Beton, Holz und Lokalkolorit
Umbau eines Winzergebäudes von a25architetti in Norditalien
Im norditalienischen Montevecchia hat das junge Architekturbüro a25architetti eine historische Weinkellerei nach langem Leerstand behutsam modernisiert und in ein zeitgemäßes Einfamilienhaus verwandelt. Das Ergebnis ist ein eindrucksvoller Brückenschlag zwischen lokaler Bautradition und konsequent modernem Minimalismus.
„Berg von Mailand“ wird die 2.700 Einwohner zählende Gemeinde Montevecchia, 30 Kilometer nördlich der lombardischen Metropole, auch gerne genannt. Als erste nennenswerte Erhebung zwischen Mailand und den Alpen genießt der Ort ein besonders günstiges Mikroklima für den Weinanbau. Das Umbauprojekt befindet sich im höher gelegenen Ortsteil Montevecchia Alta, dessen terrassierte Weinhänge nach jahrelangem Brachliegen seit Kurzem wieder kultiviert werden. Alle Projektentscheidungen seien von der Natur des Ortes, der Position des Gebäudes und der umgebenden Landschaft diktiert worden, berichten die Büropartner und Brüder Francesco und Paolo Manzoni.
Architektonischer Dreiklang
Gemeinsam mit den Bauherren entwickelten sie den Umbau auf Grundlage drei vorhandener, aneinandergrenzender Bereiche: dem alten Gewölbekeller, dem offenen Depot sowie der Lagerhalle mit Heuboden. Der Keller, in dem einst Wein produziert und gelagert wurde, dient nun als Spiel- und Veranstaltungsareal. Das ehemalige Depot wurde zur Loggia und die Lagerhalle zu einem großzügigen Wohnbereich auf zwei Ebenen umfunktioniert. Die drei Flächen gehen fließend ineinander über.
Rustikal reduziert
Im Gewölbekeller sowie im ehemaligen Depot restaurierten die Architekten lediglich die Bodenfliesen aus Terrakotta und legten das alte Mauerwerk aus Ziegeln, Kalk- und Molera-Steinen frei – zwei regionaltypische Steinarten, die auch bei der Terrassierung der örtlichen Weinberge zum Einsatz kommen. Ganz anders im alten Lagerhaus: Hier ließen sie einen konsequent modernisierten Wohnbereich entstehen, der kaum etwas von der ursprünglichen Funktion des Gebäudes verrät. Einzig die restaurierte, imposant wirkende Holzbalkendecke sorgt für einen rustikalen Akzent.
Meditativ und minimalistisch
Im offen gehaltenen Erdgeschoss befindet sich der Tagesbereich mit Wohnraum, Küche und angrenzendem Badezimmer. Graue Fliesen aus Feinsteinzeug, rau verputzte Wände und Decken in hellem Lichtgrau sowie maßgefertigte Einbaumöbel aus Eichenholz prägen das zurückhaltende, minimalistische Interieur. Der weitläufige Eingangsbereich erschließt zentral alle Räume und führt über eine gewundene Treppe auf die Galerieebene – einst der Heuboden – mit drei Schlafzimmern und zwei Badezimmern. Die Schlafräume verfügen über Dielenböden und maßgefertigte Einbauschränke.
Materielle Aufwertung
In ihrer reduzierten Klarheit strahlt die Innenarchitektur eine nahezu meditativ wirkende Ruhe aus. „Die historische Hülle der alten Räume bleibt in ihrer Form beinahe unberührt, erfährt jedoch in ihrer Verwandlung vom ehemaligen Arbeitsort zum modernen Wohnraum eine materielle und räumliche Aufwertung“, erklären die Architekten. Ihr gelungener Umbau ist ein äußerst schönes Beispiel dafür, wie gute Architektur einen Beitrag zur Wiederbelebung ländlicher Regionen leisten kann.
FOTOGRAFIE Marcello Mariana
Marcello Mariana
Mehr Projekte
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten
Architektur auf der Höhe
Wohnhaus-Duo von Worrell Yeung im hügeligen New York
Architektur im Freien
Pool und Pergola von Marcel Architecten und Max Luciano Geldof in Belgien