Wohnen am Hang
Wohnhaus von Jaime Cupertino in São Paulo

Das Joazeiro House von Cupertino Arquitetura in São Paulo ist zwar nur 50 Meter von einer großen Erschließungsstraße entfernt, aber es liegt am Hang, und auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine geschützte Grünanlage. Das ist toll, denn diese räumliche Konstellation verleiht Grundstück und Haus trotz der zentralen, urbanen Lage ein geradezu kleinstädtisches Gefühl.
Die Nachbarschaft besteht aus Häusern, die mindestens 40 Jahre oder älter sind. Und da sich die baulichen Vorschriften in diesem Zeitraum grundsätzlich verändert haben, ist für die Gegend eine atypische Grundrissgestaltung entstanden. Die gegenwärtige Gesetzeslage sieht vor, dass die Gebäudehöhe von Neubauten, im Gegensatz zu derjenigen älterer Häuser, durch die Grundstücksfläche begrenzt wird. Daher liegt die Dachkante unterhalb der Nachbardächer.
Das Gebäude, das insgesamt 250 Quadratmeter Fläche umfasst, situierte das ebenfalls aus São Paulo stammende Büro Cupertino Arquitetura auf der Rückseite des Grundstücks, das Erdgeschossniveau liegt unterhalb dessen der Nachbarn. Außerdem wurde das klassische Raumprogramm umgekehrt: Die einzelnen Zimmer befinden sich auf der Straßenebene, die gemeinschaftlichen Wohnräume in den Geschossen darunter. Dabei legte Cupertino viel Wert darauf, Licht in das untere Geschoss zu lenken. Dies geschieht etwa durch die Aufteilung des Gebäudes in zwei separate Volumen, die durch ein gläsernes Treppenhaus verbunden sind, das wiederum Tageslicht nach unten führt. Statt des Wohnzimmers orientierten die Architekten Küche und Esszimmer zum Garten hin. Diesen Räumen maßen sie auch deshalb viel Bedeutung bei, da die Bewohner des Hauses sich auch beruflich mit Essen auseinandersetzen.
Ursprünglich wollten die Architekten eine Fassade aus Metallblech umsetzen, die sich um eine Glaskonstruktion herum faltet. Und in die Metallbleche sollte mit einer Laserschneidemaschine ein einheitliches Muster geschnitten werden. Aber da für die schwierige Umsetzung keine Fachfirmen zu finden waren, entschlossen sie sich dazu, auf traditionelle Bautechniken zurückzugreifen: Cupertino entwickelten ein regelmäßiges Raster basierend auf einem konventionellen Ziegelstein, und begannen dann dahinter Öffnungen für Licht und Zugang nach den Erfordernissen der angrenzenden Räume in diese Hülle einzuschneiden. So ist die ursprüngliche Idee einer einheitlichen Gebäudehülle erhalten geblieben; durch die Öffnungen kann Licht einfallen, die Privatsphäre aber bleibt bewahrt.
Das Wohnhaus erinnert an andere Wohnhäuser der brasilianischen Moderne, etwa darin, dass die Innenräume zugleich geschützt und behaglich sind, dabei gleichzeitig hell und mit dem Außenraum verwoben. Auch die Materialität, die vor allem durch die Verbindung von warmen Holzoberflächen mit Beton und Steinfliesen bestimmt ist, scheint Bezug auf Architekten wie Lina Bo Bardi oder Mendez da Rocha zu nehmen.
(Der Artikel erschien zuerst in den BauNetz Meldungen)
FOTOGRAFIE Maíra Acayaba
Maíra Acayaba
Mehr Projekte
BAYERISCHES DUO
Zwei Wohnhäuser für drei Generationen von Buero Wagner am Starnberger See

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Schwebende Strukturen
Umbau eines maroden Wohnhauses von Bardo Arquitectura in Madrid

Camden Chic
An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

Aus Werkstatt wird Wohnraum
Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei
Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Zwischen Stroh und Stadt
Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Flexibel zoniert
Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Freiraum statt Festung
Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Kork über Kopf
Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Drei Pavillons für ein Familiendomizil
Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Ein Haus der Gegensätze
Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Die Magie der Entgrenzung
Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Raumsequenzen in der Grotte
Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Altes Haus im neuen Licht
Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Mehr Platz fürs Wesentliche
Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Raum-Chamäleon
Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Wohnräume mit Tiefgang
Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Holz und Stein im alpinen Dialog
Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Haus mit zwei Gesichtern
Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau am offenen Herzen
Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Reise in die Vergangenheit
Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Downsizing als Designprinzip
Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Der Reiz der Reduktion
Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Authentische Askese
Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Umbau im Anbau
Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Visionen vom Wohnen
Design-Apartments auf der MDW 2025

Mit Ecken und Kurven
Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Raw in Rio
Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Nostalgie nach Mass
Belgravia Townhouse von Child Studio
