Berliner Dachboden
Großzügige Maisonette von Kirchberger & Wiegner Rohde

Ziemlich heruntergekommen sah der Dachboden des Gründerzeithauses in Berlin-Mitte aus, bevor Kirchberger & Wiegner Rohde Architekten den Raum mit der darunterliegenden Wohnung verbanden und in eine helle Maisonette verwandelten. Riesige Fenster und ein hängender Kamin sind nun die neuen Highlights.
„Die Bauherrin hatte den unausgebauten Dachboden und die darunterliegende Ebene für sich und ihre fünfköpfige Familie erworben und wünschte sich einen Um- und Ausbau in zeitgenössischer Architektursprache mit hohen Raumqualitäten und minimalistischen Details“, erzählt der Architekt Steffen Kirchberger. „Dabei spielten ein zurückhaltendes Farb- und Oberflächenkonzept und der Einsatz von Tageslicht als Gestaltungselement eine zentrale Rolle.“
Neues Dach in Mitte
Als typischer Berliner Gründerzeit-Altbau war das Haus in der Wolliner Straße mit jenem groben Strukturputz aus DDR-Zeiten versehen, der einst den gesamten Osten der Stadt zu überziehen schien. In schmuckem Blaugrau zeigt sich die Fassade heute – dank der Sanierung, in deren Zuge auch der Dachstuhl ausgebaut und rundum erneuert wurde. Die vierte Etage schlossen die Architekt*innen über eine Treppe mit dem Dachgeschoss zur 220 Quadratmeter großen Wohnfläche zusammen und stockten dafür das neue Sparrendach um rund einen Meter auf. Der nun lichtdurchflutete, stützenfreie und nach oben spitz zulaufende Raum im Obergeschoss wirkt heimelig und elegant zugleich.
Klarheit als Raumqualität
Unter dem Dach sind Küchenzeile, Bad, Treppen, Gäste- und Arbeitszimmer in einem mit Eichenholz ummantelten Quader zusammengefasst. Ein Hingucker ist der schwarze, skulpturale Kamin, der fast zu schweben scheint und einen starken farblichen Kontrast setzt. Schwarz gerahmt sind auch die großen Dachfenster und Schiebetüren, die auf die Terrasse mit Blick auf den grünen Innenhof führen. Die schlichte Geometrie, die reduzierte Möblierung und die blassgrünen Wände unterstreichen die elegante Klarheit des Raumes. Treppen, Wände und Türen gehen nahtlos ineinander über. „Für uns war es wichtig, die Großzügigkeit der Räume herauszuarbeiten und klare Grundrissstrukturen zu etablieren. Neben dem Hauptwohnraum sind wir besonders zufrieden mit der fast sakralen Ästhetik des zentralen Treppenraums“, sagt Steffen Kirchberger.
Leinwand fürs Leben
Im vierten Obergeschoss sind Kinder- und Schlafzimmer sowie die mit hellblauen und grauen Glasmosaiken gefliesten Bäder untergebracht. Vielfach überformte Bodenbeläge wurden durch hellgraues Linoleum ersetzt. „Die Räume verstehen sich als neutrale Leinwand für das tägliche bunte Leben der jungen Familie. Wir freuen uns, zu sehen, wie sie von den Bewohner*innen beansprucht und genutzt werden. Es handelt sich nicht nur um Architektur, sondern um funktionale Lebensräume“, so Steffen Kirchberger. Die größte Herausforderung stellte für die Architekt*innen die Modernisierung im laufenden Betrieb dar. Und, so berichtet Kirchberger: „die täglichen Überraschungen beim Bauen im Bestand. So wurde zum Beispiel eine britische Brandgranate aus dem zweiten Weltkrieg beim Abbruch des Dachstuhls entdeckt, was einen größeren Polizeieinsatz und die zwischenzeitliche Pausierung der Baustelle zur Folge hatte.“ Typisch Berlin eben.
FOTOGRAFIE Felix Brüggemann und K&WR
Felix Brüggemann und K&WR
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