Wohnmaschine Reloaded
Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

Als ein vernachlässigter, sechsstöckiger Betonbau aus dem Jahr 1959 in der Basler Kannenfeldstrasse zum Verkauf stand, konnte das Haus zunächst nur wenig Interesse wecken. Bis neue Eigentümer*innen das Potenzial des Gebäudes erkannten und es in Zusammenarbeit mit der Interiordesignerin Katrin Greiling respektvoll renovierten – ganz im Sinne von Le Corbusier.
Fast könnte man meinen, Le Corbusier selbst hätte das Haus in der Kannenfeldstrasse entworfen. Tatsächlich stammt der Entwurf von Gerhard Kaufmann. In jungen Jahren entdeckte der Schweizer Architekt während eines Praktikums in Paris die Werke Le Corbusiers. Es war eine Begegnung, die sein eigenes Schaffen nachhaltig prägen sollte.
Beton für ein komplettes Wohnhaus einzusetzen, war damals etwas Neues. Kaufmann bewies Mut, als er eines seiner ersten Gebäude aus diesem Baustoff mitten im klassischen Gründerzeitviertel St. Johann platzierte. Auf einem schmalen Grundstück ließ er zwölf kompakte Wohneinheiten entstehen, die er im Inneren mit hochwertigen Holzeinbauten gliederte und so ein flexibles und zugleich möbliertes Wohnen ermöglichte.
Der Neustart
Viele Jahre später war von dieser fortschrittlichen Idee kaum noch etwas zu spüren. Eine befreundete Architektin empfahl den neuen Eigentümer*innen, das Gebäude dennoch unbedingt zu erhalten – nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen, sondern auch, um dieses architektonische Zeitzeugnis zu würdigen. Möglichst viel sollte bleiben, geplant wurde daher von innen nach außen. Gemeinsam mit dem Basler Architekturbüro Beer Merz und dem Studio Greiling aus Berlin wurde ein Konzept zur Schonung der Bausubstanz sowie zur Bewahrung der Grundriss-Typologie und Wohnungsgrößen entwickelt.
Im Gebäude gibt es drei verschiedene Wohneinheiten: Den Namen Classic trägt eine Eineinhalbzimmerwohnung mit rund 40 Quadratmetern. Urban hat die gleiche Größe, aber eine offenere Gestaltung. Und Attika besteht aus zwei Einheiten unter dem Dach ohne Raumtrennung.
Starkes Vorbild
Für die Gestaltung des Interiors beschäftigte sich Katrin Greiling intensiv mit dem Werk von Le Corbusier. „Meine Aufgabe war es, die Wohnungen historisch in den richtigen Kontext zu setzen und eine Brücke zwischen 1959, dem Baujahr des Hauses, und heute zu schlagen“, erklärt die Interiordesignerin. „Ich habe umfangreiche Recherchen zu Le Corbusier betrieben und mir seine Gebäude genau angesehen, insbesondere die Villa La Roche, Villa Savoy und L’Immeuble Molitor.“
Greiling entwickelte ein Farbkonzept für das Haus mithilfe von Le Corbusiers Klaviatur von 1959. Im Treppenhaus leuchten blaue und grüne Wohnungstüren vor einem roten Treppengeländer. Auch in den Wohnungen setzen kräftige Farben Akzente: etwa bei Küchenmöbeln mit weinroten Fronten oder leuchtend grünen und blauen Regalen im Inneren von Schränken.
Eine Hommage bis ins Detail
Die Einbauschränke mit Schiebetüren, die die Wohnungen so klug strukturieren, sind aus restaurierter Buche gefertigt, die stabförmigen Griffe wurden von Le Corbusier inspiriert.
Auch andere Möbelstücke nehmen Bezug auf das architektonische Vorbild, etwa der Bugholzstuhl von Ton, kombiniert mit neueren Entwürfen wie dem Pallas-Tisch von Konstantin Grcic für ClassiCon. Corbusier-Leuchten wie La Roche oder die bekannte sanduhrförmige Applique de Marseille sind ebenfalls Teil der Einrichtung. Im Bad wurden Zweihandmischer als Armaturen installiert – eine Besonderheit, die zur Entstehungszeit des Gebäudes passt, aber heute kaum noch zu finden ist.
Gemeinsam gestalten
Ein weiterer schöner Aspekt: Im Haus gibt es eine Gemeinschaftsküche und einen gemütlichen Innenhof als Treffpunkte für die Bewohner*innen. Es sind Orte für den Austausch von Ideen und für gemeinsames Engagement – ganz im Geiste der großen Meister von einst.
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