Boot in den Bäumen
Haus am See in Kanada von Paul Bernier Architecte
Das kanadische Dorf Oka befindet sich westlich von Montreal und zeichnet sich durch seine idyllische Lage am 150 Quadratkilometer großen Lac des Deux-Montagnes aus. Am Ufer dieses Sees baute das Büro Paul Bernier Architecte ein Häuschen, das nicht zufällig an ein Schiff erinnert. Atemberaubend ist der Ausblick vom elliptisch geformten Schlafzimmer auf dem Dach.
„Die Eigentümer*innen dieses Chalets lieben das Segeln und die Natur. Sie erwarben das Grundstück am Lac des Deux-Montagnes in Oka, einer Gegend, die für ihren Segelclub und den außergewöhnlich schönen See bekannt ist“, erzählt der in Montreal ansässige Architekt Paul Bernier. Ein kleines, aber optimal auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen abgestimmtes Haus wünschte sich die Bauherrschaft. Große Herausforderungen für die Planer*innen ergaben sich aus dem Standort: Ein beträchtlicher Teil des Grundstücks lag jenseits der Jahrhunderthochwasser-Linie und somit auf einer Fläche, die nicht bebaut werden durfte. Dazu kamen noch topografische Unebenheiten im Uferbereich. Aus diesen örtlichen Gegebenheiten resultierte der ungewöhnliche Grundriss des Gebäudes.
Im Einklang mit Wind und Sonne
Markante Lamellen aus Zedernholz legen sich schützend um den flachen Bau. Bei Bedarf können sie geöffnet werden und großzügige Fenster freigeben, die das Innere mit Licht durchfluten. Zugleich wird das geöffnete Schiebeelement zur Sichtschutzwand der Veranda und schafft Privatsphäre für die Bewohner*innen, die dort – beispielsweise in der gemütlichen Hängematte – Platz nehmen und die Segelboote in der Ferne beobachten können. Auf der Seeseite befindet sich ein weiteres großes Fenster mit Blick auf den Strand. „Im Sommer, wenn die Schiebetüren geöffnet sind, weht der Wind durch die Fenster und es fühlt sich so an, als würde man auf dem See segeln“, sagt Paul Bernier.
Zum Wasser hin ausgerichtet
Auffällig ist das große, weiße Dach, das von schlanken, lackierten Stahlpfosten getragen wird und sich bis über die hölzerne Veranda erstreckt. Der Schatten schützt das Häuschen im Sommer vor Überhitzung und zugleich bleibt die Terrasse auch bei Regen trocken. Auf dem Dach platzierten die Architekt*innen eine ebenfalls mit Holzlamellen ummantelte Struktur: „Es ist ein elliptisches Volumen und erinnert an die Form eines Bootes, das auf den See hinausfährt“, erklärt Paul Bernier. Inspiriert von diesem Bild, gaben die Bewohner*innen ihrem Haus den Spitznamen „Le bateau dans les arbres“ („Das Boot in den Bäumen“). „Von der ruhigen Straße vor dem Grundstück aus betrachtet, fasziniert die ungewöhnliche Form des Chalets die Passant*innen und belebt zudem die Nachbarschaft“, meint der Architekt.
Kajüte mit Sonnenuntergang
Der Eingang zum Haus ist leicht schräg versetzt, im Inneren vermittelt der Raum mit dem großen Esstisch aus Holz, dem dunklen Kamin, dem bunt gemusterten Teppich und der offenen Küche viel Gemütlichkeit. „Der gestalterische Minimalismus, die Offenheit nach außen und die robusten Betonböden verleihen dem Interior die typische Einfachheit des Landlebens“, sagt der Architekt. „Abends versammeln sich die Bewohner*innen um den Kamin oder draußen am Lagerfeuer.“ Vom Erdgeschoss gelangen sie über die kleine Treppe, die in eine von Holzlamellen ummantelte, halbrunde Struktur integriert ist, zur großzügigen Dachterrasse und zum Highlight des Hauses: Dem elliptisch geformten Schlafzimmer. Im rundum verglasten Obergeschoss fühlt man sich wie im Bug eines Bootes. Vom Bett aus lässt sich die Panoramaaussicht auf den See – und den Sonnenuntergang – genießen.
FOTOGRAFIE Raphaël Thibodeau
Raphaël Thibodeau
Projektname | Chalet in Oka |
Entwurf | Paul Bernier Architecte |
Ort | Oka, Kanada |
Nutzung | Wohnen |
Fertigstellung | 2021 |