Um die Spirale arbeiten
New-Work-Büro in Amsterdam von Beyond Space

In Amsterdams angesagtem Szeneviertel Noord hat das Architekturbüro Beyond Space auf dem Gelände der einstigen NDSM-Werft eine Fabrikhalle zu einem Office mit flexiblen Arbeitsbereichen umgewandelt. Mit einfachen Mitteln schufen die Planer*innen fließende Raumverbindungen, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen und einige räumliche Überraschungsmomente bereithalten.
Dass sich stillgelegte Hafenareale besonders gut für spannende Umnutzungen eignen, wird am Beispiel der einstigen NDSM-Werft im Amsterdamer Stadtteil Noord deutlich. Vor über 20 Jahren bezogen Kreative die einstige Schiffbauhalle, entwickelten neue Konzepte für die Fläche und wandelten sie mit öffentlichen Geldern zur „Kunststad“ um. Mittlerweile hat sich das Kulturareal als ein beliebtes Szeneviertel etabliert, das nicht nur Künstler*innen und Start-ups, sondern auch das größte Street-Art-Museum der Welt beherbergt.
Arbeiten im Industriedenkmal
In unmittelbarer Nachbarschaft des Museums hat das Amsterdamer Architekturbüro Beyond Space für ein IT-Unternehmen eine ehemalige Fabrikhalle mit drei markanten Paralleldächern zu flexibel nutzbaren Büroräumen umgebaut. Um den Hallencharakter hervorzuheben, wurden alle Innenwände entfernt und die Stahlkonstruktion des Tragwerks freigelegt. „Wir haben die große Lagerhalle in kleinere Räume unterteilt, damit diese besser auf die neuen Arbeitsinseln zugeschnitten sind. Das wollten wir auf eine natürliche und organische Weise tun. Deshalb haben wir ein großes, kreisrundes Objekt in der Mitte der Halle platziert“, sagt Stijn de Weerd, Architekt und Gründungspartner von Beyond Space.
Office mit Oase
Das „Objekt" ist eine spiralförmig verlaufende Wand aus hellen Betonriemchen, die in einen von außen nicht einsehbaren Innenhof mündet. Schlichte Sitzgelegenheiten aus Holz sowie Kakteen und Palmen auf einem grob gekörnten Terrazzoboden bieten dort einen Rückzugsort vom geschäftigen Treiben. Schmale, schallisolierte Räume mit Fenstern zum Innenhof reihen sich an der Wand entlang und bieten den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit zum konzentrierten Arbeiten. „Die spiralförmige Konstruktion erfüllt zwei Aufgaben: Sie dient zum einen als erweiterte ‚route architecturale‘. Zum anderen können sich die Räume kreisförmig um die Oase anordnen“, so Stijn de Weerd.
Haus im Haus
Besprechungsräume sowie Sanitäranlagen befinden sich in zwei separaten Einbauten, die den nördlichen Hallenabschnitt bilden. Dazwischen entsteht eine Platzsituation, die mit einer offenen Küche, Tischen, Stühlen und Sofas als Treffpunkt für unterschiedliche Zwecke genutzt wird – vom gemeinsamen Mittagessen bis hin zu Firmenfesten. Die Arbeitsbereiche fügen sich mit hellen Möbeln zurückhaltend in die offene Raumstruktur ein. Sie sind in Inseln organisiert und mithilfe von großformatigen Pappwänden gegliedert, die durch ihre Akkordeonstruktur den Schall im Raum reduzieren.
Altrosa trifft auf Mintgrün
Große Oberlichter fluten die Halle mit diffusem Licht. Die Architekt*innen sahen darin viel Potenzial und richteten das Farbkonzept danach aus. „Wir haben uns für einen vielschichtigen Ton für den Boden entschieden, der im Laufe des Tages seine Farbe zu verändern scheint – von Altrosa über Terrakotta bis hin zu einem Sienna-Braun“, erzählt Stijn de Weerd. Als farbliches Pendant ließ Beyond Space die Lüftungskanäle in einem komplementären Mintgrün streichen und somit als „Ornamente“ inszenieren. „Was wir wegnehmen und hinzufügen tritt in eine Beziehung zu dem, was bereits vorhanden ist. Das Ergebnis präsentiert sich so, als wäre es schon immer so gewesen“, meint Stijn de Weerd. Mit geschickt gewählten Farben, Formen und Materialien sind Beyond Space funktionale sowie ästhetische Lösungen gelungen, die sich mühelos in den industriellen Bestand einfügen und gleichzeitig für einige räumliche Überraschungsmomente sorgen.
Auftraggeber: | Millten, Amsterdam |
Auftraggeber Interior: | Roamler |
Bruttogeschossfläche: | 1.267 Quadratmeter |
Fertigstellung: | 2021 |
Projektteam | Remi Versteeg, Stijn de Weerd, Esther Bentvelsen,Cindy Duan |
Bauherr | van Rossum |
Bauunternehmer: | Paardenkooper |
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