Die Küche in der Hand haben
Industriefertigung trifft Handwerk: Materialien & Herstellungsprozesse bei bulthaup in Niederbayern.
Aller guten Dinge sind drei: Lack, Laminat, Furnier. Wie die Oberflächen im Werk des Küchenherstellers bulthaup im bayerischen Aich verarbeitet werden, zeigt ein kleiner Rundgang durch die Produktion.
So viel ist sicher: Die Küche ist inzwischen viel mehr als nur ein Raum zur Vorbereitung von Speisen. Vor allem deshalb, weil die Welt so schnelllebig geworden ist, dass bereits von einer Generation Rush Hour geschrieben wird. Umso wichtiger also, dass es einen Rückzugsort vor so viel Trubel gibt. Und wo hält man sich am liebsten auf? In der Küche! Die nähert sich deshalb schon lange dem Wohnraum an, wird atmosphärisch aufgeladen und strahlt im besten Fall Wärme und Geborgenheit aus. Oberflächen (von Küchenmöbeln) sind zur Herstellung eines wohnlichen Ambientes besonders wichtig – wegen ihrer Haptik, ihrer Struktur, ihrer Farbe. Gerade in der Küche, wo die Sinne seit jeher eine besondere Rolle spielen.
Drei Männer, drei Materialien
Lack, Laminat und Furnier – das sind drei der bei bulthaup erhältlichen Oberflächen, die es in jeweils vielen verschiedenen Ausführungen gibt. Und da kommen die (Material-)Meister mit ihren Teams in Spiel. Sie sind verantwortlich für die Auswahl der Materialien, die präzise Verarbeitung und Qualitätskontrolle, die sich bei bulthaup grundlegend von denen anderer Küchenhersteller unterscheidet. Denn neben der zeitgemäßen Industriefertigung hat dort auch das Handwerk seinen Platz. Egal, ob die Auswahl der Materialien, die Veredelung der Oberflächen oder die manuelle Kantenbearbeitung: Umgesetzt werden können die hohen Qualitätsstandards nicht allein von Maschinen. Dafür braucht man immer auch den Menschen.
Sinn & Sinnlichkeit
Augen und Hände werden unbedingt gebraucht beim Kochen – und auch bei der Herstellung einer bulthaup-Küche. Besucht man die Produktionshalle im Werk Aich, kann man das allenthalben sehen. Der Furniermeister beispielsweise wählt die Furniere persönlich aus. Egal ob Apfel-, Nussbaum- oder Eichenholz: Die Furniere – die übrigens aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommen – haben Unikatcharakter, denn sie stammen immer von einem einzigen Stamm. So entsteht eine einheitliche Ästhetik, die Maserung setzt sich über alle Flächen fort. Fronten, Arbeitsplatten und Barplatten werden manuell so veredelt, dass absolut ebene Oberflächen entstehen. Was gelingt, weil die Furnierblätter nach dem Zuschneiden mit einer unsichtbaren und dichten Fugenverbindung verklebt werden.
Wie aufwändig die Oberflächen-Prozesse bei bulthaup sind, lässt sich auch in der Lackierei nachvollziehen. Egal ob Brillant-, Matt- oder Softtouchlack: Jedes Teil wird von allen Seiten mit den schadstofffreien Lacken überzogen, von Hand geschliffen und beim Brillantlack auf Hochglanz poliert (in der Fachsprache übrigens „schwabbeln“ genannt). Mehrere Arbeitsdurchgänge beispielsweise dauert es, bis die extreme Brillanz und Tiefenwirkung der Hochglanzfronten erreicht ist und der Übergang von der Kante zur Fläche fugenlos und absolut eben ist. Ein Meister ist es übrigens auch, der den Lackierprozess und die Qualitätskontrolle überwacht.
Und der dritte Meister im Bunde? Der kümmert sich mit seinen Kollegen um das Material Laminat, das unempfindlich, langlebig, lichtbeständig und pflegeleicht ist. Bei bulthaup handelt es sich um durchgefärbtes Dickschichtlaminat, das auf hochwertige Holzplatten aus MDF und HDF aufgebracht wird. Dort, wo Fronten und Kanten aufeinander stoßen, werden sie in einer Laseranlage miteinander verschweißt und die Kanten danach per Hand veredelt. Das Ergebnis: eine nahezu fugenlose Optik, die an allen Seiten – egal ob Vorder- oder Rückseite – exakt gleich ausgearbeitet ist.
Industrie & Handwerk
Die Bearbeitung der Oberflächen, wie auch die gesamte Herstellung der Küchen findet in Aich statt. Umgeben von saftigen Wiesen, mitten im beschaulichen Niederbayern und rund dreißig Kilometer südlich von Landshut sind am Unternehmenssitz von bulthaup 530 Mitarbeiter tätig – in Verwaltung und Produktion. Die 40.000 Quadratmeter große Produktionshalle ist licht, ziemlich aufgeräumt und erstaunlicherweise auch recht leise. Rund 10.000 Küchen werden hier jährlich gefertigt – 80 Prozent für den privaten Bereich, der Rest für das Projektgeschäft. Übrigens: Jede Küche wird individuell geplant und kommissionsweise nach Maß gefertigt.
Sehen, schmecken, fühlen
Gestaltung wird bei bulthaup seit der Gründung des Unternehmens 1949 als ganzheitlicher Prozess verstanden. Form, Material und Verarbeitung greifen ineinander, sind untrennbar verbunden. Erst so entstehen klare ästhetische Aussagen, die immer gepaart sind mit technischen Innovationen. Menschen und Mitarbeiter wie die (Material-)Meister und ihre Teams sind es, die mit scharfem Auge, handwerklichem Können und jahrelanger Erfahrung diesen ganzheitlichen Prozess ermöglichen. Das Ergebnis: eine Küche, die zum Lebensraum wird.