Schwebende Schwestern
Gespiegeltes Glück: durch und durch nachhaltiges Zweifamilien-Wochenendhaus in Katalonien.

Ein steiler Hang im Naturpark samt Ausblick über bewaldete Hügel hätte vollkommen ausgereicht für die Verwirklichung eines Architekturtraums. Doch für die zwei Schwestern, die sich in der katalonischen Region Serra de Collserola ihr Wochenenddomizil errichten ließen, war der landschaftliche Rahmen nur der Anfang ihrer persönlichen Baugeschichte: Sie wollten ein bioklimatisches Haus, das die Vorzüge der Lage mit Komfort für die Bewohner vereint – unter Rücksichtnahme auf die Umgebung.
Die Bauherren-Schwestern und ihre Familien wünschten sich ein Haus, in dem sie zusammen und doch getrennt leben könnten. Das junge Architekturbüro Alventosa Morell nahm sich den Wunsch zu Herzen, teilte den Neubau in zwei Hälften und spielgelte den Grundriss. Aber über allem stand der Wunsch nach einem Maximum an Nachhaltigkeit.
Alles Bio
Bevor sie mit der eigentlichen Planung begannen, machten die Architekten eine exakte bioklimatische Studie des Baugrundstücks, das, idyllisch eingebettet in einen Naturpark, am oberen Ende eines Steilhangs liegt. Um für ganzjährigen Wohnkomfort bei geringem Energieverbrauch zu sorgen, setzten die Planer bei ihrem Entwurf auf eine Strategie aus Verdichtung, dem Speichern von Sonnenenergie, Temperaturbeständigkeit und Querlüftung. Die Holzkonstruktion der Casa LLP besitzt durch ihre kompakte Bauweise eine große thermische Beständigkeit und schafft es sogar, die Grenzen der Passivhaus-Standards zu unterschreiten. Dafür sorgen die verspiegelten Glastüren der nach Süden ausgerichteten Hausfront, die hinterlüftete Fassade und das begrünte Dach. Aber auch im Inneren wird auf Energieeinsparung geachtet: Die Räume werden alleine durch Kamine beheizt.
Freier Blick
Um den Bauvorgang zu vereinfachen, glichen die Architekten die Steigung des Hangs durch zwei Betonscheiben aus, die parallel zu den Höhenlinien verlaufen und die Topografie nivellieren. Auf ihnen ruht das eigentliche Haus, das aus einer reinen Holzkonstruktion besteht und sich wie eine Scheibe über den Hang schiebt. Als Grundgerüst des Neubaus dienen fünf Rahmen, um die sich die Hülle legt. Diese unterteilen das Volumen in vier Segmente, von denen jeweils zwei eine Wohnung bilden. Gleichzeitig liegen sämtliche Raumfunktionen wie Kamine und Stauraum an den Trennwänden und gut versteckt hinter eine Front aus weißen Türen. Durch die kompakte Organisation bleiben die Zimmer frei von Einbauten – so kann der Ausblick auf das Tal von fast jedem Punkt in der Wohnung genossen werden.
Natur pur
Das Architekturbüro Alventosa Morell spiegelte den Grundriss, sodass beiden Schwestern die jeweils gleiche Raumkonstellation zur Verfügung steht. An der Nordseite, wo sich die Kinderzimmer und Küchen befinden, verknüpft ein Flur die Wohnungen: Mit Schiebetüren lassen sich die beiden Domizile je nach Wunsch zusammenschließen oder voneinander trennen. Ansonsten liegen die Eingänge der zwei Apartments an den entgegengesetzten Enden des Hauses und bilden, zusammen mit einer holzbeplankten Terrasse, eine Panoramaplattform aus. Wer hier wohnt, wird versuchen, seine Zeit nicht in geschlossenen Räumen zu verbringen, sondern umgeben von der Natur. Dafür sorgt auch die Architektur der Casa LLP: Das ist Nachhaltigkeit at its best.
FOTOGRAFIE Adrià Goula
Adrià Goula
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