Betonpilz mit Pool
Auftakt der Architekturedition Solo Houses von Pezo von Ellrichshausen
Wie ein Ufo schwebt der Fremdkörper über den Wipfeln und ist schon aus weiter Ferne gut zu erkennen: Casa Pezo ist das erste fertiggestellte Wohnhaus einer geplanten Architektur-Edition namens Solo Houses im atemberaubenden Naturpark Ports de Tortosa-Beseit, zwei Stunden südlich von Barcelona.
Die Macher des Projekts versprechen sich nicht weniger als kleine Architekturrevolutionen, und die bisher teilnehmenden Baukünstler und ihre Visionen lassen auch auf ähnliches hoffen. Das junge chilenische Büro Pezo von Ellrichshausen schuf mit Casa Pezo eine Betonskulptur, die dem Namen Solo House gerecht wird: Vom Boden über einen Sockel abgehoben, erhebt sich das in jeder Hinsicht symmetrische und kubische Gebäude über die Dinge und überblickt die wilde Natur.
Dominante Wohnskulptur
Jeder der teilnehmenden Architekten bekommt vom Bauherren Christian Bourdais eine Carte Blanche: Keine Auflage soll die Ideenvielfalt einschränken. Maurizio Pezo und Sofia von Ellrichshausen wollten ein Haus schaffen, „das die Landschaft dominiert“, und lösten die Wohnetage mittels eines zurückspringenden Unterbaus vom Erdreich. Vom Boden aus betrachtet wirkt der ganz aus Beton errichtete Neubau mit seinen weiten Auskragungen abweisend, einzig zwei gespiegelte Treppenaufgänge deuten an, dass das Gebäude mehr als nur eine schön anzuschauende Minimal-Art-Skulptur ist.
Ausblick nach oben
Erklimmt man die symmetrische, pilzartige Struktur, muss zuerst der fensterlose Eingangsbereich im Inneren des Sockels passiert werden. Hier verbirgt sich nicht nur die gesamte Haustechnik, hier ist auch das mittig sitzende Wasserbecken des Swimmingpools eingelassen, das man durch zwei verglaste Öffnungen einsehen kann. Über eine Wendeltreppe gelangen die Bewohner in den Hof des Obergeschosses, von dem aus – in strenger Anordnung – die umliegenden Zimmer abgehen. In dem weiß gefliesten Patio wird klar, dass der Pool das Zentrum und Herzstück der Casa Pezo bildet und exakt ein Viertel des Sockels mit Wasser befüllt. Eine Referenz an die mediterrane Architektur, in der eine Balance aus Wärme und Kühle eine tragende Rolle spielt
Strenges Raster
Das Außenmaß des quadratischen Schwimmbeckens ist die Grundlage der gesamten Architektur: Alle Räume, die sich um den zentralen Hof legen, basieren auf den gleichen Abmessungen – mal zu einem größeren Zimmer addiert, aber aufgrund der sichtbaren Tragstruktur des Hauses immer gut als einheitliche Module ablesbar. Das einmalige Panorama der sich vollständig nach außen öffnenden Räume – die alle auch als eigenständige Terrasse dienen können – steht im Mittelpunkt des Geschehens. Die größtenteils von den Architekten entworfene Einrichtung nimmt sich daher zurück, und der Blick auf die Bergmassive und Wälder des Naturparks machen deutlich, dass am Ende doch die Landschaft das Haus dominiert.
FOTOGRAFIE Solohouses, Cristobal Palma
Solohouses, Cristobal Palma