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Best-of Küchen 2023

Küchenmöbel, Elektrogeräte & Materialien

Die Küche steckt fest im Wohnraum-Modus. Dementsprechend variieren Hersteller und Interiordesigner*innen vor allem Farben und Materialien und gelegentlich mischen ein paar technische Gadgets das Kücheneinerlei auf. Unsere Trendschau zeigt himbeerrote Fronten, Holzoberflächen mit 3-D-Mustern und die Küche als vertikalen Garten. Plus eine Bildergalerie mit 42 Fotos.

von Claudia Simone Hoff, 29.08.2023

Was ist die Küche nicht alles schon gewesen. Kleine Kammer für die Hausfrau, funktionaler Arbeitsraum, Werkstatt und seit einigen Jahren ein Wohnraum, in dem ab und zu gekocht und der ebenso ambitioniert eingerichtet wird. Die Küche lässt sich anscheinend nicht mehr neu erfinden, bestenfalls noch modifizieren. Will heißen: Hersteller und auch Interiordesigner*innen variieren vor allem Farben und Materialien. Und auch der Grundriss der Küche tritt auf der Stelle. Der Klassiker – zumindest in Neubauten mit genügend Platz – ist nach wie vor ein freistehender Küchenblock. Und dahinter angeordnet eine Küchenzeile, mal mit und mal ohne Oberschränke.

Edelstahl: Kühl und perfekt? Nix da!
Edelstahl ist ein Materialklassiker, der nicht wegzudenken ist aus der Küche – bei Möbeln ebenso wie bei Spülbecken und Armaturen. Kein Wunder, denn das Material ist robust, hygienisch und widerstandsfähig. Doch Edelstahl haftet noch immer der Makel des Kühlen und Über-Perfekten an, zumindest im privaten Interior. Dass das nicht unbedingt so sein muss, zeigt der italienische Hersteller Abimis mit immer neuen Inszenierungen seiner silbrig glänzenden Küchenmöbel, die insbesondere in Altbauten mit üppigen Stuckaturen, vielen Farben und knarzenden Holzböden durch die visuellen Kontraste ihre volle Wirkung entfalten.


Auch Andrea Harbeck setzt bei ihren Küchenentwürfen auf Edelstahl. Um die ästhetische Härte des Materials abzufedern, kombiniert sie es mit warmen und haptisch interessanten Materialien, wozu vor allem Holz gehört. „Sowohl Edelstahl als auch Holz altern mit der Zeit und gewinnen dadurch an Seele und Charakter“, sagt die Designerin, die 2019 ihr eigenes Studio gründete. Mit .PEAM richtete sie auch ein Mini-Apartment in München ein. Erstaunlicherweise ist die vier Meter breite Küchenzeile recht groß ausgefallen, wenn man bedenkt, dass die gesamte Wohnung nur 26 Quadratmeter misst. Dass sie dennoch hell und luftig wirkt, hat vor allem mit dem stringenten Material- und Farbkonzept zu tun, wozu auch Edelstahl für die Küchenmöbel gehört. Und zwar in der gebürsteten Variante, die einen Vintage-Look erzeugt, der alles andere als kühl und steril ist. Dass der cleane Look nicht mehr gefragt ist, bestätigt auch die Mainzer Interiordesignerin Constanze Ladner. Sie sagt, dass die Küche insgesamt rustikaler wird, einschließlich wuchtiger Gasherde und Spülen oder einem großen „Holztisch mit Macken, der zu Küchenarbeiten und dann zum anschließenden gemeinsamen Essen genutzt wird“.

Holz und Naturstein als optische Störer
Maßgefertigte Küchen wie die von .PEAM sind ein Spiegel dessen, was bei den Küchenherstellern gerade als Trend verkauft wird. Und das sind vor allem Oberflächen, die Augen und Händen etwas zu bieten haben. Dazu gehören „visuelle Störer“ wie Maserungen und Äderungen, aber auch Farbverläufe und Unebenheiten von natürlichen Oberflächen, wie sie vor allem bei Stein und Holz zu finden sind. Manchmal werden diese auch regelrecht gestaltet, wie Bruta von Superfront zeigt. Das Designstudio Raw Edges hat für das schwedische Label Wand-, Hoch- und Unterschränke entworfen, die durch auffällige Griffe gekennzeichnet sind. Insbesondere die Holzgriffe der Fronten sind auf den ersten Blick kaum als solche erkennbar, sondern wirken eher wie ein skulpturales Element.

Auch Leicht setzt auf Holz und Haptik und stellt im Herbst auf der ostwestfälischen Küchenmeile mit Bahia eine Furnierfront vor, deren vertikale Rillenstruktur optische und haptische Störer schafft, ohne allzu modisch zu sein. Wahrscheinlich sind natürliche Materialien wie Holz und Stein auch deshalb so erfolgreich in der Küche, weil sie ästhetisch und auch funktional langlebig sind. Denn schließlich ist die Küche neben dem Badezimmer der Raum des Hauses, der nur etwa alle 15 Jahre umgestaltet wird.

Pop & Understatement: Farben
Wegen der hohen Kosten bei der Neugestaltung einer Küche wagen sich auch nur wenige Nutzer*innen an auffällige Möbel, wie sie beispielsweise Popstahl im Programm hat. Wenn man Farben wie Heidelbeer (RAL 4009 Pastelviolett) oder das knallige Orange von Fantins Stahlküchenmodell Frame betrachtet, könnte man glatt vergessen, dass Weiß zumindest in Deutschland nach wie vor die beliebteste Küchenmöbelfarbe ist. Doch in diesem Jahr sind auch Brauntöne im Kommen und machen Grau und Schwarz Konkurrenz, wie Valcucine, Reform und Nolte zeigen. Dazu passen neue Armaturen-Finishes wie Champagne (22kt Gold) von Dornbracht und Satin Gold von Blanco.

Egal ob elegant schimmernd, knallig oder dezent – die Küche kommt heute oft komplett in einer Farbe gestaltet daher. So bietet der italienische Hersteller Fantin für sein Küchenmöbelprogramm Frame neben Arbeitsplatten aus farbigem Stahl neuerdings auch solche aus geätzten, farbigen Glasplatten an – in der kompletten Range von 35 verschiedenen Farbtönen. „Der Minimalismus der Einfarbigkeit steht an sich schon als Synonym für Ausgewogenheit – und ist nun in der Welt der Küchen angekommen“, sagt Salvatore Indriolo, der Frame entworfen hat.

Die Küche als gesellschaftliches Experimentierfeld
Die Küche war schon immer der Raum des Hauses, an dem gesellschaftliche und soziale Themen abgearbeitet wurden – man denke nur an die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky in den Zwanzigerjahren oder die Küche als Werkstatt von Otl Aicher in den Achtzigern. Und auch heute gibt es Designer*innen und Hersteller, die die Küche weiterdenken, wobei es nur bedingt um neue Farben, Formen und Materialien geht. Lorenzo Sciarra, Head of Interior Design beim deutschen Hersteller Leicht, sieht die Küche beispielsweise zukünftig als „Ort der Selbstproduktion“. Was er damit meint: den Anbau von essbaren Pflanzen und Kräutern in der privaten Küche. Und er hat sich Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen diese Idee auf die Gestaltung hätte: Er möchte kleine vertikale Gärten und Nischen für den Anbau von Küchenpflanzen anlegen und denkt auch an „technische Beleuchtungssysteme, die ihr Wachstum und ihr Wohlergehen begünstigen“. So wird der Gang zum Supermarkt oder auf den Markt zwar nicht obsolet, aber weniger oft notwendig. Bei Sciarra wird die Küche kurzerhand zum „häuslichen Produktions-, Zubereitungs- und Konsumzentrum“.

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