In München hat sich der Architekt Sascha Arnold in einem Architekturklassiker von Sep Ruf eingerichtet und dem Geist der Entstehungszeit viel Raum eingeräumt. Das Interieur setzt auf Le Corbusiers Farbenklaviatur und zeigt mit abgestimmten Lichtschaltern von JUNG eine harmonische Inszenierung bis ins Detail.
Direkt gegenüber schillert die Glasfassade des kubischen Museum Brandhorst irisierend in der Sonne, eine Kreuzung weiter steht der zweihundert Jahre alte Bau der Alten Pinakothek. Was für eine Nachbarschaft für das Gebäude von Sep Ruf, das auch ohne die anderen architektonischen Zeitzeugnisse für sich allein ein Meisterwerk ist. Entstanden ist das Gebäude in Münchens Maxvorstadt 1952. Es war mit seinen sieben Stockwerken das erste Münchner Wohnhochhaus und verfügt über die typischen baulichen Attribute, die (gute) Architektur aus dieser Zeit bei vielen Bewohnern heute wieder so beliebt machen: Wohnzimmer und Esszimmer sind als großzügige Gemeinschaftsbereiche angelegt, die Schlaf- und Kinderzimmer sind effizient komprimiert. Die Fenster sind so angelegt, dass nie ein Gefühl räumlicher Enge auftritt. Sie sind raumhoch, und durch die geringe Tiefe fällt das Licht bis in den letzten Winkel. Das Haus war eines der ersten Passivhäuser: Durch seine Offenheit kann es die Strahlungswärme gerade im Winter gut aufnehmen, im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, werden die Balkone zum Sonnenschutz.
Lage, Lage, Lage
Als der Architekt Sascha Arnold sich nach einer neuen Wohnung für seine Familie umschaute, waren die Wohnbauprojekte der 1950er kein spezieller Fokus, wie er erzählt: „München zeigt sich in Bezug auf den Wohnungsbau seit den 1950ern problematisch. Die meisten Bauprojekte nach dem Krieg hatten ausschließlich die Effizienz im Blick, also maximalen Wohnraum für möglichst viele Menschen. Wenn man München mit anderen Städten wie beispielsweise Mailand vergleicht, wo es in den 1950er und 1960er Jahre sehr viele gute Projekte gab, dann ist genau das in der bayrischen Hauptstadt eher rar.“ Die Möglichkeit, eine 115-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Balkonen in einem von Sep Ruf entworfenen Gebäude zu beziehen, stimmte ihn schließlich um.
Moderne trifft Modernes
Bei der Gestaltung war Sascha Arnold der Bezug zur Entstehungszeit der Wohnung ebenso wichtig, wie der Bogen zum Zeitgenössischen. Die 1950er werden bewusst zitiert, von den Farben bis zu den Möbeln, aber auch neu interpretiert und gekonnt mit modernen Elementen zusammengebracht. Einer der wichtigsten Faktoren war für den Architekten aber Farbe. „Durch die geringe Raumhöhe konnte man gestalterisch nicht so einfach gute Effekte erzielen, aber eine vermeintliche Kleinigkeit wie der Einsatz farbiger Schalter von JUNG und die korrespondierende Inszenierung – das hat tatsächlich viel ausgemacht.“ Die klassische und schlichte Schalter-Serie LS 990 wird von Jung exklusiv in der Farbenklaviatur von Le Corbusier angeboten. Der Hersteller beschreibt die 63 Farben als „Protagonisten eines Orchesters“, die in jeder Kombination immer den richtigen Ton treffen. Zwei Farbpaletten hat Le Corbusier entworfen, eine 1931 und eine zweite 1959. In der Wohnung setzte Sascha Arnold die spätere Erweiterung aus den 1950ern ein.
Monochrom und polychrom
Drei Elemente bestimmen die Wandgestaltung: Die Wandfarbe, die Kunst und die funktionalen Elemente wie die Schalter. Innerhalb des Interieurs gibt es zwei Farbkonzepte: Zum einen monochrome Räume und Bereiche, zum anderen korrespondierende Farbwelten wie beispielsweise im Esszimmer. Die zwei Längswände sind in verschiedenen, harmonisierenden Rosé-Tönen gestrichen, der Lichtschalter hebt sich mit seiner mittleren Terrakotta-Nuance davon ab, die Malerei auf der großformatigen Leinwand wirkt in ihrer Farbigkeit wie ein verdichtetes Echo des Raumes. In anderen Bereichen, wie dem Flur, ist die Inszenierung konsequent homogen. Wand und Schalter sind Ton in Ton, so dass die Silhouette der erhabenen Objekte zum Schatten wird. Alle Kunstwerke haben einen Bezug zum Ort, erzählt der Architekt: „Die Bilder sind von der Münchner Kunstakademie, an der ich selbst studiert habe – und die gerade einmal drei Minuten Fußweg von der Wohnung entfernt liegt.“ Die Wohnung ist eine Hommage an die schönen Künste, von der Architektur über das Design bis zur Malerei. Die Schalter korrespondieren mit den Wandfarben, die auf die Gemälde antworten; Le Corbusier und die zeitgenössischen Künstler und Designer treten in einen gestalterischen Dialog zwischen den Zeiten.
FOTOGRAFIE Henrik Schipper
Henrik Schipper
JUNG
Pioniergeist trifft pures Design. Seit über 100 Jahren steht JUNG für Qualität, Design und Fortschritt. Licht, Beschattung, Klima, Smart Home Systeme –die Funktionsvielfalt der JUNG Lösungen deckt alle Bereiche einer modernen Elektroinstallation ab. Weltweit in über 70 Ländern vertreten, vereinen wir präzise gefertigte, langlebige Produkte „Made in Germany“ mit einzigartigem architektonischem Design, hochwertigen Materialien und einfacher Bedienbarkeit.
Zum ShowroomMehr Projekte
Alpine Betonkassetten
Ein Ferienhaus von Baumschlager Eberle Architekten in Vaduz

Opulenter Umbau
Einfamilienhaus in Sydney von YSG Studio

Reif für die Insel
Pariser Refugium von Clément Lesnoff-Rocard

Wohnen als Performance
Spektakulärer Umbau von Jean Verville in Montreal

Treppe ins Grüne
Atelier-Umbau von De Nieuwe Context in den Niederlanden

Smartes Landleben
Modernes Cottage von AMPS Arquitectura & Diseño in englischer Hügellandschaft

Wohnen nach Farben
Studentenresidenz von Masquespacio in Bilbao

Frankensteins Apartment
Umbau von Adrià Escolano und David Steegmann in Barcelona

Leporello-Loft
Verwinkelte Mansardenwohnung in Barcelona von AMOO

Seebär an Land
Ein Piranesi-inspirierter Dachgeschossumbau von Dodi Moss in Genua

Schattenhaus im Busch
Umbau von MRTN Architects im australischen Daylesford

Freiheit in vier Farben
Umbau eines Einfamilienhauses in Madrid von Beatriz Alés

Höhle mit Kino
Ein Gästehaus im belgischen Berlare von Atelier Vens Vanbelle

Scharfer Keil
Eine in den Fels geschlagene Villa von Mold Architects

Tetris-Interior am Kreml
Hybridwohnung von Vietzke & Borstelmann und Ulrike Brandi

Ruhepol auf Rezept
Harmonisches Interieur von Agnieszka Owsiany in Posen

Patina mit Twist
Luxussanierung einer Jugendstilvilla von Jan Leithäuser in Frankfurt

Melbourner Moderne
Modernisierung eines von Anatol Kagan geplanten Wohnhauses durch Kennedy Nolan

Architekten im Wunderland
Das Londoner White Rabbit House von Gundry + Ducker

Betonunikat im Hochhaus
Umbau von Christopher Sitzler in Berlin-Mitte

Subtile Symbiose
Umbau von Bonell+Dòriga in Ricardo Bofills Walden 7

Pyramiden im Nebel
Feriendomizil von Wiki World und Advanced Architecture Lab in China

Rote Tür zur Black Box
Chilenische Hütte von Estudio Diagonal

Vertikales Gewächshaus
Triplex in Montreal von Jean Verville

Kristalle im Vorgarten
Erweiterung eines Londoner Wohnhauses von Bureau de Change

Mosaik im Big Apple
Apartment von Home Studios in New York

Hütte auf Stelzen
Refugium der Architekten Mork-Ulnes in Norwegen

Mut zum Muster
Modernisierung eines Mehrfamilienhauses in Barcelona

Nest in den Dünen
Wochenenddomizil in Belgien von Thomas Geldof und Carmine Van der Linden

Wohnliche Garage
Umbau einer Werkstatt in Palma de Mallorca von Mariana de Delás
