Projekte

Zwischen den Zeiten

Eine Architektenwohnung in Münchens erstem Wohnhochhaus

von Tanja Pabelick, 21.08.2019

In München hat sich der Architekt Sascha Arnold in einem Architekturklassiker von Sep Ruf eingerichtet und dem Geist der Entstehungszeit viel Raum eingeräumt. Das Interieur setzt auf Le Corbusiers Farbenklaviatur und zeigt mit abgestimmten Lichtschaltern von JUNG eine harmonische Inszenierung bis ins Detail.

Direkt gegenüber schillert die Glasfassade des kubischen Museum Brandhorst irisierend in der Sonne, eine Kreuzung weiter steht der zweihundert Jahre alte Bau der Alten Pinakothek. Was für eine Nachbarschaft für das Gebäude von Sep Ruf, das auch ohne die anderen architektonischen Zeitzeugnisse für sich allein ein Meisterwerk ist. Entstanden ist das Gebäude in Münchens Maxvorstadt 1952. Es war mit seinen sieben Stockwerken das erste Münchner Wohnhochhaus und verfügt über die typischen baulichen Attribute, die (gute) Architektur aus dieser Zeit bei vielen Bewohnern heute wieder so beliebt machen: Wohnzimmer und Esszimmer sind als großzügige Gemeinschaftsbereiche angelegt, die Schlaf- und Kinderzimmer sind effizient komprimiert. Die Fenster sind so angelegt, dass nie ein Gefühl räumlicher Enge auftritt. Sie sind raumhoch, und durch die geringe Tiefe fällt das Licht bis in den letzten Winkel. Das Haus war eines der ersten Passivhäuser: Durch seine Offenheit kann es die Strahlungswärme gerade im Winter gut aufnehmen, im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, werden die Balkone zum Sonnenschutz.

Lage, Lage, Lage
Als der Architekt Sascha Arnold sich nach einer neuen Wohnung für seine Familie umschaute, waren die Wohnbauprojekte der 1950er kein spezieller Fokus, wie er erzählt: „München zeigt sich in Bezug auf den Wohnungsbau seit den 1950ern problematisch. Die meisten Bauprojekte nach dem Krieg hatten ausschließlich die Effizienz im Blick, also maximalen Wohnraum für möglichst viele Menschen. Wenn man München mit anderen Städten wie beispielsweise Mailand vergleicht, wo es in den 1950er und 1960er Jahre sehr viele gute Projekte gab, dann ist genau das in der bayrischen Hauptstadt eher rar.“ Die Möglichkeit, eine 115-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Balkonen in einem von Sep Ruf entworfenen Gebäude zu beziehen, stimmte ihn schließlich um.

Moderne trifft Modernes
Bei der Gestaltung war Sascha Arnold der Bezug zur Entstehungszeit der Wohnung ebenso wichtig, wie der Bogen zum Zeitgenössischen. Die 1950er werden bewusst zitiert, von den Farben bis zu den Möbeln, aber auch neu interpretiert und gekonnt mit modernen Elementen zusammengebracht. Einer der wichtigsten Faktoren war für den Architekten aber Farbe. „Durch die geringe Raumhöhe konnte man gestalterisch nicht so einfach gute Effekte erzielen, aber eine vermeintliche Kleinigkeit wie der Einsatz farbiger Schalter von JUNG und die korrespondierende Inszenierung – das hat tatsächlich viel ausgemacht.“ Die klassische und schlichte Schalter-Serie LS 990 wird von Jung exklusiv in der Farbenklaviatur von Le Corbusier angeboten. Der Hersteller beschreibt die 63 Farben als „Protagonisten eines Orchesters“, die in jeder Kombination immer den richtigen Ton treffen. Zwei Farbpaletten hat Le Corbusier entworfen, eine 1931 und eine zweite 1959. In der Wohnung setzte Sascha Arnold die spätere Erweiterung aus den 1950ern ein.

Die Klaviatur der Farben trifft auf einen Klassiker: Les Couleurs® Le Corbusier von JUNG

Monochrom und polychrom
Drei Elemente bestimmen die Wandgestaltung: Die Wandfarbe, die Kunst und die funktionalen Elemente wie die Schalter. Innerhalb des Interieurs gibt es zwei Farbkonzepte: Zum einen monochrome Räume und Bereiche, zum anderen korrespondierende Farbwelten wie beispielsweise im Esszimmer. Die zwei Längswände sind in verschiedenen, harmonisierenden Rosé-Tönen gestrichen, der Lichtschalter hebt sich mit seiner mittleren Terrakotta-Nuance davon ab, die Malerei auf der großformatigen Leinwand wirkt in ihrer Farbigkeit wie ein verdichtetes Echo des Raumes. In anderen Bereichen, wie dem Flur, ist die Inszenierung konsequent homogen. Wand und Schalter sind Ton in Ton, so dass die Silhouette der erhabenen Objekte zum Schatten wird. Alle Kunstwerke haben einen Bezug zum Ort, erzählt der Architekt: „Die Bilder sind von der Münchner Kunstakademie, an der ich selbst studiert habe – und die gerade einmal drei Minuten Fußweg von der Wohnung entfernt liegt.“ Die Wohnung ist eine Hommage an die schönen Künste, von der Architektur über das Design bis zur Malerei. Die Schalter korrespondieren mit den Wandfarben, die auf die Gemälde antworten; Le Corbusier und die zeitgenössischen Künstler und Designer treten in einen gestalterischen Dialog zwischen den Zeiten.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

JUNG

Pioniergeist trifft pures Design. Seit über 100 Jahren steht JUNG für Qualität, Design und Fortschritt. Licht, Beschattung, Klima, Smart Home Systeme –die Funktionsvielfalt der JUNG Lösungen deckt alle Bereiche einer modernen Elektroinstallation ab. Weltweit in über 70 Ländern vertreten, vereinen wir präzise gefertigte, langlebige Produkte „Made in Germany“ mit einzigartigem architektonischem Design, hochwertigen Materialien und einfacher Bedienbarkeit.

Zum Showroom

Designer

Arnold Werner Architekten

www.arnoldwerner.com

Mehr Projekte

Zirkuläre Mission

Community-Space POHA House in Aachen von Urselmann Interior

Community-Space POHA House in Aachen von Urselmann Interior

Penthouse in Primärfarben

Ein markant buntes Interieur von Studio Bosko in Berlin

Ein markant buntes Interieur von Studio Bosko in Berlin

Der Genius Loci des Gaspereau-Tals

Kanadische Waldhütte auf Stelzen von Omar Gandhi

Kanadische Waldhütte auf Stelzen von Omar Gandhi

Lichtfänger

Zweiteiliges Terrassenloft in Barcelona von Bajet Giramé

Zweiteiliges Terrassenloft in Barcelona von Bajet Giramé

Progressive Hausbesetzung

Minimaltransformation eine Athener Bauruine von DeMachinas

Minimaltransformation eine Athener Bauruine von DeMachinas

Holz trifft Historie

Transformation des Baudenkmals Palazzo Poncini im Tessin

Transformation des Baudenkmals Palazzo Poncini im Tessin

Drei Farben Grau

Wohnungsumbau in Mumbai von DIG Architects

Wohnungsumbau in Mumbai von DIG Architects

Japanisches Doppel

Zwei Stadthäuser mit fernöstlichen Einflüssen in Düsseldorf von Nidus

Zwei Stadthäuser mit fernöstlichen Einflüssen in Düsseldorf von Nidus

Im Licht der Kuppeln

Umbau eines Berliner Lofts von FAR frohn&rojas

Umbau eines Berliner Lofts von FAR frohn&rojas

Den Wipfeln entgegen

Aufstockung einer Berliner Villa durch O’Sullivan Skoufoglou Architects

Aufstockung einer Berliner Villa durch O’Sullivan Skoufoglou Architects

Wohnfarm aus Wellblech

Australische Landresidenz von MRTN Architects

Australische Landresidenz von MRTN Architects

Kompakte Grandezza

Ein umgebauter Palazzo-Saal von llabb in Genua

Ein umgebauter Palazzo-Saal von llabb in Genua

Leben in der Pyramide

Ein fast fensterloses Wohnhaus in Mexiko von HW Studio

Ein fast fensterloses Wohnhaus in Mexiko von HW Studio

Wohnmaschine Reloaded

Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

Berliner Charme-Offensive

Umbau einer Dahlemer Villa von Fabian Freytag Studio

Umbau einer Dahlemer Villa von Fabian Freytag Studio

Luxus hinter Backstein

Wohnungsumbau von Sigurd Larsen in einer ehemaligen Berliner Geburtsklinik

Wohnungsumbau von Sigurd Larsen in einer ehemaligen Berliner Geburtsklinik

Ruf der Wildnis

Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Rohbau-Charme im Grünen

Umbau eines Bauernhauses in der Uckermark von Gonzalez Haase AAS

Umbau eines Bauernhauses in der Uckermark von Gonzalez Haase AAS

Kontrapunkt zwischen alten Mauern

Umbau zum urbanen Wohnhaus von Architect George in Sydney

Umbau zum urbanen Wohnhaus von Architect George in Sydney

Archaisches Domizil

Wüstenhaus in Marokko von Leopold Banchini und Sana Nabaha

Wüstenhaus in Marokko von Leopold Banchini und Sana Nabaha

Große Freiheit auf kleiner Fläche

Wohnungsumbau von CIRCOLO-A in Ligurien

Wohnungsumbau von CIRCOLO-A in Ligurien

Farbe macht Schule

Hölzerner Anbau von Bindloss Dawes in Somerset

Hölzerner Anbau von Bindloss Dawes in Somerset

Schlafen im Garten

Altersgerechter Anbau von Bloot Architecture

Altersgerechter Anbau von Bloot Architecture

Große Wünsche, kleiner Raum

Wohnen und Wellness auf sieben Quadratmetern in Rotterdam

Wohnen und Wellness auf sieben Quadratmetern in Rotterdam

Wohnliche Visitenkarte

Das Pariser Apartment der Designerin Emmanuelle Simon

Das Pariser Apartment der Designerin Emmanuelle Simon

Körper aus Holz

Haus Gapfohl von Bernardo Bader Architekten in Vorarlberg

Haus Gapfohl von Bernardo Bader Architekten in Vorarlberg

Licht und Beton

Urbanes Refugium mit imposantem Atrium von H Arquitectes in Barcelona

Urbanes Refugium mit imposantem Atrium von H Arquitectes in Barcelona

Frischer Wind in der Scheune

Farbenfroher Umbau eines alten Wirtschaftsgebäudes in der Pfalz

Farbenfroher Umbau eines alten Wirtschaftsgebäudes in der Pfalz

Renovierung mit Respekt

Umbau einer Pariser Siebzigerjahre-Wohnung von Augure Studio

Umbau einer Pariser Siebzigerjahre-Wohnung von Augure Studio

Geschichte unterm Weichzeichner

Lobby und Café für ein Apartmenthaus in Berlin-Mitte von loeserbettels

Lobby und Café für ein Apartmenthaus in Berlin-Mitte von loeserbettels