Blecherne Ode
Gebauter Inselgeist: Modernes Ferienhaus von Rural Design.

Skye ist nicht nur die größte Insel der Inneren Hebriden, sie ist auch die einzige, die über eine Brücke mit dem schottischen Festland verbunden ist. Vielleicht erklärt das die vergleichsweise hohe Dichte an bemerkenswerten Architekturbüros und Bauprojekten. Jüngstes Beispiel: das Tinhouse am nordwestlichen Zipfel der Insel – eine blecherne Ode an die Einfachheit und atemberaubende Schönheit des Ortes.
Das siebzig Quadratmeter große Ferienhaus mit Blick auf den Minch, die Meerenge zwischen Skye und den Äußeren Hebriden, wurde vom Architektenpaar Alan Dickson und Gill Smith in dreijähriger Bauzeit eigenhändig errichtet. „Auf diese Weise zelebriert das handgefertigte Tinhouse die auf dem Land übliche Selberbau-Tradition“, erklären sie. „Wenn mehr Personen benötigt wurden, zum Beispiel beim Errichten der Giebelwand oder beim Einsetzen der Stahlträger, machten wir daraus ein gesellschaftliches Ereignis.“
Außen Wellblech
Bei der Wahl des Baumaterials achteten die beiden Architekten in erster Linie darauf, dass es von einer einzelnen Person problemlos gehandhabt werden konnte. Außerdem musste es den harschen Klimabedingungen der Küste widerstehen. Die konsequente Dach- und Fassadenverkleidung aus matt schimmerndem Wellblech mit schmalen Fensteröffnungen ist also eine ebenso praktische wie gestalterische Entscheidung: Einerseits eine perfekte Schutzhaut gegen das oft stürmische Atlantikwetter, andererseits eine Referenz an die Ästhetik der typisch ländlichen Schuppen, die in Schottland ebenso allgegenwärtig sind wie die weiß getünchten Bauernhäuser.
Innen Recycling
Auch beim Innenausbau legten Alan Dickson und Gill Smith großen Wert auf Einfachheit und Nachhaltigkeit. Für die Pockettüren im Schlaf- und Badezimmer verwendeten sie recyceltes Holz, und den Eintritt der Dusche konstruierten sie aus übrig gebliebenen Zementbauplatten. Die meisten Möbel bauten sie selbst: Das Doppelbett und die Nachttische im Schlafzimmer sowie Stühle und Couchtisch im offenen Wohn-Koch-Essbereich aus altem Bauholz, den Esstisch aus einer Betonplatte und einem Sägebock, die Küchenzeile und Wandschränke aus Sperrholz. Einfache Holzdübel verwandelten sie in Türklinken und Kleiderhaken. In Kombination mit der weiß lackierten Holzverkleidung der Decken und Wände sowie dem matten Betonboden, ergibt sich so ein gleichzeitig rustikales und modernes Interieur – dessen eigentlicher Blickfang jedoch immer die spektakuläre Aussicht bleibt.
Gebauter Inselgeist
Mit einem bescheidenen Budget von 110.000 britischen Pfund hat das Architektenpaar hier nicht einfach nur ein weiteres Ferienhaus geschaffen – es hat dem speziellen Geist der Insel eine zeitgenössische architektonische Form verliehen. Damit ist Tinhouse eine echte Alternative zu den noch immer beliebten Fertighäusern, die in der ursprünglichen Landschaft oft wie architektonische Fremdkörper wirken.
FOTOGRAFIE David Barbour
David Barbour
Projektarchitekten
Alan Dickson & Gill Smith
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