Wohnen im Wald
Gläserne Bungalows von mwworks in Washington
Inspiration durch Gegensätze: mwworks schuf mit dem Projekt Whidbey Island Farm Retreat nicht nur einen funktionellen und ästhetischen Rückzugsort für eine Großfamilie. Das Architekturbüro aus Seattle baute auch eine perfekte Brücke zwischen Ursprünglichkeit und Moderne.
Whidbey Island ist mit ihren 436 Quadratkilometern und rund 56.000 Einwohnern die größte Insel des US-Bundesstaates Washington. Während ihr nördlicher Teil stark besiedelt ist, herrscht am südlichen Ende ländliche Atmosphäre. Über Großgrundbesitz in dieser Region verfügt schon seit mehreren Generationen eine Familie, die sich regelmäßig auf der Farm der Großeltern trifft. Weil die Familie immer größer wird, wünschten sich die Senioren ein neues Anwesen mit genügend Platz für die gesamte Verwandtschaft. Der Neubau sollte eine moderne Handschrift tragen, aber dennoch in Einklang mit der fast unberührten Natur stehen.
Zusammenspielende Gegensätze
Dass zeitgenössische Architektur auch in naturbelassenen Landschaften wunderbar funktionieren kann, stellten bei diesem Projekt die Architekten von mwworks aus dem nicht weit entfernten Seattle unter Beweis. Dabei setzten sie auf die Wirkung von Gegensätzen: Als Baugrundstück wählten sie einen Waldrand, strenge Formen in der Baustruktur dienten als Kontrastmittel zur üppigen Vegetation. Im Interior kombinierten sie natürliche Materialien mit industriell gefertigten Möbeln und Einrichtungsdetails.
Eins mit der Natur
Um die friedliche, fast unberührte Landschaft optisch so wenig wie möglich zu stören, konstruierten mwworks mehrere Bungalows, die sie durch eine niedrige Steinmauer zu einem Ganzen verbanden. Gläserne Außenwände sorgen nicht nur für ein Maximum an Transparenz, sondern bieten ihren Bewohnern von der waldigen Anhöhe aus auch einen imposanten Blick auf die umliegenden Felder, historischen Scheunen und einen großen Fischteich. Bis zu zwanzig Personen finden in den Räumlichkeiten Platz, für Sichtschutz und Geborgenheit sorgen hochgewachsene Douglasien, Büsche und Farne.
Minimalistische Raumstrukturen
Doch während die Konstruktion mit ihren transparenten Außenfronten augenscheinlich mit der Natur zu verschmelzen scheint, regiert im Inneren der Wohneinheiten fast urbanes Flair. Diesen Effekt erzielten die Architekten durch das stimmige Zusammenspiel von minimalistischen Raumstrukturen, omnipräsenten Holzelementen und überlegt gesetzten Details aus geschwärztem Metall und Stahl. Bei den Materialien legten die Architekten aber auch viel Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität. So stammen viele der verwendeten Holzelemente aus den Wäldern von Whidbey Island und die Steine von einem Steinbruch aus der Nachbarschaft. Die Architekten wurden für das Projekt sogar in der uralten Werkstatt des Bauherren fündig: Dort recycelten sie einige Türen aus massivem Zedernholz, die er vor mehreren Jahrzehnten gebaut hatte, als er sich als junger Arzt mit Handwerksarbeiten die Zeit vertrieb.
Wie zufrieden der Bauherr selbst mit dem Gesamtergebnis ist, brachte er auf ganz rührende Weise zum Ausdruck: Pünktlich zur Einweihungsfeier ließ er eine Bronzetafel mit den Namen aller Personen anfertigen, die maßgeblich zum Bau und der Gestaltung seines neuen Hauses beigetragen haben.
FOTOGRAFIE Kevin Scott
Kevin Scott
Entwurf | mwworks |
Bauherr | Privat |
Standort | Whidbey Island |
Fertigstellung | 2019 |
Typologie | Neubau |
Innenausbau und Möbel
Eingangsbereich | |
Garderobenständer | Edi & Paolo Ciani for Calligaris |
Wohnzimmer | |
Stühle | Blu Dot |
Tische | Camerich |
Stehleuchte | Seed Design |
Sofas | Focus One Home und Driscoll Robbins |
Innenbeleuchtung | Element Lighting, Halo, Eureka |
Außenbeleuchtung | BK Lighting, Juno |
Toiletten | Duravit |