Rekonstruktion einer Landschaft
Ein energieeffizienter Stelzenbau in Spanien
Buchstäblich keinen Fußabdruck möchten die Architekten Andrés Jaque und Miguel Mesa del Castillo mit ihrem Rambla Climate House im spanischen Molina de Segura hinterlassen. Die Lösung: ein energieeffizienter Stelzenbau, der zur Bewässerung der Steppe beiträgt.
Eigentlich hatte die Natur das clever geregelt: Die trockene Steppenlandschaft von Molina de Segura im südspanischen Murcia ist durchzogen von sogenannten Ramblas, kleinen, das Erdreich stabilisierenden Schluchten, in denen sich die Feuchtigkeit sammelt, Pflanzen gedeihen und Tiere leben. Entstanden sind sie durch saisonale Regenfälle. Wie Adern ziehen sich die Ramblas durch das Gebiet. Allerdings sind die feuchten Furchen in Gefahr. Weil sich die nahe gelegene Großstadt Murcia immer weiter ins Umland ausdehnt, wird das Gelände zunehmend planiert – mit massiven Auswirkungen auf das sensible Ökosystem.
Dem Boden helfen
Als der Architekt Miguel Mesa del Castillo von der Bauherrschaft um einen Entwurf für ein Einfamilienhaus in Molina de Segura gebeten wurde, nahm er die von Umweltschutz- und Bürgerinitiativen geäußerte Kritik an der Bebauung auf. Er holte sich Unterstützung von seinem Kollegen Andrés Jaque vom Office for Political Innovation in New York, der schon häufiger Projekte mit ökologischem Anspruch entworfen hatte.
Gemeinsam mit der Bodenkundlerin María Martínez Mena und der Ökologin Paz Parrondo Celdrán entstand der Entwurf für das Rambla Climate House. Die Kernidee war, mit dem Bauprojekt nicht in die Landschaft einzugreifen und sowohl den Niederschlag als auch das Grauwasser vom Duschen und Waschen geschickt in den Boden zu lenken, damit sich dieser von Trockenheit und invasiver Bebauung erholen kann.
Blühende Ellipse
Organisiert ist das Haus um ein elliptisches Naturareal, das mit künstlichen Furchen durchzogen wurde. Ein smartes Bewässerungssystem mit Feuchtigkeitssensoren schafft die Bedingungen dafür, dass Pflanzen in diesem Bereich wieder üppig wachsen können. Allein im ersten Jahr siedelten sich Fächerpalmen, Oleander, Feigen- und Mastixbäume auf der kleinen Fläche an. Gräser und Pflanzen geben verschiedenen Tier-, Vogel- und Insektenarten ein Zuhause. Es entsteht ein lebendiges Naturschauspiel, dem die Bewohner*innen durch die großen Glasfenster des Hauses beiwohnen können. Sie lassen sich zur Marmorterrasse hin öffnen, die Kühlung mit sich bringt. In der Höhe ist die begrünte Ellipse von einer Spule umgeben, die mithilfe von Sonnenenergie das Wasser heizt. Zu einer Seite der Ellipse befinden sich die Schlaf- und Kinderzimmer mit Blick in die Umgebung und in den Innenhof, zur anderen die Küche und der Wohnbereich. Passend zur Natur sind die Wände und Decken in einem frischen Apfelgrün gehalten.
Seit seiner Fertigstellung hat sich das Rambla Climate House zu einem Demonstrationsobjekt entwickelt. Nachbar*innen und Organisationen informieren sich, wie stärker im Einklang mit der Natur und unter Berücksichtigung der ökologischen Gegebenheiten gebaut werden kann. Zugleich können die Bewohner*innen bezeugen, wie schnell sich die Natur manchmal erholt, wenn der Mensch die entsprechenden Bedingungen schafft.
FOTOGRAFIE José Hevia José Hevia
Projektname | Rambla Climate House |
Bauherren | Victoria Sánchez Muñoz, Antonio Mesa del Castillo Clavel |
Architekten | Andrés Jaque/Office for Political Innovation, Miguel Mesa del Castillo |
Planungsteam | Roberto González García, Nieves Calvo López, Joan Fernández Linares, Ana Fernández Martínez, Marina Fernández Ramos, David Gil Delgado, Marta Jarabo Devesa, Jesús Meseguer Cortés, Laura Mora Vitoria, Paola Pabón, Belverence Tameau |
Tragwerksplanung | Qube Ingeniería (Iago González Quelle) |
Beraterin für Edaphologie | María Martínez Mena |
Beraterin für Ökologie | Paz Parrondo Celdrán |
Beratung bei der Bepflanzung | Viveros Muzalé (Rubén Vives) |
Geotechnischer Bericht | Forte Ingeniería |
Qualitätsprüfung | Ingeolab |
Bau | Excavaciones Eltoni, Hacienda Corvera, Cerrajería Alberto Sobrino, Construcciones Vifransa, Aispomur, Escayolas Dani, Hijos de Pascual Baño, Carpintería Tornel, Cristalería Marín, ACOM Agrocomponentes, Fontanería Diego, Anzora Instalaciones, Iceberg Climatización, Netro, Prymur, SYC Piedra Natural, Areniscas Crema, Mirete Mallas Metálicas, Gestchaft |
Grundstücksfläche | 600 Quadratmeter |
Hausfläche | 140 Quadratmeter |
Fertigstellung | 2021 |