An der Grenze zum Paradies
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Dieser Ort kommt der Vorstellung vom Paradies auf Erden ziemlich nah: Eingebettet in eine wild bewachsene, subtropische Landschaft mit exotischen Früchten und großer Artenvielfalt liegt die Tepoztlan Lounge. Der Bungalow im mexikanischen Bundesstaat Morelos ist der erste seiner Art, weitere sollen folgen und den Gästen ein Leben in und mit der Natur ermöglichen. Die Grenzen zwischen innen und außen, offen und geschlossen und wilder und gebändigter Natur verschwimmen an diesem Ort zu einem einzigen architektonischen Objekt.
Tepoztlan ist ein magischer Ort: Seit 2002 steht die Kleinstadt, die 75 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt liegt, auf der Liste der Pueblo Mágicos – der mexikanischen Ortschaften, die wegen ihres typischen Charakters als besonders sehenswert erachtet werden. Die Geschichte Tepoztlans reicht bis zu den Azteken zurück, die hier die Pyramide El Tepozteco errichteten und die Ansiedlung als Winterresidenz nutzten. In den vergangenen Jahrzehnten kamen vor allem Schriftsteller, Künstler und Musiker, um sich hier niederzulassen.
Grenzgänger zwischen den Welten
Die Tepoztlan Lounge, entworfen vom mexikanisch-spanischen Architekturbüro Cadaval & Solà-Morales, besteht aus drei Raumcontainern, die sich im Dreieck gegenüber stehen und über einen leicht angehobenen Sockel und ein gemeinsames Dach miteinander verbunden sind. Die drei Seiten sind leicht eingedrückt und mit großen, fensterlosen Ausschnitten versehen: eine öffnende Geste hin zur Natur. Das gesamte Gebäude ist aus hellem Beton gegossen und hebt sich so in Form und Materialität von seiner Umgebung ab – gleichzeitig ist die umgebende Landschaft aus jedem Winkel des Hauses zu sehen und zu hören. Architektur als Grenzgänger zwischen den Welten.
Alle unter einem Dach
Unter dem geschwungenen Betondach befinden sich drei separate Wohnräume, die drei unterschiedlichen Funktionen dienen. Der erste Bereich widmet sich den Themen Kochen und Körperpflege: Eine offene Küche samt Bar – ebenfalls aus vor Ort gegossenem Beton – verbergen hinter sich die Toiletten- und Waschräume. Mittig gelegen sitzt der Wohnbereich, der sich in Richtung Swimmingpool und Garten öffnet und neben allerlei technischen Accessoires auch einen Kamin für etwas kältere Jahreszeiten bereithält. Der dritte Raum ist das Kinderzimmer: Hier richten sich selbst die Möbel nach dem Maßstab der Kleinsten, und eine Rückwand, die mit Tafellack beschichtet ist, wartet darauf, bemalt zu werden.
Alle drei Bereiche sind über das gemeinsame Dach verbunden, wodurch ein fließender Raum entsteht, der im „vollen Kontakt mit der Natur steht, aber stets geschützt ist vor ihrer Rauheit“, beschreibt der Architekt Eduardo Cadaval. Seine Hoffnung ist es, „dass sich vorher verschlossene Bereiche ausdehnen und den Bewohnern neue Aktivitäten ermöglichen“. Als Symbol für die Koexistenz von Architektur und Natur wird das Gebäude von den Bäumen, die auch schon vorher an dieser Stelle standen, durchbrochen. Für sie wurden kreisrunde Ausschnitte in Boden und Dach vorgesehen. Zwischen den Stämmen wurden Hängematten aufgespannt, die eine weitere Möglichkeit der Entspannung in freier Natur bieten.
Auch die Gestalt und Materialität des Swimmingpools ist Teil der architektonischen Intervention – ebenfalls aus weißem Beton gegossen, schmiegt er sich sanft in die Krümmung einer Außenseite der Lounge. Dabei treppt sich die ovale Form in das Beckeninnere ab und bildet so Liege- und Entspannungszonen aus. So wird auch der Pool zum Bindeglied zwischen Mensch und Natur, das sich unaufdringlich in den Kontext einfügt.
FOTOGRAFIE Diego Berruecos, Sandra Pereznieto, Cadaval & Solà-Morales
Diego Berruecos, Sandra Pereznieto, Cadaval & Solà-Morales
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