Schule der Blaumacher
Eine Sprachakademie in Barcelona als buntes Raumwunder.
Als die spanische Kreativagentur Masquespacio kürzlich den Auftrag erhielt, eine Sprachakademie gestalterisch neu aufzustellen, traf sie auf eine unklar umrissene Zielgruppe. In der Acadèmia Altimira lernen parallel Kinder, Teenager und junge Erwachsene. Um alle gleichermaßen zu begeistern, setzen die Architekten auf kräftige Blau- und Grüntöne im Zusammenspiel mit natürlichen Materialien.
Die Acadèmia Altimira befindet sich in Barcelonas nördlich gelegener Vorstadt Cerdanyola del Vallès. Die schmalen Straßen liegen im Schatten der Häuser und unter dichter Alleen, von der Hektik der nahegelegenen Großstadt ist nicht viel zu spüren. Wer hierher kommt, sucht die Konzentration. Seit 15 Jahren bietet die Akademie Sprachkurse für Schüler, Studenten und Erwachsene. Jetzt entschlossen sich die Schwestern und Inhaberinnen der Agentur, Laura und Mónica Sigüenza, zu einer ästhetischen Grundsanierung, mit der sie das für seine krawallbunten Entwürfe bekannte und ausgezeichnete Studio Masquespacio aus der katalanischen Hautstadt beauftragten.
Charakter-Schule
Ana Milena Hernández Palacios und Christophe Penasse gründeten Masquespacio 2010 und brachten mit Interieurdesign und Marketing zwei perfekt ineinandergreifende Disziplinen in die Partnerschaft ein. Als Duo gestalten sie Rundum-Sorglos-Pakete, die von Farbcodes über das Briefpapier bis zum maßgeschneiderten Mobiliar reichen und immer Liebe fürs Detail zeigen. Im Falle der Akademie begann die ästhetische Neuaufstellung mit der Überarbeitung der Markenidentität. Dafür übersetzten Masquespacio die Arbeit der Akademie direkt in den Entwurf. „Die Neugestaltung von Marke und Raum ist inspiriert von der ‚Gestaltung’ des Selbst als Person und durch das Lernen“, beschreiben die Gestalter ihren ganzheitlichen Ansatz. Gleichzeitig legten sie großen Wert darauf, dass sich alle Altersgruppen in den Räumen mit den unterschiedlichen Funktionsbereichen wohlfühlen. Ihre Lösung ist ein Interieur, das jung, aber nicht kindlich wirkt.
Kleine Klassen
Die entkernte Ausgangssituation bestand aus schlichten weißen Wänden an hellgrauem Linoleum. Die Zonierung der weiten Räume wurde dann durch Mobitekturen aus Holz vorgenommen. Sie schaffen Separees für kleine Klassen, zum Lernen und zum informellen Gespräch, eine Bibliothek, aber auch einen klar begrenzten Eingangsbereich. Die Basis wird gebildet aus auf Dreiviertel der Raumhöhe endenden Wände aus Schichtholz, die natürliches Licht einfallen lassen, akustisch aber für Dämpfung sorgen. Die breiten Eingänge zu den Kuben lassen sich mit Schiebetüren aus vertikal angebrachten Holzleisten verschließen, ohne dabei die visuelle Verbindung zum Flur und das Licht auszusperren.
Blaues Wunder
Den stärksten, und in seiner flächigen Konsequenz fast comichaft wirkenden Akzent setzt das Farbkonzept. Die Grundpalette besteht aus wenigen Blau- und Grüntönen, die durch verwandte Nuancen ergänzt und dekliniert werden. Tische, Stühle, Bilderrahmen und Regalwangen sind konsequent monochrom lackiert und lasiert und machen das Interieur zum farbigen Patchwork mit einer starken grafischen Wirkung. Auf Überkopfhöhe installierte Pflanzkästen mit hängendem Grün und im Sinn der Markenidentität gestaltete Buchstabenposter bringen Gemütlichkeit an den Lernort. Die stilistische Konsequenz hinterlässt Eindruck. Und spätestens die blau-grünen Visitenkarten, Schreibgeräte und Dokumentmappen sorgen dafür, dass niemand die Akademie und das eigene Lernpensum aus dem Auge verliert.
FOTOGRAFIE Cualiti
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