Viel Platz für Veränderung
Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

In Berlin-Tempelhof gestaltet das Rotterdamer Architekturbüro MVRDV einen in die Jahre gekommenen Filmcampus zu einem luftigen Kultur- und Begegnungsort um. Mit dem Gebäude „TON 1“ wurde nun der erste Umbau im Rahmen des Projekts „Atelier Gardens“ fertiggestellt. Das einstige Filmstudio steht unter Denkmalschutz, was einen Entwurf mit einer flexiblen Raumgestaltung notwendig machte. Farbige Vorhänge von Himbeerrot bis Honiggelb unterstützen das anpassungsfähige Konzept.
Seit mehr als 100 Jahren sind die Berliner Union Film Ateliers (BUFA) fester Bestandteil der Film- und Fernsehszene. Zwischen Tempelhofer Feld und der Stadtautobahn A100 vereint der Campus in historischen Backstein- und funktionalen Bürobauten aus den Neunzigerjahren mehrere Film- und Tonstudios. Bisher standen sie zusammenhangslos nebeneinander, getrennt durch Gassen und Plätze. Das ändert sich gerade. Das Rotterdamer Architekturbüro MVRDV entwarf einen Masterplan für das 23.800 Quadratmeter große Areal. Er sieht die schrittweise Modernisierung des Bestands durch Um- und Anbauten vor. Die Außenbereiche werden im Rahmen des Projekts Atelier Gardens ebenfalls neu gedacht.
Offener Treffpunkt
Mit der räumlichen Umgestaltung soll sich auch der Kreis der Nutzer*innen erweitern. Es finden bereits Ausstellungen und Filmvorführungen auf dem Gelände statt. Neben einem Arbeitsort für Filmemacher*innen will das BUFA-Gelände auch Treffpunkt und „dritter Raum“ für „Changemaker“ sein, die sich mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit befassen. Mit dem Gebäude TON 1 ist der erste Umbau im Rahmen von Atelier Gardens bereits fertiggestellt. Das einstige Filmstudio steht unter Denkmalschutz, was einen Entwurf mit einer flexiblen Raumgestaltung notwendig machte.
Stoffliche Unterteilung
Das gelingt durch Vorhänge in unterschiedlichen Farben und Dichten. Von Himbeerrot bis Honiggelb reicht das Spektrum. Einige sind blickdicht und geräuschabsorbierend, andere transparent und lichtdurchlässig. So entstehen unterschiedliche Szenarien, vom kleinen Meetingraum übers Yogastudio bis hin zum großen Auditorium. In die filigrane Vorhangschiene ist ein Beleuchtungssystem integriert, das dazu passende Lichtstimmungen erzeugt. Dank eines Oberlichts wird der Raum zusätzlich auf natürliche Weise erhellt.
Erbe als Inspiration
„Die Art und Weise wie Atelier Gardens das filmische Erbe der BUFA mit einem neuen, progressiven Ansatz für regeneratives Unternehmertum verbindet, zeigt, wie wir uns in einer ständig verändernden Gesellschaft anpassen und relevant bleiben können“, sagt Jacob van Rijs, Gründungspartner von MVRDV. „Unser Ziel ist es, diesen Geist mit der Architektur widerzuspiegeln, indem wir die Geschichte des Ortes respektieren, die historischen Strukturen erhalten und nur durch minimale Eingriffe eine zeitgenössische Transformation des Ortes herbeiführen. Mit der Fertigstellung von TON 1 ist ein erster wichtiger Schritt dieser Entwicklung gelungen.“
Bestand mit grüner Hülle
Als Nächstes steht die Umgestaltung von Haus 1 am Eingang des Campus an. Auch dort arbeiten die Architekt*innen von MVRDV mit dem Bestand und ergänzen ihn um einen Garten sowie einen Dachpavillon, der den Blick auf das Tempelhofer Feld zelebriert. Eine grüne Hülle aus einem Holzrahmen und Kletterpflanzen soll das Gebäude effizienter isolieren und bei minimalem Materialeinsatz eine maximale Wirkung erzielen. Die Außenflächen werden nach und nach entsiegelt und bepflanzt. Bio-Toiletten, das Sammeln von Regenwasser, Wasserrecycling sowie eine natürliche Belüftung verbessern die Ökobilanz des Campus. „Wir prüfen derzeit, inwiefern wir Stahl aus zwei abgerissenen Lagerhäusern direkt vor Ort für einen neuen Eingangspavillon wiederverwerten können“, kündigt Jacob van Rijs an.
Der Umbau knüpft an die kreativen Impulse an, die von Berlin in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ausgingen. Mit der Öffnung der Studios über die Filmszene hinaus werden die Atelier Gardens das Berliner Kulturleben auch in Zukunft als Veranstaltungsort und Treffpunkt bereichern. Zudem zeigt das Projekt beispielhaft, wie die Bauwende durch ein Weiterdenken des Bestands gelingen kann.
Projekt | Atelier Gardens mit TON1 und Haus 1 |
Bauherr | Fabrix Capital |
Entwurf | MVRDV |
Gesamtfläche | 23.800 Quadratmeter |
Co-Architekt*innen | HS-Architekten |
Landschaftsarchitektur | Harris Bugg Studio |
Vorhangschiene | MKT engineering GmbH & Co |
Dachfenster | Velux |
Tischlerarbeiten | Klungklung |
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