Co-Living mit Geschichte
Umbau des historischen Metropol-Gebäudes von BEEF architekti in Bratislava

Einst Kino, Büro und Nachtclub, heute ein Wohnprojekt mit Gemeinschaftssinn: Das Metropol-Gebäude in Bratislava blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. BEEF architekti hat dem sechsstöckigen Eckhaus neues Leben eingehaucht – als Co-Living-Space, der historischen Bestand, flexible Wohnformen und soziale Nähe miteinander verbindet.
Einst war das 1927 errichtete Metropol-Gebäude in Bratislava ein kulturelles und gesellschaftliches Wahrzeichen der Stadt. Es beherbergte ein beliebtes Kino und diente als zentraler Treffpunkt – nicht zuletzt aufgrund seiner Lage zwischen dem historischen Stadtpark Medická záhrada und dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt Americké námestie. Mitte der Neunzigerjahre wurde es in Bank- und Büroräume umgewandelt und beherbergte in den darauffolgenden Jahren zeitweise auch einen Nachtclub.
Co-Living-Konzept
Das Büro BEEF architekti hat die insgesamt 559 Quadratmeter große Fläche in einen Co-Living-Space mit dem Namen Be one Metropol umgewandelt. Mit diesem Konzept soll nicht nur auf den akuten Wohnungsmangel und die steigenden Immobilienpreise in urbanen Zentren wie Bratislava reagiert, sondern zugleich auch das soziale Miteinander verschiedener gesellschaftlicher Gruppen gefördert werden.
Flexible Wohnformen
Aus dieser Prämisse heraus entstanden insgesamt 19 Apartments unterschiedlicher Größe – von kompakten 16 bis hin zu 35 Quadratmetern Fläche. Durch die flexible Raumaufteilung und ein modulares Interior ermöglicht das Team von BEEF architekti den Bewohner*innen eine einfache Anpassung an verschiedene Lebensmodelle – ein Aspekt, der den slowakischen Gestalter*innen in einer Zeit des Wandels von Familienstrukturen und Wohnformen besonders wichtig war. Mit fließenden Übergängen zwischen Koch-, Wohn- und Schlafbereich setzten sie auf offene Grundrisse, die den begrenzten Platz effizient nutzen und ein großzügigeres Wohngefühl vermitteln. Die Wände zu den Bädern bestehen aus Glasbausteinen, die Licht in die Innenräume lassen und zugleich als prägnantes gestalterisches Element des Projekts fungieren.
Minimalistische Details
Gestalterisch setzen die Planer*innen auf neutrale, zeitlose Töne wie Beige und Grau. Diese Farbgebung ermöglicht den Bewohner*innen eine individuelle Gestaltung der Apartments, ohne den architektonischen Gesamtausdruck zu stören. Gezielte Kontraste schufen die Architekt*innen lediglich durch dezente Farbakzente bei Möbeln und Accessoires. Holzfußböden in Eichen- oder Nussbaumoptik verleihen den Räumen Wärme und eine haptische Qualität, während punktuell eingesetzte Metallelemente in Einbauten, Leuchten und Möbeldetails dem Interior eine dezente industrielle Note hinzufügen.
Erhalt des Erbes
Die Sanierung des Metropol-Gebäudes zielte jedoch nicht allein auf eine zeitgemäße Umgestaltung, gesteigerte Funktionalität und Wohnqualität oder die Förderung von Gemeinschaft ab. Ebenso im Fokus stand der behutsame Umgang mit dem baulichen Erbe. Die ursprüngliche Identität des Hauses sollte erhalten und mit heutigen Anforderungen an gemeinschaftliches Wohnen verbunden werden.
Um auch diesem Anspruch gerecht zu werden, entschieden sich die Gestalter*innen bewusst für den Erhalt historischer Bauelemente, wie etwa der markanten Kassettendecke. Die freigelegte Rippenstruktur verleiht den neuen Wohneinheiten Charakter und zeitlose Authentizität. Auch die ikonischen blauen Originalfenster wurden konserviert, um eine visuelle Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu bewahren.
Küche statt Kino
Ein subtiler Gruß an die bewegte Vergangenheit des Gebäudes zeigt sich besonders in der Gestaltung des Erdgeschosses: Die gemeinschaftlich nutzbaren Bereiche – darunter Küche, Aufenthaltsraum und Waschküche – befinden sich genau an jenem Ort, an dem einst das berühmteste Kino Bratislavas untergebracht war. Wo früher also Kultur und ein offenes Foyer das Gemeinschaftsgefühl stärkten, laden heute funktionale und einladende Räume zur sozialen Interaktion ein.
FOTOGRAFIE Lenka Nemethova
Lenka Nemethova
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