüssiges Gesamtbild entsteht. In unmittelbarer Nähe zum belgischen Gent befindet sich das Wohnhaus B-L. Dieses Projekt von GBA ist ein gelungenes Beispiel für den Umgang mit einem Bestandsgebäude aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Alt und Neu ergänzen sich harmonisch
Basile Graux und seine Frau, deren Initialen sich hinter B-L verbergen, entdeckten das Gebäude und waren sofort vom Charme der Umgebung angetan. Besondere Begeisterung löste aber das 1965 erbaute, eingeschossige Wohnhaus selbst aus, obwohl es in seinem ursprünglichen Zustand viel zu klein war. Da sich die Chance für eine Transformation von Beginn an abzeichnete, war die Entscheidung, sich auf diesen Ort zu konzentrieren, schnell gefasst. Die Umgebung des Hauses war weitläufig unbebaut, zugleich gab es ausreichend Platz für eine Erweiterung. Das Team von GBA entschloss sich, dem Bestandsgebäude einen Anbau hinzuzufügen, der eine harmonische Ergänzung der gesamten Situation darstellt. Er sollte mit der bestehenden baulichen Struktur harmonieren und gleichzeitig den für diesen Standort charakteristischen Blick in die Natur unterstreichen.

Präzise gesetzte Ergänzung
Die Lösung bestand darin, ein längliches Volumen leicht angewinkelt zum Ursprungsgebäude zu platzieren. Betreten wird das Ensemble an der Schnittstelle. Durch die Schrägen ist dort ein einladender Eingangsbereich entstanden. Im neu hinzugefügten Baukörper sind die Küche sowie der Wohnbereich untergebracht. GBA spricht über diesen Teil des Hauses als „Tageslicht-Flügel“. Dort befinden sich die hauptsächlich tagsüber genutzten Räume, die durch großzügige Fensterflächen viel Tageslicht erhalten. Der introvertiertere „Nacht-Flügel“ liegt auf der anderen Seite des Eingangs im ehemaligen Bestandsbau. Dieser blieb weitgehend erhalten, insbesondere die DNA der Struktur mit wenig Fensterfläche und eher kleinen Räumen. Einzig ein mittig verlaufender Flur wurde ergänzt. Er verbindet den alten mit dem neuen Gebäudeteil und ist durch eine Breite von 1,40 Metern als Mehrzweckbereich nutzbar.

Der „Tageslicht-Flügel“ erhielt ein Satteldach – nach dem Vorbild des bereits existierenden „Nacht-Flügels“. Neben den unterschiedlich großen Fenstern markiert auch die Höhe der Räume den Übergang von einem Gebäudeteil zum anderen. Ein natürlicher Geländesprung wurde so in den Entwurf integriert, dass der „Tag-Flügel“ zwar ebenfalls eingeschossig bleibt, jedoch im Gegensatz zu den niedrigen Decken des „Nacht-Flügels“ viel großzügiger gestaltet ist.

Potenzial des Unfertigen
Zusätzlich zum Flur, dem neben seiner Funktion als Verbindungselement Potenzial für weitere Nutzung gegeben wurde, finden sich im Haus B-L noch andere Bereiche, die zunächst undefiniert blieben. Im Laufe der Zeit werden sie durch die Bewohner*innen Bedeutung erhalten. So fungiert beispielsweise der Betonsockel im Wohnbereich als breite Fensterbank, die spontan zum Sitzen genutzt werden kann, wenn sich doch einmal mehr Personen in dem eigentlich sehr kompakten Wohnzimmer aufhalten. Die Idee des Unfertigen drückt sich auch in der Materialwahl aus. Rohbeton, Holz, Lehm und Terrazzo sind robuste Baustoffe mit einer gewissen Einfachheit. Sie bilden eine natürliche und dezente Farbpalette, der durch die Bewohner*innen neue Akzente hinzugefügt werden können.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Entwurf

GRAUX & BAEYENS architecten (GBA)

graux-baeyens.be

Mehr Projekte

Camden Chic

An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

Aus Werkstatt wird Wohnraum

Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei

Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Zwischen Stroh und Stadt

Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Flexibel zoniert

Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Freiraum statt Festung

Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Kork über Kopf

Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Drei Pavillons für ein Familiendomizil

Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Ein Haus der Gegensätze

Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Die Magie der Entgrenzung

Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Raumsequenzen in der Grotte

Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Altes Haus im neuen Licht

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Mehr Platz fürs Wesentliche

Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Raum-Chamäleon

Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Wohnräume mit Tiefgang

Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Holz und Stein im alpinen Dialog

Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Haus mit zwei Gesichtern

Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau am offenen Herzen

Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Reise in die Vergangenheit

Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Downsizing als Designprinzip

Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Der Reiz der Reduktion

Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Authentische Askese

Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Umbau im Anbau

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Visionen vom Wohnen

Design-Apartments auf der MDW 2025

Design-Apartments auf der MDW 2025

Mit Ecken und Kurven

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Raw in Rio

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Nostalgie nach Mass

Belgravia Townhouse von Child Studio

Belgravia Townhouse von Child Studio

Grobe Perfektion

Symbiose aus Beton und Holz in einem Apartment in Tokio von Kenta Hirayama

Symbiose aus Beton und Holz in einem Apartment in Tokio von Kenta Hirayama

Appetitliches Apartment

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Raumwunder in Porto

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers