Update für ein Zeitzeugnis
Umbau und Erweiterung der Villa Koivikko bei Helsinki

Mit dem Umbau der Villa Koivikko nahe Helsinki passten die Innenarchitektin Petra Majantie und das Architekturbüro OOPEAA das modernistische Wohnhaus an die Bedürfnisse heutiger Gäste an. Drei neue Holzgebäude machen sie zum Teil eines Komplexes sowie einer gelungenen Mischung aus Alt und Neu.
Aarne Ervi gehört zu den wichtigsten finnischen Nachkriegsarchitekten. Unter anderem zählt das Porthania-Gebäude der Universität Helsinki zu seinen Werken, eines der wichtigsten Beispiele modernistischer Architektur in der finnischen Hauptstadt. In der Stadt Espoo baute er 1958 die Villa Koivikko, ein privates, an einem See gelegenes Luxus-Domizil mit einem Nebenhaus für die Angestellten.
Im Einklang mit dem Bestand
Die Innenarchitektin Petra Majantie und das Architekturbüro OOPEAA übernahmen in enger Absprache mit der lokalen Denkmalbehörde die behutsame Renovierung und Erweiterung des Gebäudekomplexes . Majantie beschreibt ihre Begegnung mit der Villa als „Liebe auf den ersten Blick“. „Äußerst luftig und zart – und natürlich architektonisch ein wirklich erstaunlicher Ort“, sagt sie. „Ich hatte sofort das Gefühl, dass dies ein wahres Juwel ist.“
Viele Original-Details sind nach dem Umbau erhalten geblieben, seien es das Teakholz an der Fassade oder der Kamin. In den repräsentativen Innenräumen findet sich das Who’s who des finnischen Designs: Leuchten von Paavo Tynell, Tapio Wirkkala und Lisa Johansson-Pape wurden liebevoll restauriert. Andere Elemente wie eine historische Dienstbotenglocke, die während der Renovierung verloren ging, entstanden nach historischem Vorbild neu. In der Küche ließ Petra Majantie vorhandene Schränke restaurieren und fügte neue hinzu. Alles sollte so aussehen, als wäre es schon immer da gewesen. Kein Unterschied zwischen Neu und Alt sollte erkennbar sein.
Neugestaltung im alten Stil
An einigen Stellen war die Kreativität der Innenarchitektin gefragt. Weil es keine Pläne der Original-Badezimmer gab, verwendete sie passend zum Kamin Keramikfliesen, Mosaike aus mattem Glas und Kupferarmaturen. Ähnlich ging sie bei den Fußböden vor: maßgefertigtes Parkett aus Iroko-Holz wechselt sich mit Linoleum ab – als Anspielung auf den ursprünglichen Bodenbelag. Die Bäder, die Haustechnik und die Dämmung wurden im Rahmen des Umbaus auf den heutigen Stand gebracht.
Ergänzende Neubauten
Aarne Ervis Gestaltungsprinzipien folgend, erbauten die Architekt*innen von OOPEAA drei neue Holzhäuser auf dem Gelände: einen Carport, das Writer’s Studio sowie eine Sauna am See als Ersatz für den maroden Vorgängerbau aus dem Jahr 1939. Ihnen ist gemein, dass sie sich vom Bestand abheben und durch ihre starken horizontalen Linien zugleich mit ihm in einen Dialog treten. Dennoch hat jedes Gebäude seinen eigenen Charakter: Das Writer’s Studio thront auf einer alten Feldsteinkonstruktion, einem früheren Keller. Der Hauptraum unter dem Satteldach ist zu zwei Seiten verglast und mit einem maßgefertigten Kamin versehen. Komplett mit Holz ausgekleidet, dienen die eingebauten Regale als Bibliothek.
Im Einklang mit der Natur
Die Sauna zelebriert mit ihren großen Fenstern den Blick auf den See. Der Flachbau liegt am Fuße eines Hügels und fügt sich mit seinem begrünten Dach in die Landschaft ein. Das einstige Dienstbotengebäude wurde originalgetreu renoviert und um eine Outdoorküche erweitert. Alle Bauten sind so arrangiert, dass die Villa weiterhin im Mittelpunkt steht und der Blick auf den See erhalten bleibt.
„Dieses Projekt ist das wichtigste und anspruchsvollste meiner Karriere“, resümiert Petra Majantie. Mit dem Willen zur Perfektion schuf sie zusammen mit OOPEAA, Punavuoren Puuhevonen und VSU Landscape Architects ein Gesamtkunstwerk, bei dem die Innen- und Außenbereiche nahtlos ineinander übergehen.
FOTOGRAFIE Studio Sakari Majantie
Studio Sakari Majantie
Original-Entwurf | Aarne Ervi |
Architekten Umbau | OOPEAA, Anssi Lassila |
Architekten Neubau | OOPEAA, Anssi Lassila |
Innenarchitektur und Vertretung des Kunden im Projekt | Studio Petra Majantie |
Landschaftsarchitektur | VSU Landscape Architects |
Fertigstellung | 2019 |
Gesamtfläche | 540 Quadratmeter |
Tischlerarbeiten | Punavuoren Puuhevonen |
Möbel | Artek u.a. |
Kunst | Jussi Niva u.a. |
Textilien | Kvadrat u.a. |
Auszeichnungen | Nominiert für den EU Mies Award 2022 |
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