Urbanes Paradies
Apartment mit Pool-Anschluss von Studio Gameiro in Lissabon
Die schönste Nachbarschaft Lissabons hat jetzt vielleicht auch den schönsten Mini-Pool Portugals. Das aus der Hauptstadt stammende Studio Gameiro hat eine mondäne Altbauwohnung mit kleinem Hinterhofgarten in eine Wohnlandschaft mit vielen bedacht kuratierten Details und Privat-Badebecken verwandelt. Unter den großen Blättern tropischer Pflanzen liegt die azurblaue Wasserfläche und sorgt dafür, dass der einladendste Aufenthaltsraum für die Bewohner*innen der Garten ist.
Die Geschichte dieses Apartments mitten im Zentrum Lissabons müsste eigentlich mit „Es war einmal ...” beginnen – so magisch und märchenhaft ist ihr Happy End. Die großzügigen acht Zimmer liegen in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert und in einer sehr begehrten Lage: Das Viertel Príncipe Real gilt als die schickste Nachbarschaft der Stadt. Dort reihen sich mondäne Villen aneinander und im Palast Embaixada ist ein Concept-Store für Design und Mode eingezogen. Außerdem steht dort ebenjenes Haus, dessen Erdgeschoss Studio Gameiro restauriert hat. Die Architekt*innen waren sofort begeistert: Hinter den Türen lag Geschichte im Dornröschenschlaf. Hölzerne Flügeltüren, stuckverzierte Decken und vor allem ein verwunschener Stadtgarten zeugen von der ursprünglichen Liebe zum Detail und dem fortdauernden Respekt vor der exquisiten Handwerkskunst der Entstehungszeit.
Gestern, heute, morgen
Von der ersten Auseinandersetzung mit dem Ort und den Auftraggeber*innen schwärmt João Gameiro, der Gründer von Studio Gameiro, noch heute: „Da waren eine unglaubliche Energie und ein Antrieb. Uns wurde vertraut, dass wir etwas Neues und Authentisches machen. Wir gingen gewissermaßen zurück, um vorwärts zu kommen.“ Er und sein Team ließen sich von der Vergangenheit inspirieren und schufen einen räumlichen Kontext, in dem sie harmonisch aufgehen konnte. Es galt, die Geschichte zu destillieren und die warme, umarmende Atmosphäre zu konservieren, während moderne Elemente und maßgeschneiderte Möbel die Identität der aktuellen Bewohner*innen widerspiegeln. Dabei setzte Studio Gameiro teils auf eigene Entwürfe, teils auf internationale Klassiker, vor allem aber auf junge portugiesische Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen.
Privat, gesellig, draußen
Die Dramaturgie des Layouts ist typisch für Gebäude, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurden. Wer das Apartment betritt, landet in einem Flurbereich mit Badezimmern. Zur Linken geht es in die privaten Räume, wie Schlaf- und Arbeitszimmer, zur Rechten liegen der großzügige Wohnbereich, Esszimmer, Küche und die Terrasse mit anschließendem Garten. Eingang und Empfang übernehmen die Funktion einer Grenzzone zwischen privaten Gemächern und sozialen Bereichen. Diese Aufteilung – und im Besonderen die Aufgabe von Küche und Wohnbereich als gesellige Herzzone – war ein ausdrücklicher Wunsch der Auftraggeber*innen. Für sie ist die Küche mehr als ein funktionaler Raum, sie ist ein wohnlicher Treffpunkt mit Lagerfeuer-Qualitäten. Die Architekt*innen reagierten darauf mit einer entsprechend warmen Materialwelt: Arbeitsflächen und Rückwände sind aus lebendig geädertem Granit gefertigt, die Küchenblöcke aus lackiertem und gebürsteten Eichenholz. Um die Offenheit des hohen Raums zu erhalten, wurden weiße Oberschränke montiert, die die Raumkanten zwischen Wänden und Decken verschwimmen lassen.
Vom Sofa in den Pool
Wohnzimmer und Garten wurden gestalterisch als eine Zone mit zwei Bereichen betrachtet. Nur ein paar Schritte trennen das Sofa vom azurblauen Pool. Die natürlichen Farben und organischen Formen der Gartengestaltung sind deshalb auch in den Wohnraum eingezogen. Wichtigstes Element ist der Kamin an der Außenwand, der mit seiner sanft geschwungenen Haube an einen Pilz erinnert. Die Feuerstelle ruht auf einer Basis aus weißem Travertin, in dessen weiche Rundung sich ein ovales Element aus rotem Stein schmiegt. Sowohl innen als auch außen wurde der Boden handwerklich aufwendig verputzt. Das Gemisch aus Kalk, Wasser und Sand basiert auf einer alten Technik, die viel Fachwissen erfordert, aber Oberflächen erzeugt, die die Wände atmen lassen, Pilze abweisen und Luftschadstoffe einfangen.
Azurblau trifft tropisches Grün
Der Garten war ursprünglich nicht viel mehr als ein kleiner Hinterhof. Jetzt gibt es dort einen Pool, eine Rasenfläche und viele kleine Nischen für einen schattigen Rückzug im Grünen. Durch eine clevere Unterteilung der übersichtlichen Fläche und die Pflanzung tropischer Bäume und Blumen entstehen Orte mit unterschiedlichen Qualitäten – zum Plausch, zum Sonnen oder für ein Outdoor-Dinner. Die das Areal begrenzenden Mauerwände wurden in einem Terrakotta-Ton gestrichen und üppig begrünt, sodass sie eher beschützend als beengend wirken. Der Garten geht fließend in den Innenraum über und die großen Flügeltüren lassen Geräusche, Düfte und Licht aus der Natur zu einem wichtigen Beitrag für die Atmosphäre des Apartments werden.
FOTOGRAFIE Francisco Nogueira Francisco Nogueira