Projekte

Zwischen Meer und Mitternachtssonne

von Katharina Horstmann, 30.03.2011

 
Weite nordische Tundra, einsame Fjäll-Landschaften und sprudelnde Wasserfälle; dazu blitzblanke Höfe, schlichte Landkirchen und die charakteristisch rot-weiß gestrichenen Holzhäuschen: Dies sind die Bilder, die häufig mit Schweden in Verbindung gebracht werden. Doch es gibt auch andere – ein Beispiel ist die von dem Architekten John Robert Nilsson entworfene Villa Överby. Das an der Schärenküste im Archipel von Stockholm gelegene Ferienhaus hat abgesehen von seiner Lage nichts mit den so typischen Vorstellungen gemein und scheint trotzdem ausgeprägt schwedisch. Seine klaren Linien stehen einerseits im starken Kontrast zu sie der umgebenen Landschaft und verschmelzen andererseits mit dieser: von den großen Fensterfronten, die das Licht weit ins Hausinnere hereinlassen bis zu dem in einen Felsen eingelassenen Schwimmbad.
 
 
Der Bungalow sitzt versteckt hinter einem kleinen Wäldchen auf einem Felsvorsprung oberhalb des Meers. Er steht auf einem Sockel aus hellem Gotland-Kalkstein, der gleichzeitig die Gehwege entlang des Gebäuds schafft und sich an der Wasserseite zu einer großen, parallel zum Bau verlaufenen Terrasse öffnet. In diese haben die Architekten am äußersten Rand einen Infinity Pool sowie einen Sitzbereich eingefügt, der Schutz vor rauen Winden bietet. Während sich die nach Norden ausgerichtete Eingangsfassade aus einem soliden, mattschwarzen Mauerwerk zusammensetzt, bestehen die drei übrigen Seiten aus Glasfronten. Von hier genießen die Bewohner einen Panoramablick weit über die Bucht hinaus und die Abendsonne im Westen.
 
Nahtlose Übergänge
 
Das Innere des Hauses gliedert sich in private und öffentliche Bereiche, wovon die privaten in Schlafzimmer, Bäder und Abstellräume unterteilt sind. Betritt man das Haus durch die raumhohe, mit einem dünnen Gitter aus schwarz gebeizter Eiche versehene Glastür – die einzige Unterbrechung in der ansonsten öffnungslosen Eingangsfassade –, findet man sich in einem langen hellen Korridor wieder. Links davon geht ein kleiner Flur zum Gäste-WC sowie zur Garderobe und den Abstellräumen ab; geradeaus führt dieser in den großen, mit natürlichem Licht durchfluteten Wohnraum. Hier wurden die Fensterrahmen vollständig in den Boden versenkt, sodass sich die Grenze zwischen Außen und Innen aufzuheben scheint. Dieser Effekt wird durch die Nutzung des Kalksteins noch hervorgehoben, der nicht nur für die Böden des Außen-, sondern auch für die des Innenraums genutzt wurde. In der Mitte des Zimmers steht ein langer Esstisch aus hellem Holz, um diesen herum gruppiert sind sechs Möbeldesignklassiker: die Wishbone-Stühle von Hans J. Wegner. Auf der linken Seite befindet sich vor einer eingezogenen Wand eine lange weiße Küchenzeile mit einer hölzernen Kochinsel. Auf der rechten steht direkt vor dem Fenster eine große Sitzecke mit großzügigen weißen Sofainseln, die zum Entspannen einladen; dahinter birgt die raumbegrenzende Innenwand einen schlichten Kamin.
 
Dominanter Kalkstein
 
Der private Bereich des Hauses ist um das große Wohnzimmer organisiert. Direkt hinter der Sitzlandschaft neben der Kaminwand gelangt man durch eine raumhohe Schiebetür in das Hauptschlafzimmer, in dessen Mitte – mit Blick in die Natur – ein großes Doppelbett platziert ist. Eine kleine Trennwand beherbergt auf der anderen Seite einen Einbauschrank. Diesem gegenüber befindet sich ein großes, fensterloses Badezimmer, das teilweise aus Kalkstein, teilweise aus geweißten Wänden und Decken gefertigt ist. Rechts gibt es eine Toilette hinter verschlossener Tür; ansonsten ist der Raum offen gehalten: Links an der Wand steht eine große, in Kalkstein eingefasste Badewanne; direkt geradeaus ein langer Waschtisch, ebenfalls aus Kalkstein. Darüber hängt ein rechteckiger, rahmenloser Spiegel. Links hinter einer Glasscheibe befindet sich die begehbare Dusche, die ausgestattet ist mit einem schlichten Holzhocker. Dieser lädt nicht nur zum Sitzen ein, sondern eignet sich auch als Ablage für Duschutensilien.
 
Verschmelzung mit der Natur
 
Neben dem Hauptschlafzimmer gibt es in der Villa Överby auch zwei Gästezimmer, die sich auf der anderen Seite des Gebäudes – links vom Eingang – befinden. So öffnet sich neben der Küchenzeile ein kleiner Flur, der zu den zwei gegenüberliegenden Schlafzimmern führt. Sie sind wie ein Hotelzimmer geplant: Nach dem Eintreten gelangt man an einer Schranknische vorbei in den Schlafraum, in dessen Mitte ein großes Doppelbett steht und an den ein Badezimmer mit begehbarer Dusche anschließt, ebenfalls ausgestattet mit Kalkstein aus Gotland. Wie das Hauptschlafzimmer bieten auch sie einen wundervollen Blick in die Natur – vom angrenzenden Wäldchen bis zur Bucht. Wer möchte hier nicht Gast sein?
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Links

John Robert Nilsson Arkitektkontor AB

www.jrn.se

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