Studio mit Aussicht
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Die verschiedenen Stufen, ein Haus zur Stadt zu öffnen, lassen sich seit kurzem in São Paulo bewundern: Das Projekt Studio R des brasilianischen Architekturbüros mk27 spielt gekonnt mit seinen Reizen, verschließt und exponiert sich gleichermaßen. Vielleicht eine Andeutung seiner Nutzung, denn im Inneren des Neubaus befindet sich ein Fotostudio, das eine ideale Arbeitsumgebung und vor allem Licht und Hintergründe in all ihren Varianten liefert.
Der knapp 400 Quadratmeter große Neubau steht an einem kleinen, öffentlichen Platz – nicht im Zentrum São Paulos, sondern in einer verhältnismäßig ruhigen Wohngegend. Architekt Marcio Kogan, der sich mit der Bauaufgabe Fotostudio bestens auskennt, öffnete das Gebäude zu seiner Umgebung, sodass eine Art räumliches Kontinuum entstanden ist: Stadt und Haus werden eins.
Bühne in der Stadt
Die drei Geschosse stapeln sich wie Kisten übereinander, und da sie leicht zueinander verschoben sind, entsteht eine interessante Bauskulptur, deren monolithischer Charakter durch den hohen Betonanteil in der Fassade noch verstärkt wird. Einige der Seitenflächen sind mit einer Holzgitterstruktur verkleidet, hinter der sich großformatige Fensteröffnungen verstecken: Wird es Nacht, zeigt sich das Innenleben des Hauses, werden die Menschen im Gebäude als Silhouette sichtbar wie auf einer Theaterbühne mitten in der Stadt.
Rolltor, öffne Dich
An anderer Stelle wird das Spiel mit der Ein- und Aussicht wesentlich konkreter – das Erdgeschoss lässt sich über zwei gegenüberliegende Rolltore, die über die ganze Breite des Neubaus reichen, nach Belieben öffnen und wieder schließen. So lassen sich innerhalb weniger Minuten alle visuellen Barrieren zwischen dem Studio und seiner Nachbarschaft ausblenden. Sind die Tore geschlossen, kann der Raum mit künstlichem Licht perfekt ausgeleuchtet werden – außer einer eingestellten, grasgrünen Box, die einen Umkleideraum und die Toilette beherbergt, wird der Bereich durch keine weiteren Einbauten unterbrochen. Komplett in Weiß gehalten und mit abgerundeten Ecken, bieten sich dem Fotografen perfekte Arbeitsverhältnisse.
Hinter den Rolltoren befinden sich zwei Patios: einer geöffnet zur Stadt, der andere von einer hohen Betonmauer umgeben und dadurch wesentlich intimer. Mit exotischen Pflanzen belebt, findet sich hier eine spannende Themenwelt als Hintergrund für Fotos.
Unscharfe Stadt
In der ersten Etage, die man über eine versteckte Betontreppe erreicht, liegen die Büroräume und das Fotolabor. Zu drei Seiten geschlossen, wird hier der Fokus ganz auf die Bildbearbeitung und das zurückgezogene Kundengespräch gerichtet. Im Zentrum des Geschosses steht der Besprechungsraum, als Box-in-der-Box ausgebildet, der je nach Bedarf zum restlichen Raum hinzugeschaltet werden kann, indem Schiebetüren aufgeschoben werden. Zum Außenraum öffnet sich die Büroetage nur an einer Flanke: Hier wurde vor die voll verglaste Fassade ein feinmaschiges Holzgitter montiert, das das Sonnenlicht filtert und am Tage störende Einblicke abweist. Die Stadt und die Natur, die hinter der Struktur liegen, wirken dagegen wie ein leicht verschwommenes Gemälde – ein Spiel mit Licht, Kontrasten und Unschärfe.
Ganz oben, auf dem Dach, wartet ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter und Kunden, der sich ebenfalls hinter einem Holzgitter versteckt, das sich allerdings aufschieben lässt und einen Blick auf die umliegenden Baumkronen freigibt. Ein wunderbarer Ort, um Gespräche unter freiem Himmel zu führen.
FOTOGRAFIE Fernando Guerra, Sergio Guerra
Fernando Guerra, Sergio Guerra
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