Willkommen im Club
Mit Kaminzimmer: Zahnarztpraxis in Luzern
Jeder kennt das Gefühl der Anspannung, wenn der nächste Zahnarztbesuch kurz bevor steht und man die Praxisräume in ungewisser Erwartung des Bevorstehenden betritt. Dies zu ändern und den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, war das erklärte Ziel des Zürcher Architekturbüros OOS und seines Auftraggebers, dem Luzerner Dental Club. Mittels verschiedener räumlicher Szenographien ist in der Schweizer Stadt eine unkonventionelle Zahnarztpraxis entstanden, die Patienten und Ärzte gleichermaßen glücklich macht.
Der Name ist Programm: „Der Clubgedanke ist das A und O unseres Konzepts“, sagt Anton Boyadzhiev, der Gründer der Praxis. Die Architekten von OOS konzentrierten sich bei der Erarbeitung ihres Designkonzepts zwar auf eine authentische, aber auch kontrastreiche Raumkomposition, die den einzelnen Bereichen eine eigene Identität und Atmosphäre verleiht. Den Patienten eröffnet sich eine kleine Erlebniswelt: von der modernen Interpretation eines Kaminzimmers über eine futuristisch anmutende Übergangszone hin zu Behandlungszimmern mit Seeblick.
Kein Standard
Gleich zu Beginn merkt der Patient den Unterschied: Als Empfang dient das „Kaminzimmer“, ein holzgetäfelter Raum, der durch seine angenehm-plüschige Atmosphäre zum Verweilen einlädt und mit seiner farbenfrohen Gestaltung die Stimmung deutlich hebt – kein klinisch, weißer Raum mit Standard-Praxisinterieur. Neben zwei schwarzen Loungesesseln, die auf einem violetten Teppich platziert wurden, bieten leuchtend rote Sitznischen weitere, etwas intimere Rückzugsbereiche. Anstelle abgegriffener Magazine gibt es für die Gäste iPads und Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben.
Schallschluckende Zähne
Als neutrale Übergangszone zu den Behandlungs- und Röntgenräumen sowie Büros dient der so genannte „Dentalizer“, ein weiß glänzender Verteilerflur mit im Zickzack verlaufenden Wänden. Sich abwechselnde Türen und Milchglasfelder geben dem Gang eine zahnreihenähnliche Struktur. Das Highlight bilden die von der Decke hinabragenden „Zähne“, eine 3D-Interpretation des Dental-Club-Logos: Die Objekte haben in erster Linie eine schalldämmende Funktion, ein nicht unwichtiges Detail in einer Zahnarztpraxis.
In Gedanken verloren
Als letzte Szene der OOS-Choreographie dienen die drei Behandlungsräume, die von den Architekten durch die Einführung eines farblichen Horizonts visuell unterteilt wurden. Der untere Abschnitt ist als „weiße Wanne“ ausgebildet und gehört thematisch zur sterilen Arbeitswelt des Arztes und der Angestellten. Auf Augenhöhe ändert sich das Bild und der Fokus schwenkt um auf die Patienten: Alte Seekarten auf farbigen Hintergründen lenken die Konzentration auf sich und schicken die Gedanken auf eine – hoffentlich – gute Reise. Vielleicht gibt es ja einen Schatz zu entdecken.
FOTOGRAFIE Claudia Luperto/ Dimitri Semko
Claudia Luperto/ Dimitri Semko