Balearischer Balanceakt
Leichte Architektur: Wohnerweiterung auf Mallorca

Manchmal muss es leicht sein – so wie bei dem Haus in Palma auf der Mittelmeerinsel Mallorca. Dessen historische Grundmauern hätten kaum mehr zusätzliches Gewicht aufnehmen können, doch es sollte ein zweites Geschoss hinzukommen. Um überflüssiges Gewicht abzuwerfen, griffen die Architekten Aina Salva und Alberto Sanchez zu einer Konstruktion aus vorgefertigten Sperrholzelementen.
Das eingeschossige Stadthaus in einer schmalen Gasse Palmas bot wenig Spielraum: Die alten Mauern waren ungeeignet für einen massiven Aufbau, sollten aber dennoch stehenbleiben. Das spanische Studio SMS Arquitectos machte aus der Not eine Tugend und entwickelte ein System aus vorgefertigten Holzelementen. Deren planerische Grundlage bilden Sperrholzplatten mit den Außenmaßen 2,44 und 1,22 Meter. Durch das geringe Gewicht des Materials konnte der Bestand mit einem zusätzlichen Geschoss aufgestockt werden.
Geometrie der Gegensätze
Der Umbau vereint zwei Elemente, die von ihrer architektonischen Idee her kaum gegensätzlicher sein könnten. Auf der einen Seite die mit einer CNC-Fräse zugeschnittenen Platten aus Pappelholz, deren Produktion, Verarbeitung und Oberflächenwirkung den Drang zu Einfachheit verkörpern. Und auf der anderen Seite Terrakotta- und Betonfliesen mit kräftigen Farben und Mustern, die das historische Kunsthandwerk der Insel Mallorca repräsentieren. Durch die Art und Weise, wie die Architekten die unterschiedlichen Werkstoffe zusammenfügen, verschwimmen die Kontraste.
Die Geometrie der Holzelemente, die unverkleidet und roh als neue Gebäudekonstruktion in das bestehende Gemäuer eingefügt wurden, erzeugt eine eigenwillige Ornamentik, die an altertümliche Ausfachungen erinnert –allerdings mit der Präzision computerbasierter Planung und Produktion. Die Perfektion der aufgebauten Konstruktion erweist sich als kluge Antwort auf den historischen Kontext, da sie sich architektonisch begründen lässt. Gleichzeitig ist sie eine ideale ästhetische Ergänzung des Bestandes.
Saisonale Durchwanderung
Eine Harmonie der Vielfalt findet sich auch bei der räumlichen Organisation des Gebäudes: Die Räume im Erdgeschoss verfügen durch die dicken Steinwände über eine thermische Masse und spenden dadurch im Sommer wertvolle Kühle. Im Obergeschoss lassen sich dagegen die Zimmer dank der Holzelemente leichter beheizen. Die Intention der Architekten ist es, dass die Bewohner ihr Haus durch die jahreszeitlich bedingten Unterschiede saisonal durchwandern. Während sich im Sommer der Lebensmittelpunkt im Altbau befindet, verlagert er sich im Winter in die neu hinzugefügte Etage: Architektur wird zum Balanceakt der Möglichkeiten.
FOTOGRAFIE Luis Diaz
Luis Diaz
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