Best-of EuroCucina 2024
Frische Küchentrends aus Mailand
Die Küche ist und bleibt ein Ort des sozialen Miteinanders. Auch der Trend, die Küche mit dem Wohnzimmer verschmelzen zu lassen, bleibt ungebrochen. Das wurde auf der EuroCucina deutlich, die alle zwei Jahre im Rahmen des Salone del Mobile in Mailand stattfindet.
Nicht nur in den Messehallen der Fiera Milano Rho, sondern auch mit Inszenierungen an außergewöhnlichen Plätzen in der Stadt präsentierten internationale Küchenhersteller eine Woche lang ihre Neuheiten. Neben der Kombination aus Funktionalität und Ästhetik spielt das Thema Nachhaltigkeit weiterhin eine große Rolle – von der Verwendung umweltverträglicher Materialien über nachhaltige Herstellungsprozesse bis hin zu energieeffizienten Geräten. Zur Verbesserung der Nutzererfahrung wird immer häufiger auch die künstliche Intelligenz eingesetzt.
(Küchen-)Architektur
Mit der Installation The Fireplace inszenierte next125 im Superstudio in der Zona Tortona die Kochstelle als zentralen Ort in der Küche: Im Inneren eines in Kollaboration mit dem Architekten Francis Kéré entstandenen Pavillons aus naturbelassenen Fichtenstämmen präsentierte die Premiummarke des Unternehmens Schüller eine Kücheninsel mit einer mittig auf einer Natursteinplatte angeordneter Kochstelle. Diese war eingehüllt in das durch die Kuppel aus zusammengesetzten Holzbündeln einfallende Licht. Das bronzierte Spiegelglas der Küchenfronten spielte mit der Illusion von Licht und Raum, ein Hochschrank aus schwarz durchgefärbtem Eichenfurnier griff die Materialität der Umgebung auf. Der seitlich an die Arbeitsplatte angesetzte runde Tisch mit einem Metallfuß unterstrich die Idee Kérés von der Küche als Ort für Gemeinschaft und Gespräche.
Schwerelose Arbeitsplatte
Um die Gestaltung der Küche als besondere Umgebung ging es auch bei der Präsentation von Poggenpohl: Die Ausstellung Gravity of Light in den Räumen des historischen Palazzo Landriani inszenierte die Küche als eigenständige Skulptur und atmosphärisch erlebbaren Raum. Eine filigrane Metallkonstruktion bildet die architektonische Basis der Serie +MODO, die mit ausziehbaren Tablaren und einem zentralen Schrankelement zwei (offene) Ebenen schafft. Die beinahe schwebende Arbeitsplatte unterstreicht die Leichtigkeit des Entwurfs. Eine eigens für die Ausstellung entwickelte Lichttechnologie sorgte durch die Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten für spannungsvolle Raumerlebnisse.
Neue Materialität
Die von Luigi Iacucci auf der Design Variations vorgestellte Kollektion Inspiring Lines vereint die Ästhetik von Fiberglas mit der Nachhaltigkeit des Materials HPL, das aus Papierschichten besteht, die unter hoher Hitze und Druck verbunden werden. Durch digitale Techniken reproduziert Iacucci die typische Textur von Fiberglas, durch verschiedene Oberflächenbehandlungen kann der visuelle und haptische Eindruck des Materials verändert werden. Als zeitgemäße Alternative zu Fiberglas sind die robusten und flexiblen HPL-Platten vielseitig einsetzbar. Aufgrund ihrer antibakteriellen, aseptischen, wasser- und witterungsbeständigen Eigenschaften eignen sie sich insbesondere auch für den Einsatz in der Küche.
Übergänge zum Wohnraum
Ein Spannungsfeld zwischen Offenheit und versteckten Stauräumen präsentierte Orea in Kooperation mit Wogg: Das frei stehende, ebenso puristische wie funktionale Küchenmodul wird beinahe nahtlos von einer Rollfront aus Aluminium umschlossen und gliedert sich durch seine Optik ganz selbstverständlich in den Wohnraum ein. Die Front kann jederzeit ausgetauscht werden und bleibt damit wandelbar. Eine von Bodo Sperlein gestaltete Version in Messing wurde im Convento Sant’Angelo in Brera gezeigt.
Wie ein skulpturales Möbel wirkt auch der von Patricia Urquiola für Signature Kitchen Suite gestaltete Kühlschrank: ein frei stehendes, modulares Objekt, das mit Cimento-Fliesen aus natürlichen Materialien verkleidet wurde und in den Farben Vanille, Blau, Burgunderrot, Grün sowie Sand erhältlich ist. Mit seiner besonderen Optik passt das elegant ummantelte Gerät nicht nur in die Küche, sondern auch in alle anderen Wohnräume.
Outdoor-Erlebnisse
Eine nachhaltige Verbindung von Ästhetik und Funktionalität im Außenbereich schafft die italienische Marke Outerra – ob bei den Küchenmodulen oder den dazugehörigen Möbeln. So vereint das mit dem Red Dot Design Award prämierte Modul Venete einen Herd mit Kochfeld, Glaswaschanlagen, Eismaschine und Kühlschrank. Die Outdoor-Tische des Herstellers werden aus Materialien wie Zement und Muranoglas gefertigt.
Die puristische Küche M1 von Sachi setzt sich ebenfalls aus drei Elementen zusammen und ist zur Wandmontage oder frei stehend erhältlich. Das Design wird durch das Material Aluminium definiert, das mit Edelstahl und Holz kombiniert werden kann. Die Systeme des Herstellers sind sowohl im Innen- als auch im Außenbereich einsetzbar. Es gibt bewusst keine Grenze zwischen Indoor- und Outdoor-Küche. Auch hier geht es um das Zelebrieren von Lebensfreude, ob drinnen oder draußen. Verschiedene Möbel komplettieren das Sortiment.
Smarte Technologie
Im Garten der Villa Necchi Campiglio zeigte der Hersteller Gaggenau seine aktuellen Neuheiten – im Rahmen der Installation The Elevation of Gravity – und gewährte gleichzeitig einen visionären Blick in die Zukunft. Im Fokus stand die Präsentation einer nahtlos und beinahe unsichtbar in die Arbeitsfläche integrierten Induktion, dank der die Kochfläche zum vielseitig nutzbaren Bereich wird. Das Design ist auf das Wesentliche reduziert. Sichtbar sind lediglich ein LED-Punkt, der die Mitte des Kochmoduls anzeigt, sowie ein Bedienknebel an der Vorderseite der Dekton-Platte. Neben einem neuen, mit smarten Features ausgestatteten Kühlschrank gab der Hersteller außerdem einen Ausblick auf einen Launch des kommenden Jahres: einen neuen Ofen mit Sensorik-Ring.
In die Welt der smarten Küche führte auch der Messeauftritt von Samsung ein: Die Konnektivität zwischen verschiedenen Geräten sowie deren innovative Funktionen werden zukünftig aller Voraussicht nach nicht nur die Küche, sondern auch die Art und Weise verändern, wie wir unser Zuhause gestalten. In der Bespoke AI-Zone ließen sich die Vorteile eines vernetzten Zuhauses erleben, außerdem stellte Samsung drei neue Kücheneinbaugeräte mit KI-Funktionen vor.
Funktionale Ästhetik
Mit den Kochfeldabzugssystemen hat BORA vor einigen Jahren die Küche revolutioniert. Nun ergänzt das deutsch-österreichische Unternehmen sein Sortiment um Kühl- und Gefriersysteme mit gewohnt formschönen Details – wie einem herausnehmbaren Holzbrett. Vorgestellt wurden außerdem neue Töpfe und Pfannen sowie schlichte Leuchten, die dort Platz finden, wo früher die Dunstabzugshaube war.
Für Klarheit und Eleganz steht auch die Siebträgermaschine youn der jungen Luxusmarke LIGRE. Das vom Münchner Designduo Relvãokellermann entworfene Produkt unterscheidet sich in Konzeption, Design, Technik und Bedienung grundlegend von bereits bestehenden Maschinen – und fabriziert sehr guten Espresso, der an gleich zwei verschiedenen Standorten in Brera (bei Weishäupl und Thonet) verkostet wurde.