Siesta unter Pergola
In Katalonien wird in einem umgebauten Bauernhaus eine Kunstsammlung ausgestellt und auf der Terrasse dem süßen Nichtstun gefrönt.

Eine Pergola, ein Liegestuhl, ein Glas Wein: Ein warmer Sommertag kann ganz wunderbar sein. So wie im katalanischen Empordà. Dort hat das Architektur- und Designstudio Francesc Rifé ein altes Bauerngehöft umgebaut. Innen wird die Kunst- und Designsammlung des Bauherrn ausgestellt, im Garten und auf der Terrasse dem süßen Nichtstun gefrönt.
Empordà liegt rund achtzig Kilometer nördlich der katalanischen Metropole Barcelona. Die Gegend ist ein beliebtes Ausflugsgebiet für ruhe- und naturbedürftige Städter – mit Figueras und dem Dalí-Museum als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Die Landschaft ist grün, berg- und waldreich, und es gibt ausgedehnte Weinanbaugebiete.
Im Freien
In dieser Landschaft hat das in Barcelona ansässige Architektur- und Designstudio Francesc Rifé ein für diese Gegend typisches Bauernhofensemble renoviert und in ein zeitgemäßes Refugium verwandelt. Beide Gebäude wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und befinden sich auf einem weitläufigen, baumbestandenen Grundstück. Sie werden über eine lauschige Terrasse mit begrünter Pergola erschlossen und optisch miteinander verbunden. Auf dem rustikalen Steinfußboden der Terrasse arrangiert sind ein großer Holztisch mit der Stuhlserie But von Francesc Rifé, drei schwarze Industriependelleuchten und hier und da auch mal ein Liegestuhl.
Charlotte & Jean
Während das kleinere Haus hauptsächlich als Gästeunterkunft genutzt wird, sind im angrenzenden größeren Gebäude die Küche, das Wohnzimmer, mehrere Schlafräume, Badezimmer, eine Umkleide und ein Studio untergebracht. Das harmonische Natursteinensemble dient zudem als Privatgalerie für die umfangreiche Kunst- und Möbelsammlung des Bauherrn. Dazu gehören Vintage-Designmöbel von Charlotte Perriand, Jean Prouvé und Josep Torres Clavé, Leuchten von Serge Mouille, persische Tonskulpturen, afrikanische Vasen, Antiquitäten aus dem 17. Jahrhundert, Gemälde von zeitgenössischen Künstlern wie Peter Zimmermann, David Shrigley und Miquel Mont sowie Berberteppiche aus Marokko.
Mönchisch karg
Die Kunstwerke und Designstücke kommen besonders gut zur Geltung, weil ihnen das Interior viel Platz lässt. Und weil das Innere beider Häuser beinahe mönchisch wirkt. Besonders in der Küche, wo haptisch und visuell interessante Materialien aufeinander treffen: Eine schlichte Küchenzeile aus Edelstahl des italienischen Herstellers Arclinea wird mit einem alten, rustikalen Fliesenboden kombiniert, Armlehnstühlen von Josep Torres Clavé aus den dreißiger Jahren und Stühlen von Charlotte Perriand aus den Fünfzigern, ebenfalls aus Holz. Die Wände sowie die atmosphärische Gewölbedecke sind weiß getüncht, so wie es typisch für spanische Bauernhäuser aus dieser Zeit ist.
Das Interior ist minimalistisch gestaltet mit rustikalen Einsprengseln: Fußböden aus Beton, Holz und Natursteinfliesen. Eine monochrome Farbpalette durchzieht das gesamte Ensemble und lenkt den Blick auf die Kunst- und Designstücke. Als bewusst platzierte Objekte setzen sie Highlights, denen sich alles andere unterordnet. Zentrum des Gebäudeensembles ist der große Wohnbereich unter einem offengelegten, weiß gestrichenen Dachstuhl. Vor den Panoramafenstern: eine mit bequemen Sitzmöbeln (Hamp Collection von Francesc Rifé für Point) ausgestattete Terrasse und eine ansteigende Wiese mit knöchrigen Oliven- und Lorbeerbäumen.
An diesem Ort sieht es so aus wie sich wohl beinahe jeder Nordeuropäer Spanien erträumt: ein altes Bauernhausensemble aus Naturstein in einem verwunschenen Garten, lauschig-schattige Plätze zum Verweilen. Francesc Rifé ist mit diesem Projekt ein kleines Kunststück gelungen: die Verwandlung eines rustikalen Bauernhauses in ein karges und dennoch luxuriöses Domizil.
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FOTOGRAFIE Fernando Alda
Fernando Alda
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