Umbau mit Happy End
Renovierung eines Mid-Century-Apartments in Madrid

Die spanischen Architektinnen Beatriz Arroyo und Lys Villalba denken Innenarchitektur neu. Statt Räume bloß zu möblieren, definieren bei ihnen die Möbel den Raum. Einer Fünfzigerjahre-Wohnung in Madrid hat das Architektinnen-Duo so zu Offenheit, Licht und Leichtigkeit verholfen. In den Hauptrollen: maßgeschneiderte Center-Pieces, die den großen Auftritt suchen.
Urban Cabinet Series nennen Beatriz Arroyo und Lys Villalba ihr modernes Konzept, bei dem Einrichtung und Architektur miteinander verschmelzen. Das spanische Duo füllt Räume nicht wie im klassischen Interiordesign mit Möbeln, sondern setzt diese so ein, dass die Möbel selbst den Raum strukturieren. „Furnitecture“ nennt sich diese Designtypologie. Das erste Projekt ihrer Serie ist die Renovierung eines Apartments aus den Fünfzigerjahren im Viertel Salamanca im Zentrum von Madrid. In La Casa de Elena haben Arroyo und Villalba Strukturen freigelegt und den Aufbau der Wohnung von Grund auf neu gedacht.
Offener Wohnbereich
„Die ursprüngliche Aufteilung, die den Wohnbereich des Hauses in verschiedene Räume unterteilte – also in Eingangshalle, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Küche und Flur, verhinderte die Nutzung der südlichen Sonneneinstrahlung im Winter, die Querlüftung der Räume und den Zugang zur Terrasse“, erklären Arroyo und Villalba. Also haben die Architektinnen überflüssige Wände entfernt und einen offenen Wohnbereich gestaltet, der durch Möbelstücke klug strukturiert wird. Der Gewinn: viel Freiraum, lichtdurchflutete Räume und glückliche Bewohner*innen. Sogar die ursprüngliche Terrassenfläche konnte so wiederhergestellt werden.
Konfetti für die Küche
Zentrales Element des neuartigen Konzepts ist der Tisch. „Essen, plaudern, lernen, spielen, malen, kochen, lesen, arbeiten“ – Arroyo und Villalba haben viele Ideen, wenn es um das Center-Piece der Wohnung geht. Quer im Raum positioniert bildet der Tisch den Übergang zwischen Küche und Wohnzimmer. Das vom mallorquinischen Fliesenhersteller Huguet maßgefertigte Stück ist auch optisch ein Hingucker: Mit einer stolzen Länge von dreieinhalb Metern thront eine dunkelblaue, ovale Terrazzoplatte mit Konfetti-Muster auf sechs massiven, weißen Metallzylindern. Diese sind fest im Dielenboden verankert und versinnbildlichen somit das Konzept von Arroyo und Villalba: Möbel als unverrückbare Elemente der Architektur. Ein fröhlicher Farbkontrast dazu ist die zitronengelbe Küche vom spanischen Küchenstudio Nouvelle Cuisine, die den Tisch in U-Form umschließt. Auch hier haben sich die Architektinnen etwas Besonderes einfallen lassen: Durch ein großes Guckloch über der Arbeitsfläche kann man in den Flur blicken. Oder vice versa: Wer nach Hause kommt, sieht schnell, was es zum Abendessen gibt.
Fun & Furnitecture
Gute Laune macht auch der Rest der 4-Zimmer-Wohnung: Maßgefertigte Schränke in Hellblau leuchten mit honiggelben Einbauten um die Wette. Im Badezimmer kann man förmlich in Gelb baden und sich die Hände in einem bunt gesprenkelten Terrazzobecken waschen. Auf der anderen Seite des Apartments befinden sich ein Kinder- und ein Arbeitszimmer, wo ein weiterer prominent gesetzter Tisch die Raumaufteilung dominiert. Stolze drei Meter sechsundsechzig lang ist die Tischplatte aus lackiertem Holz, die auf zwei gekanteten Metallfüßen aufliegt und ganz ohne Schrauben oder Fugen auskommt. „So schaffen wir einen offenen und freien Arbeitsbereich für die ganze Familie“, erklären Arroyo und Villalba.
Immer auf der Suche „nach einem Gleichgewicht zwischen dem Funktionellen, dem Schönen, dem Persönlichen und dem Einzigartigen“ – so Beatriz Arroyo – entstehen bei den spanischen Architektinnen Projekte, die „auf einfache Weise gutes Design in das tägliche Leben einbeziehen“. Man könnte auch sagen: Architektur mit Happy End.
FOTOGRAFIE José Hevia José Hevia
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