Schwarzer Fuchs
Vom Winde geschützt: Ein norwegisches Ferienhaus kopiert die Natur und schafft einen einmaligen Aussichtspunkt.

Es schmiegt sich an den Felsen und scheint unter einer hölzernen Decke Schutz zu suchen. Das Ferienhaus eines Architekten, natürlich in Schwarz, steht eingebettet in die raue Küstenlandschaft eines norwegischen Fjords. Sein Äußeres wurde maßgeblich durch die starken Winde und das kalte Klima der Region geformt. Das Innere des Hauses bietet dagegen eine erstaunlich warme Atmosphäre mit grandiosen Ausblicken auf das Meer und die nahe Uferlinie.
Wie baut man ein Haus an einem Ort, der fast das ganze Jahr über windumtost ist und an einem felsigen Hang liegt? Das Osloer Architekturbüro Vardehaugen, das gleichzeitig als Bauherr agierte, transformierte die Schwierigkeiten mit norwegischer Gelassenheit in eins der spannendsten Ferienhäuser Skandinaviens.
Schräge Architektur
Das Hauptmotiv des Wohndomizils war der Schutz vor den starken Winden, die an dem Fjord herrschen. Die Architekten installierten Windsäcke auf dem Grundstück und befragten Anwohner der Region: Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Dazu holten sich die Planer Anne Brit Børve ins Team, die ihre Doktorarbeit über das Bauen in rauem Klima geschrieben hatte. Zusammen entwickelten sie Standort, Anordnung und Aussehen des Ferienhauses. „Das Haus ähnelt der Pose eines Bergfuchses, der sich zusammengerollt hat, um Schutz vor kaltem Wind zu suchen“, erklären die Architekten die Form des Baus, der aus einem großen und einem kleinen Volumen besteht, die eine hofartige Situation kreieren. „Das schwarze Dach ist umgeklappt und wird zu einer Wand, die sich den exponiertesten Windrichtungen zuwendet.“ Als Baumaterial wurden Latten aus lokalem Kiefernholz verwendet, die eine sich nach oben verjüngende Fassade ausbilden. Die schrägen Anordnung der Elemente dient einer besseren Abweisung von Wind und Regen.
Kluge Architektur
Der äußeren, schwarzen Fassadenschicht folgt eine innere, die weiß gehalten ist. Immer wieder bilden sich kleine Nischen und Rücksprünge aus, die Türen und Fenster vor zu starkem Windeinfall schützen oder ganz einfach zum Verweilen einladen – sollte das Wetter es zulassen. Eine wahrhaft geborgene Situation erzeugt das Open Air-Atrium, das durch die zwei Gebäudeteile entsteht. Hier können die Bewohner bei gutem Wetter auf der Terrasse sitzen und die spektakuläre Landschaft um sie herum genießen.
Auch die innere Aufteilung des nur 77 Quadratmeter großen Hauses folgt den Klimazwängen: Bade- und Schlafzimmer liegen an den geschlossenen Seiten und besitzen nur kleine Fenster mit Blick nach draußen. Dagegen wendet sich der große Wohn- und Essraum dem Meer und der Küste zu. An seiner äußersten Spitze bildet er durch zwei große Fensterfronten fast eine Art Aussichtsposten, von dem aus die Natur und ihre gewaltigen Kräfte auf einmalige Weise observiert werden können: Eine perfekte Inszenierung durch kluge Architektur.
FOTOGRAFIE Vardehaugen Arkitekter
Vardehaugen Arkitekter
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