Townhouse mit Geschichte
Umbau einer ehemaligen Galerie zur Wohnung
Außen Stahl, innen Marmor: In Melbourne bauten Eastop Architects mit ihrem Projekt Elm Tree Place eine ehemalige Galerie zu einer zweigeschossigen Wohnung um. Mit Respekt für die Originalmaterialien schufen sie charakterstarke Räume mit viel Tageslicht.
Mitte der Achtzigerjahre erweiterte der griechisch-australische Architekt Nonda Katsalidis ein viktorianisches Wohnhaus in Melbourne um einen modernen Anbau. Viele Jahre lang war das Ensemble der Sitz der Deutsche Fine Art Gallery. Nun sollte es von dem Architekten Liam Eastop zu einem Wohnhaus umgebaut werden. „Ich liebe das Selbstvertrauen der Achtzigerjahre und die schrille Art, wie die Dinge ausgedrückt wurden", betont der Gründer von Eastop Architects. Ihm war es wichtig, den Geist der Epoche zu bewahren und ihn gleichzeitig ins 21. Jahrhundert zu versetzen.
Referenz an die Vergangenheit
Ein Beispiel ist der grüne Marmorboden im jetzigen Wohnzimmer im ersten Stockwerk. Dieses bildet mit der Küche und dem Zugang zur Terrasse den wohnlichen Mittelpunkt des Hauses. Der Naturstein gehört zu den wenigen Details, die nach zahlreichen Umbauten noch aus den Achtzigerjahren erhalten blieben. Liam Eastop gibt ihm eine Bühne: Er kombiniert dazu das knallrote Samtsofa Camaleonda, das Mario Bellini 1970 für B&B Italia entworfen hat. Die skulpturale Stehleuchte Giraffa von Sergio Moscheni für Selenova aus dem Jahr 1972 unterstreicht den Retrocharme des Raums. Durch eine Art überdimensioniertes Bullauge ist er mit dem Esszimmer verbunden. Geschichtsbewusst ist dieses mit Planula-Stühlen von Ettore Sottsass zum Betonesstisch von Sergio und Giorgio Saporiti eingerichtet. In der Küche nimmt Liam Eastop das Marmorthema bei den Arbeitsflächen wieder auf.
Monumentale Fassade
Doch Liam Eastop erlaubte sich auch auf baulicher Ebene Interventionen im Einklang mit dem architektonischen Erbe. Die Fassade aus Cortenstahl gibt dem Anbau eine unnahbare Wirkung und grenzt ihn vom Bestand ab. Sie wurde geölt, um den Patinaprozess zu verlangsamen. Die Außenwand zur Straße hin wurde verlängert, sodass sie einen Sichtschutz für die Bewohner in der dicht bebauten Nachbarschaft darstellt. Trotzdem ist es innen hell: Eine Wand aus halbtransparenten Glasbausteinen versorgt den Anbau mit natürlichem Licht und ist eine Referenz an die Achtzigerjahre.
Umbau eines Anbaus
Während sich der erste Stock mit einigen großen Fenstern nach außen öffnet, herrscht im Erdgeschoss mit seinen dunklen Holzböden eine private Atmosphäre. Liam Eastop erhielt die Offenheit des Grundrisses, indem er sich halbtransparenter Raumteiler bediente. Selbst die Schlafzimmer im Erdgeschoss und das Bad sind nur durch Wände aus milchigem Rillenglas in schwarzen Metallrahmen abgetrennt. Ein solider Gegensatz dazu sind die polierten Betonwände im Treppenhaus. Anderenorts reflektieren strukturierte Oberflächen wie Holzlamellen oder grob verputzte Wände das gefilterte Licht. Der innenliegende Garten bietet einen grünen Kontrast und stellt die vertikale Verbindung zwischen den Ebenen her.
Mit seinem Umbau eines Anbaus ermögliche Liam Eastop der ursprünglich für eine Galerie gedachten Erweiterung eine neue Nutzung. Durch Einbauten – aber auch durch eine gekonnte Möblierung – spielt er mit dem architektonischen Erbe und transferiert es in die heutige Zeit.
FOTOGRAFIE Rory Gardiner
Rory Gardiner
Projektname | Elm Tree Place |
Entwurf | Eastop Architects |
Projektteam | Liam Eastop, Lauren Trainor, Louis O’Connor, Klara Fletcher |
Landschaftsarchitektur | Eckersley Garden Architecture |
Ort | Carlton, Melbourne, Australien |
Wohnfläche | 205 Quadratmeter |
Gesamtfläche | 535 Quadratmeter |
Fertigstellung | Ende 2019 |
Innenausbau/Möbel
Möbel | Castorina & Co |
Innenwände | Stuckputz, Venezianischer Putz |
Böden | Holzschnitt - Moos Palladiana, Marmor, Beton |
Badezimmer | Armaturen von Fantini, Edelstahl-Waschtische, Naturstein Nero Marquina |
Küche | Geräte von Miele, schwarz gebeiztes Holzfurnier, Marmor |
Beleuchtung | Ross Gardam, Articolo Lighting, In-Lite |